Das Original

Die Fregatte USS Gabrielle Giffords (LCS-10) ist eine von 19 Einheiten der Independence-Klasse, die seit 2006 für die US Navy im Bau sind. Die Klasse wird als Littoral Combat Ship (LCS), etwa Schiffe für küstennahe Gefechtsführung, klassifiziert und wurde für die Bekämpfung von U-Booten, Schwärmen von kleinen Booten und Minen in küstennahen Gewässern entworfen. Die Schiffe sind für eine extrem hohe Geschwindigkeit ausgelegt und sind hochseetüchtig, da der Einsatz in Übersee erfolgen soll, um Verbänden der US Navy, z.B. amphibischen Verbänden, den Zugang zu Küsten zu erkämpfen. Die Klasse ist allerdings sehr leicht gebaut und somit nicht sehr standhaft sowie auch sehr leicht bewaffnet, d.h. für die Kriegsführung gegen schwächer bewaffnete, asymmetrische Bedrohung ausgelegt. Für die verschiedenen Einsatzzwecke sollten sie mit verschiedenen Modulen ausgerüstet werden, d.h. sie  sollten nur jeweils für einen Einsatzzweck geeignet sein und hätten für andere Einsatzzwecke umgerüstet werden müssen. Die Independence-Klasse sollte gemeinsam mit der Freedom-Klasse die Fregatten der Oliver Hazard Perry-Klasse und die Minenjagdboote der Avenger-Klasse ersetzen. Wie andere Klassen von Überwasserkampfschiffen, die in der gleichen Epoche für die US Navy entworfen wurden, wird auch diese massiv kritisiert und ist in vielerlei Hinsicht ein Fehlschlag. Allerdings ist die Form spektakulär, ein Spitzname ist Klingonenkreuzer bzw. "Klingon Bird of Prey".

Der Rumpf der Independence-Klasse wurde, um eine hohe Geschwindigkeit zu erreichen, aus der Fähre Benchijigua Express entwickelt. Wie diese wurde auch bei der Independence-Klasse ein Trimaran-Auslegung und eine Aluminiumbauweise gewählt. Die Gründe für die Anforderung, eine extrem hohe Geschwindigkeit zu erreichen, sind unklar. Die Folge ist auf jeden Fall ein sehr leicht gebautes Schiff, dass nicht nur bei Treffern sehr anfällig, sondern durch die leichte Bausweise auch wartungsintensiv sein dürfte. Auch die Antriebsanlage, die für hohe Geschwindigkeiten auslegt ist, dürfte relativ unwirtschaftlich sein. Die ursprünglich vorgesehene Bewaffnung ohne Module war nur minimal und bestand nur aus einem Bordgeschütz, Maschinengewehren und einem SeaRAM-Starter für die Nahbereichsabwehr. Ein Vorteil der Trimaran-Auslegung ist das sehr große Hubschrauberdeck und das ebenso relativ große Mehrzweckdeck darunter, in dem die verschiedenen Module, aber z.B. auch leichte Panzer und andere Fahrzeuge transportiert werden können. Es gibt eine seitliche Rampe, über die das Deck beladen werden kann. Über Öffnungen im Heck können Beiboote, aber auch diverse Über- und Unterwasserdrohnen ein- und ausgeschifft werden.


Es sollten drei, schnell austauschbare Module entwickelt werden: für die U-Jagd, für die Bekämpfung von Bootsschwärmen und für die Minenbekämpfung:

  • Die Entwicklung des U-Jagdmoduls ist gescheitert, da es nicht gelang einen Schleppsonar zu entwickeln, der für die leicht gebauten Schiffe geeignet ist. Ein Sonar am Bug oder unter dem Rumpf ist nicht vorhanden. U-Jagd ist somit nur mit eingeschifften Hubschraubern (und eventuell in Zukunft Drohnen) möglich.
  • Für die Bekämpfung von Bootsschwärmen sollten ursprünglich XM501-NLOS-Raketen genutzt werden. Die Entwicklung dieser Raketen wurden aber 2011 eingestellt, weshalb als Ersatz senkrechtstartete Hellfire-Raketen genutzt werden sollen - also Raketen, die ursprünglich für die Panzerabwehr entwickelt wurden und eine entsprechend sehr kurze Reichweite haben. Dazu gehören zu diesem Modul zwei 3-cm-Geschütze. Weltweit hat nur ein einziger Staaten Boote im größeren Still gebaut, die im Schwarm gegnerische Schiffe angreifen können sollen: der Iran. Vergleichbar wären lediglich Überwasserdrohnen nach dem Vorbild derer, die die ukrainische Marine für Angriffe auf die russische Flotte nutzt. Da sich inzwischen das Bedrohungszenario gewandelt hat und stärker und besser bewaffnete Marinen als wahrscheinliche Gegner angenommen werden, scheint dieses Modul kaum mehr relevant zu sein.
  • Für die Bekämpfung von Minen soll eine Kombination von Unterwasserdrohnen und entsprechend ausgerüsteten Hubschraubern eingesetzt werden, so dass Minen aus der Distanz bekämpft werden können. Die Schiffe selbst sind nicht mit einem Sonar zur Detektion von Minen ausgerüstet. Auch bei diesem Modul gibt es verschiedene Probleme bei der Entwicklung, aber es scheint das einzige der drei Module zu sein, dass wie ursprünglich vorgesehen einsatzfähig wird.


