Das Original
Die vier Schlachtschiffe der Tegetthoff-Klasse waren die ersten (und einzigen) Dreadnoughts der Österreichisch-Ungarischen Kriegsmarine. Ihre Namen waren Viribus Unitis (Stapellauf 1911), Tegetthoff (1912), Prinz Eugen (1912) und Szent István (1914). Sie waren für ihre Größe verhältnismäßig schwer mit zwölf (4x3) 30,5 cm/L45-Geschützen von Škoda (davon sechs in zwei überhöhten Drillingstürmen), zwölf 15-cm/L50-Kasemattengeschützen, 18x1 7 cm/L50 (tatsächliches Kaliber 6,6 cm) auf dem Oberdeck bzw. auf den Geschütztürmen, vier 53,3-cm-Torpedorohren unter der Wasserlinie und einigen kleineren Waffen wie MG und Landungsgeschützen bewaffnet. Bei einer Konstruktionsverdrängung von 20.008 Tonnen (21.689 t maximal) waren sie 152 Meter über alles lang und maximal 28 Meter breit. Geschwindigkeit spielte (noch) nicht die große Rolle. Zwölf Yarrowkessel (Kohle und Ölzusatzfeuerung) und vier Parsons-Turbinensätze (bei der Szent István AEG-Turbinen) lieferten 25.000 WPS und ermöglichten zumindest theoretisch eine Geschwindigkeit von 20 Knoten. Szent István wurde angetrieben von zwei Schrauben, ihre Schwesterschiffe von vieren. Die Besatzungsstärke in Friedenszeiten wird mit 1100 Mann angegeben.
Zum Zeitpunkt ihrer Konzeption 1907-09 stellte die Klasse einen bemerkenswert fortschrittlichen Gesamtentwurf dar. Während fast alle anderen großen Schiffbau-Nationen noch mit diversen Aufstellungen für die schwere Artillerie herumexperimentierten (Cuniberti, Hexagonal, Diagonal usw.) orientierte sich der eigentlich schon pensionierte KuK Schiffbauingenieur Siegfried Popper an den neuesten US-amerikanischen Ideen und entschied sich für eine mittige Aufstellung entlang der Längsachse, mit zwei überhöhten Türmen. Vor allem letzteres galt zu jener Zeit durchaus als Wagnis in Hinsicht auf Stabilität und Ausbalanciertheit eines Großkampfschiffes. Diese Aufstellung ist es, die die Schiffe aus heutiger Sicht relativ modern wirken lässt.
Leider betrafen diese fortschrittlichen Ansätze nur den Teil der Schiffe, der über der Wasserlinie lag. Darunter waren die vier Schlachtschiffe noch ganz Kinder ihrer Zeit, deren Schutz gegen die neuartigen Bedrohungen durch Torpedos und Minen nicht mehr den Anforderungen des Ersten Weltkrieges entsprachen. So waren bei den Schiffen der Abstand des Torpedolängsschotts zur Außenhaut (2,45 m) zu gering, ebenso der Abstand des doppelten ("Minen-")bodens zum Schiffsboden von nur 1,35 Metern. Eine Detonation an der Bordwand konnte so auch die zweite Wand dahinter durchschlagen.
Bei Szent István kam noch eine mangelhafte Verarbeitung der Nieten hinzu (die aus politischen Gründen beauftragte Danubius-Werft in Fiume (kroatisch: Rijeka) hatte vorher noch keine Erfahrungen sammeln können beim Bau großer Einheiten). Schon beim Einschießen der Schweren Artillerie im Dezember 1915 fielen viele Nieten aus den Bohrungen, und beim Untergang am 11. 6. 1918 schossen unter dem steigenden Wasserdruck Metallnieten wie Gewehrkugeln durch das Schiffsinnere und behinderten die Rettungsmaßnahmen. Auch Viribus Unitis wurde ein Opfer ihres unzureichenden Unterwasserschutzes: sie sank am 1. November 1918 durch Zeitzünderminen, die italienische Kampfschwimmer an ihrem Rumpf angebracht hatten, in Pola.
Die Szent István unterschied sich auf den ersten Blick von ihren Schwesterschiffen. Am augenfälligsten: die riesige Plattform weit oben schloss den ersten Schornstein komplett und den hinteren zur Hälfte ein. Auf ihr fanden sich bis zu sechs Suchscheinwerfer ("Projektoren" genannt). Ein weiterer Unterschied: der große viereckige Lüfter vor dem Großmast. Die Schwesterschiffe hatten hier mehrere kleinere runde Lüfter. Zu weiteren Unterschieden komme ich noch. Die Schornsteine wurden wegen der Plattform geringfügig verlängert, was allerdings nicht im Bausatz berücksichtigt ist.
Das Schiff neigte zu starkem Krängen bei hoher Fahrt und starkem Rudereinschlag. Man schrieb die Ursache für dieses Phänomen zunächst der Hebelwirkung der Scheinwerferplattform und der verlängerten Schornsteine zu, aber diese Ansicht ließ sich nicht halten und wurde gar mathematisch widerlegt. Die Ursache lag wohl in der Form der Wellenhosen - warum auch immer. Starke Rudereinschläge bei voller Fahrt wurden jedenfalls untersagt. Die AEG-Turbinen erwiesen sich als störanfällig und überhitzten rasch, weshalb desöfteren die Fahrt verringert werden musste.
Das Leben der Szent István im Ersten Weltkrieg verlief gemächlich - zumindest bis zu ihrer Versenkung. Die Seeherrschaft der Alliierten im Mittelmeer ließ keine großen Aktionen über die Adria bzw. über die Straße von Otranto hinaus zu. So unternahm Szent István einige Ausfahrten mit Probeschießen, es gab auch Fliegeralarme, und ein Fliegerbomben-Nahtreffer beschädigte tatsächlich das Schiff leicht. Als Reaktion erhielt das Schiff Netze oberhalb der Schornsteinschlote, gefertigt aus nicht verwendeten Torpedonetzen.
Ganz im Gegensatz zu ihrer unscheinbaren Existenz in ihren vier Kriegsjahren stand das dramatische und gut dokumentierte Ende des Schiffes. Am Abend des 10. Juni 1918 verließ die Szent István gemeinsam mit der Tegetthoff und einigen Sicherungseinheiten den Kriegshafen Pola, um gemeinsam mit den anderen Schwesterschiffen die alliierte U-Boot-Sperre von Otranto anzugreifen. Eine strategisch eher unsinnige Aktion, mit der der neue energische Admiral und spätere Staatschef Ungarns Miklós Horthy die Moral der Schiffsbesatzungen auf Vordermann bringen wollte.
Wegen mehrerer Pannen (die Hafenwache wurde wegen der Geheimhaltung nicht informiert, und daher mussten die Sperrnetze bzw. -Balken der Hafensperre erst beseitigt werden) verzögerte sich das Auslaufen, so dass das Schiff mehr Fahrt aufnahm, um den Rückstand aufzuholen. Mehr als 14 Knoten waren allerdings wegen der erwähnten Turbinenüberhitzung nicht drin.