Neben den Problemen bei der Entwicklung der Module hat es sich auch herausgestellt, dass das Konzept selbst, die Schiffe schnell für verschiedene Aufgaben umzurüsten, problematisch war. Es ist besser die Besatzung für einen bestimmten Einsatzzweck zu schulen, als nur jeweils Spezialisten für diesen Einsatzzweck mit den Modulen einzuschiffen: eine Erkenntnis, die die dänische Marine mit der Flyvefisken-Klasse schon sehr viel früher gewonnen hatte. Die US Navy entschied 2016, dass einzelne Schiffe für bestimmte Einsatzzwecke spezialisiert werden sollen. Nachdem U-Jagd wegen fehlender Ausrüstung als Option ausfiel, werden die Schiffe der Independence-Klasse entweder für die Minenbekämpfung genutzt oder werden zur Bekämpfung von Überwasserschiffen ausgerüstet. Hierfür erhalten die Schiffe NSM-Anti-Schiffsraketen, also Raketen, die im ursprünglichen Konzept gar nicht vorgesehen waren, aber immerhin untergebracht werden können.

Beim Bau gab es massive Kostenüberschreitungen, insbesondere beim Typschiff. Die Bestellung des zweiten Schiffs wurden deshalb etwas hinausgezögert. Die ersten beiden Schiffe dienten zur Erprobung und eigentlich sollten diese als Vergleich zu den ersten beiden Schiffen der Freedom-Klasse dienen und anschließend ausgewählt werden, welche Klasse gebaut wird. Stattdessen entschied man sich beide Klassen zu bauen, wobei von der Independence-Klasse letztlich mehr Schiffe bestellt wurden (19 vs. 16). Die Folgeschiffe der Independence-Klasse ab USS Jackson (LCS-6) haben diverse Verbesserungen, wie verbesserten Korrosionsschutz und anders angeordnete Radarantennen. Die ersten beiden Schiffe wurden 2021 bzw. 2022 außer Dienst gestellt - also bevor die letzten Schiffe der Klasse überhaupt fertig gestellt wurden. Es wurde entschieden, dass es zu teuer wäre, diese beiden Schiffe auf den Standard der anderen zu bringen. Statt weiterer LCS der Independence- und Freedom-Klasse entschied sich die US Navy stärkere bewaffnete Fregatten zu bauen. Hierbei setzte sich 2020 ein Entwurf basierend auf den italienischen Fregatten der FREMM-Klasse u.a. gegen stärker bewaffnete Versionen der Independence- und Freedom-Klasse durch, d.h. größere, vollwertige Mehrzweckfregatten, die stärker gebaut und bewaffnet sein sollen. Diese werden ab 2022 als Constellation-Klasse gebaut und sollen als Lenkwaffenfregatten (FFG) klassifiziert werden.


Gabrielle Giffords ist 127,4 m lang, 31,6 m breit und verdrängt voll beladen 3104 t. Der Antrieb besteht aus zwei Dieselmotoren und zwei Gasturbinen, die zusammen 83.406 PS leisten und eine Geschwindigkeit bis zu 47 kn ermöglichen sollen. Die Besatzung besteht aus 93 Personen.

Bewaffnung
1 x 5,7 cm L/70 Mk 110 Bofors Geschütz
2 x 3 cm Mk 46 Geschütze (Einzellafetten)
4 x 1,27 cm M2 Browning Maschinengewehre
8 NSM-Anti-Schiffsraketen (zwei Vierfachsterter)
(24 Hellfire-Raketen gegen Boote und Bodenziele (Senkrechstarter) (wird möglicherweise nachgerüstet)
1 elffach SeaRAM-Starter zur Nahbereichsabwehr
1 - 2 Sikorsky MH-60R Seahawk Bordhubschrauber
1 - 2 Northrop Grumman MQ-8B oder MQ-8C Fire Scout-Drohnen

Gabrielle Giffords wurde 2014-17 von Austal in Mobile gebaut. Ihr Heimathafen ist in San Diego und sie gehört zur Littoral Combat Ship Squadron 1 (LCSRON-1). 2019 wurde sie mit NSM-Anti-Schiffsraketen nachgerüstet und danach im Westpazifik eingesetzt.