Durch die starke Rauchsäule, bedingt durch ungeübte Heizer, schlechte Kohle und hohe Fahrt, wurde sie im Morgengrauen des 11. Juni 1918 von einer italienischen Schnellboot-Flottille entdeckt. Diese kamen die von einer ergebnislosen Patrouillenfahrt zwischen den Inseln Silba und Premuda und hatten gerade in ihren Stützpunkt zurückkehren wollen. Den beiden MAS-Booten MAS 15 und 21 gelang es, unerkannt durch die sichernden Zerstörer und Torpedoboote zu steuern und aus etwa 600 Metern Entfernung je zwei Torpedos auf die Schlachtschiffe abzufeuern. Die zwei Torpedos von MAS 15 trafen um etwa 3:30 die Szent István, die beiden anderen verfehlten die Tegetthoff. Beide Boote konnten entkommen, da die Österreicher von einem U-Boot-Angriff ausgingen. Die Szent István, an Steuerbord getroffen in Höhe der vorderen und hinteren Kesselräume, bekam sofort Schlagseite nach Steuerbord, Rettungs- und Abschleppversuche wurden wegen der vermuteten U-Bootgefahr abgebrochen. Das Schwenken der Geschütztürme nach Backbord, um Gewicht zu verlagern, führte nur für wenige Minuten zu einer Minderung der Schlagseite. Auch die Abdichtung der Lecks mit Lecksegeln scheiterte, da die Ketten der Tücher sich auf dem Schlingerkiel verhakten. So kenterte das Schiff um etwa 6:05 Uhr. Der Todeskampf des Schlachtschiffes wurde dokumentiert von einem offiziellen Kamerateam auf der Tegetthoff, welches eigentlich den glorreichen Sieg über die alliierten Sicherungskräfte der Sperre an der Straße von Otranto hatten zeigen sollen. 89 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
Ansonsten existieren Untergangs-Filmaufnahmen während eines Kampfeinsatzes nur noch vom britischen Schlachtschiff Barham aus dem Zweiten Weltkrieg, welches von einem deutschen U-Boot torpediert und versenkt wurde.
Das Schlachtschiff stieß beim Untergang mit dem Bug auf den Grund der Adria, noch während das Heck über Wasser war; der Bug brach daraufhin ab. Ansonsten liegt das Schiff kopfüber im Sand und ist in einem relativ guten Zustand, wie Tauchgänge in jüngster Zeit gezeigt haben. Die Drillingstürme sind trotz Kenterns nicht herausgefallen und stehen immer noch in der 90 Grad Position in Richtung Backbord.
Das Modell
Der Trumpeter- Bausatz 05365 der Szent István enthält zwölf Spritzguß-Elemente, drei Fotoätzteilplatinen und einen kleinen Bogen Abziehbilder (Flaggen und Schiffsname) (vergleiche Bausatzbesprechung des Schwesterschiffs Viribus Unitis). Die Unterschiede (soweit berücksichtigt) zu den Schwesterschiffen sind enthalten in Element H, hier findet man die Brücke, den geänderten Lüfterschacht, die Scheinwerferplattform und zwei Schiffsschrauben samt Wellenhosen (bei der Viribus Unitis sind es vier Schrauben).
Ausnahmslos alle Bauteile weisen die Trumpeter-typische hohe Paßgenauigkeit auf. Beeindruckend sind wieder mal die filigranen Strukturen bei den meisten Details. Nur die Beiboote und 70-mm-Geschütze erscheinen mir zu grob, die Bordwände der Boote zu dick, bei den Ruderbooten muss nachgefeilt werden, wenn es nicht plump aussehen soll.
Die drei mitgelieferten Ätzteil-Platinen entsprechen irgendwie nicht dem Trumpeter-Standard. Zu dick, zu wenig Oberflächendetails, vor allem zu wenig. Die Reling für die Bordwände fehlt komplett! Nur die Relingteile für die Aufbauten sind vorhanden. Zunächst habe ich tatsächlich nachgeschaut, ob die österreichisch-ungarische Marine vielleicht auf Bordwandrelings verzichtet hat - aber nein, wie alle anderen Marinen hatte auch die Szent István Relings. Mir absolut unbegreiflich, warum Trumpeter die nicht dazugepackt hat.
Stattdessen haben die Experten in China artig an die 30 Spieren für die Torpedonetze gedacht, 15 an jeder Seite, samt Bohrungen in den Bordwänden. Fein. Das Problem bei der Sache: als einziges Schiff ihrer Klasse hat die Szent István nie Torpedoschutznetze erhalten (somit auch nicht die meterlangen Ablagegitter für die Netze unterhalb der Kasemattgeschütze). Nicht etwa um Geld zu sparen, sondern weil sie die letzte Einheit ihrer Klasse war und man bereits um die geringe Effizienz von Torpedoschutznetzen Bescheid wusste. Ein Modellbauer, der es ganz genau machen möchte, muss also zunächst die Bohrungen wegspachteln und kann dann erst mit dem Rumpf beginnen. Außerdem müssen die Ablagegitter der vier großen Fotoätzteile der Batteriedeck-Auflagen abgeschnitten werden (natürlich kann man auch ganz auf die Teile verzichten). Ärgerlich.
Weitere kleine Unterschiede der Szent István zu ihren Schwesterschiffen blieben ebenfalls unbeachtet. Hier die wichtigsten: die Szent István erhielt wegen der Rauchbelästigung höhere Schornsteine (1,5 m bzw. ca. 5 mm) somit waren auch die drei Positionsleuchten am Fockmast höher angebracht. Die Fockmast-Gaffel musste gekürzt werden, damit sie nicht mit dem höheren vorderen Schornstein kollidierte. Die Konsolen an den Salingen der Marse waren dreifach gelocht, nicht vierfach. Die Leitern an den Masten zum jeweiligen Fleckerstand waren alle an der Backbord-Seite angebracht. Die Klappen der Zieloptik der schweren Geschütze waren rechts angeschlagen, die oberen Ausstiegsluken hatten Schiebedeckel. Die Außenleitern an den Türmen B und C waren länger als auf den Schwesterschiffen, die Außenleitern an den Schornsteinen nicht seitlich, sondern an der Hinterseite des letzten Schornsteines. Die 30,5-cm- Drillingstürme der Szent István hatten (dunkelgraue) Rohrhosen zum Schutz der Insassen vor dem Explosionsdruck der schweren Artillerie, während die Schwesterschiffe noch mit einem Verschlusssystem aus jeweils drei sichelförmigen Metallklappen pro Rohr ausgestattet waren (gibt es nur im AddOn-Satz) Die Rahmen der Bombenablenknetze über den Schornsteinen hatten sechs Streben. Weitere Unterschiede wie z.B. die "Augenbrauen" (Regenabweiser) über den Bullaugen wären im Maßstab 1/350 vermutlich nur schwer darstellbar.
Allein schon wegen der fehlenden Relings empfiehlt sich also ein AddOn-Satz, in diesem Fall kam der von Eduard für die Viribus Unitis in Frage. Alternativ habe ich nur den Satz von Ship Yard Works (China) entdeckt, der noch sehr viel genauer ist als das Eduard-Produkt, allerdings auch dreimal so teuer: er beinhaltet zusätzlich noch 3D-Teile wie Poller, Luken und Geschütze, ein Holzdeck und gedrehte Stengen und Spieren aus Kupfer. Dazu später.
Der Eduard-Satz begeistert neben den Relings vor allem durch die filigranen Gitternetze, die im Laufe des Krieges über den Schornsteinöffnungen angebracht wurden, um unglückliche Direkttreffer in die Schornsteinschächte zu verhindern. Die Gitter sind sehr empfindlich (Streben brechen sofort ab) aber sehen sehr dekorativ aus. Ich werde beim nächsten Bau gar nicht erst versuchen, die Originalstreben zu verwenden, sondern gleich Streben aus 1/200-Relingstützen passend schneiden. Dann kann man nämlich gleich längere Streben machen (zunächst wurde das Gitter in geringer Höhe über dem Schornstein angebracht, später dann mit mehr Abstand zu dessen Oberkante).
Möchte man Schornsteinringe aus dem Eduard-Bausatz anbringen, wird es problematisch: sie sind ja darauf ausgelegt, dass die Leitern an den Schornsteinen seitlich verlaufen wie bei der Viribus Unitis, nicht hinten wie bei der Szent István...