Das Modell

Das Modell der Fregatte USS Gabrielle Giffords (LCS-10) habe ich aus dem Bausatz von Dragon (Cyber Hobby) gebaut. Der Bausatz ist eine 2020 erschienene Variante des Bausatzes der USS Independence von 2010, den es auch mit einem Sikorsky MH-53E Sea Dragon als USS Coronado gab. Der neue Bausatz der Gabrielle Giffords enthält neue Teile für den Sea Giraffe-Radar (da hier beim Original der Konus über diesem fehlt, der bei den ersten beiden Schiffe vorhanden ist), einen neuen Navigationsradar, Brückenflügel, die 3-cm-Türme und NSM-Raketenstarter. Damit soll der Bauzustand des Schiffs ab 2019 darstellbar sein, als sie mit NSM-Raketen ausgerüstet wurde. Ganz konsequent wurde der Bausatz aber nicht verbessert, so dass noch einige Änderungen notwendig und Verbesserung möglich waren (und noch mehr möglich wären):

  • den Radar vor dem Mast erhielt eine neue Antenne aus Plastikstreifen
  • dahinter wurde ein FLIR-Sensor ergänzt
  • im Dreibeinmast wurden weitere Radarantennen über dem Sea Giraffe auf neuen Verstrebungen ergänzt
  • die V-förmige Rah wurde durch feinere Teile ersetzt
  • alle stabförmigen Antennen wurden durch feinere Drahtteile ersetzt
  • zwei kleine Sensoren wurden auf der Brücke (etwa über den Brückenflügeln) aus Plastikstäben ergänzt
  • das 5,7-cm-Geschütz erhielt ein Messingrohr von Master
  • die 3-cm-Geschütze erhielten Messingrohre von FlyHawk
  • im Bereich der Störkörperwerfer ergänzte ich auf beiden Seiten eine Plattform sowie einige Kisten
  • über dem Hangar ergänzte ich eine Antenne (zur Leitung der Hubschrauber?)
  • achtern an Backbord ist in der Einbuchtung ein Festkörperschlauchboot untergebracht. Hier musste ein Erker (modifiziertes und anders angebrachtes Teil C7), der Davit (aus Plastikstreifen) und das Boot selbst (von Gwylan Models) hinzugefügt werden.
  • der MH-60R wurde durch einen Seahawk von Trumpeter ersetzt und erhielt Rotoren von White Ensign. Der im Bausatz enthaltene Hubschrauber sieht einem Seahawk nur sehr entfernt ähnlich und ist auf einem uralten Spritzling enthalten, der ursprünglich von Pit-Road stammt. Inzwischen gibt es auch bessere Seahawk als die von Trumpeter; der Seahawk im Zumwalt-Bausatz von FlyHawk (Bausatzbesprechung) wäre z.B. noch mal deutlich besser.

Das Teil B3, das wie ein VLS Mk 41-Starter aussieht, sollte man übrigens nicht verbauen. Die Independence-Klasse verfügt über keinen solchen Senkrechtstarter. An dieser Stelle sollte der Senkrechtstarter XM501-NLOS-Raketen eingebaut werden und ist jetzt der Einbau eines Senkrechtstarters für Hellfire-Raketen geplant. Dies sind wesentlich kleinere und kürzere Raketen als die, die aus VLS Mk 41-Startern abgefeuert werden können, und die Öffnungen der Startzellen sehen anders aus (siehe hier).

Eine Herausforderung ist der Anstrich, da das Original im vertikalen Bereich nicht bemalt ist, sondern einfach das ungleichmäßig oxidierte Aluminium zu sehen ist. Ich benutzte überwiegend Acrylfarben von Vallejo Model Color, die ich mit dem Pinsel auftrug - bei diesem Schiff wäre eine Spritzpistole wohl die bessere Wahl, um den ungleichmäßigen Anstrich darzustellen. Ich benutze 153 (907) Hellblaugrau, also eine etwas hellere Farbe, als die ich für die Darstellung des Hazegray verwenden würde. Darauf trug ich eine der stark verdünnten Farben (Wash) von Vallejo auf, um die Farbe ungleichmäßig dunkler als das normale Hazegrey zu machen. Für viele Systeme benutzte ich 154 (989), da diese normal bemalt sind. Die Decks bemalte ich teilweise mit 159 (991) Staubgrau, teilweise mit 164 (867) Dunkelgraublau. Die Abziehbilder sind aus dem Bausatz, wobei ich für die Hubschrauber nur die LowVis- und nicht die merkwürdigerweise beiliegenden HiVis-Markierungen verwendete.

Hier USS Gabrielle Giffords mit den Typschiffen von zwei anderen Klassen der US Navy aus der gleichen Generation, die ähnlich umstritten sind: links mit USS Freedom (LCS-1, 2008); rechts mit USS Zumwalt (DDG-1000, 2016):


Links mit einem Geschützen Kreuzer USS Chicago (1889), in der Mitte mit der modernen russischen Fregatte Admiral Gorschkow (2016) und rechts einer Fregatte, die durch die beiden LCS-Klassen ersetzt wurde, USS Reuben James (FFG-57,1986) der Oliver Hazard Perry-Klasse (man beachte, wie groß das Hubschrauberdeck der Gabrielle Giffords im Vergleich zu den anderen beiden Fregatten ist!).

Quellen


Lars