Sehr überzeugend sind die Eduard-Optimierungen für die Beiboote bzw. die Flaschenzüge der Bootsdavits. Diese fotogeätzten Details lassen die Beiboote weitaus eleganter bzw. realistischer erscheinen.
Ebenfalls zum Einsatz kam ein Holzdeck aus China (eBay, Hersteller Chyuanyu), welches - genau wie bei den beiden Zessarewitsch-Modellen (Modellvorstellung des ersten Modells) - ziemlich genau 0,8 Millimeter zu lang war. Und das wieder bei beiden Modellen, die ich damit ausgestattet habe. Der Hinweis eines Freundes, das Holzdeck auf das auf 40 Grad vorgewärmte Plastikdeck aufzuziehen erwies sich als erfolglos: dies führte nur dazu, dass sich das unter Spannung eingeklebte Holzdeck dann nach ein paar Stunden an den kritischen Stellen aufwarf bzw. von der Plastikdeck-Unterlage löste. Einzige Möglichkeit also: Das Holzdeck quer zum Kiel durchschneiden und um 0,8 Millimeter kürzen. Sehr unschön, aber alternativlos. Bei der Szent István bietet sich dazu, würde ich sagen, die Stelle an, wo die Entfernungsmesser für die Mittelartillerie in Höhe der Schornsteine auf dem (Holz-) Deck stehen. Die ovalen gepanzerten Gehäuse der E-Messer sind im Unterschied zu den Schwesterschiffen quer zur Fahrtrichtung montiert und verdecken so die Schnittstelle des Holzdecks. Bei der Viribus Unitis stehen sie leider längs in Fahrtrichtung, so dass ich das Deck weiter vorne durchgeschnitten habe, etwas hinter der Barbette von Geschützturm B. Die sechs 70-mm-Geschütze, aufgestellt in jeweils einer Reihe von drei Geschützen an Deck, und eine großer Lukendeckel verdecken dort die Schnittstelle halbwegs.
Nicht wundern: es gibt im Bausatz beide Arten von E-Messer-Gehäusen, für Längs (Viribus Unitis)- und für Quereinbau (Szent István). Wir nehmen natürlich das für Quereinbau.
Abschließend noch aus Polen ein Satz mit gedrehten Geschützrohren und Stengen aus Messing (eBay) für sehr kleines Geld, der die Rohre genauer darstellt bzw. die zum Durchbiegen bzw. Durchbrechen neigenden Originalstengen bzw. Rahen ersetzt. Kann losgegen.
Die Flaggleinen und jeweils vier der Stage jedes Mastes enden in einer Beting mitten auf dem Holzdeck rechts und links des jeweiligen Mastes, die bei Trumpeter nicht vorkommt. Also selber bauen. Da die Beting was aushalten muss (Stage und Flaggleinen sollen ja möglichst straff verlaufen) empfiehlt sich eine stabile Konstruktion (ich habe Stecknadelspitzen ins Deck versenkt und darauf dann die gelochten Betingbretter geklebt).
Die bereits erwähnten Rohrhosen der Drillingstürme habe ich aus langsam aushärtendem Zwei-Komponenten Kleber (UHU endfest) modelliert (Kleber einfach mit einer Nadel in die Öffnung zwischen Rohr und Turm drücken) und dunkelgrau angemalt, sieht sehr schick aus. Perfektionisten können in den ausgehärteten Kleber ja noch ein paar Falten reinritzen.
Sehr genau sollte man bei der Konstruktion des Komplexes Brücke/Scheinwerferplattform/Schornsteine/Aufzug für die Scheinwerfer arbeiten. Winzige Ungenauigkeiten beim Biegen bzw. Zusammenbauen führen dazu, dass das Ganze am Ende krumm und schief aussieht. Zweimal musste ich alles wieder abreißen. Auch bei den Stellagen für die Beiboote kommt es auf jeden Zehntelmillimeter an. Hier empfiehlt sich ein dezentes Aufbohren der schon vorhandenen Löcher im Deck, damit man etwas Spielraum hat, falls es nicht genau passen sollte.
Die Eduard-Ätzteile für die Deckshäuser habe ich (bis auf die Große Offiziersmesse) nicht verwendet, die sahen nicht viel besser aus als die originalen aus Plastik. Sie werden sicher auf anderen Schiffen Verwendung finden.
Die Bootsdavits (Originalteile B9) habe ich weggelassen, da ich entsprechende Davits nirgendwo entdecken konnte, weder auf Fotos noch auf Modellen.
Die 13 110 cm-Suchscheinwerfer ("Projektoren") der Szent István stehen auf fahrbaren Untersätzen, die aussehen wie winzige Gocarts. Liegt daran, dass sie bei Nichtgebrauch weggerollt und mit einem Aufzug unter Deck gefahren wurden. Dort wurden sie dann abgestellt und die Rädchen hochgebockt. Also nicht wundern, dass die Scheinwerfer selbst auf den sehr engen Plattformen am Großmast bzw. auf den Kränen mit einem fahrbaren Untersatz versehen sind!
Für die 18 70mm-Anti-Torpedoboot-Geschütze habe ich die aus dem bereits erwähnten AddOn-Satz von Ship Yard Works verwendet. Es handelt sich um 3D-gedruckte Kanonen, die in ihrer Detailliertheit nicht zu toppen sind. Das gesamte Geschütz so groß wie eine Stubenfliege, aber man erkennt jede Niete, jedes Visierteil und jedes Stellrädchen. Nicht zu verwenden war leider das mitgelieferte Holzdeck des Ship Yard-Satzes: die Aussparungen (und es gibt da so einige) ließen sich nicht vom Holzdeck trennen, ohne dieses zu beschädigen. Offenbar war der Lasercutter nicht richtig eingestellt. Ansonsten bieten die Chinesen einen Satz an, der in seiner Detailliertheit das Eduard-Produkt weit in den Schatten stellt. Besonders überzeugend die Detaillierung der Oberflächen der Decksaufbauten, Kleinigkeiten wie realistische Leitern und Treppen, die sich sehr einfach biegen lassen, im Unterschied zu den Fotoätzteilen aus dem Bausatz. Super auch, dass sie an die Deckel für die Kohle- und Ölklappen an Deck gedacht haben. Die liegen bei Verwendung des Holzdecks über dem Plastikdeck zwangsläufig um 0,2 mm tiefer, was nicht realistisch ist, wenn man es ganz genau nimmt. Durch das Überkleben mit fotogeätzten Deckeln sieht es perfekt aus.
Zurück zum Ursprungsbausatz. Bei den Schutzschilden der 15-cm-Kasemattgeschütze fehlen leider die im Original senkrechten (!) Sehschlitze. Es gab jeweils einen auf der Seeseite des Geschützes. Da ich in dieser Größe keinen rechteckigen Sehschlitz hinkriege, habe ich die mich für runde 0,5 mm-Ringe entschieden, das Loch geschwärzt mit einem 0,3-mm-Pigmentfarbstift. Falls ich mal was finde für einen rechteckigen Schlitz, kann ich das ja noch nachträglich ändern.
Der Bausatz enthält nur eine Sorte Anker, was nicht passt, da die beiden Reserveanker am Heck lange nicht die Dimensionen der Buganker aufwiesen. So mussten zwei Anker aus einem anderen Bausatz (Schleswig-Holstein) herhalten, zumindest vorläufig.
Bei den Bullaugen fehlt eines vor der vordersten Ankerklüse (in der 10vor-Position etwa) und das hinterste Bullauge (untere Reihe) müsste weiter vorn sein, in Höhe des ersten ovalen Fensters der Heckgalerie. Aber ansonsten gibt es bei den Bohrungen dieses Mal wenig zu meckern.
Ich habe die Ankerketten vom Holzdeckhersteller Chyuanyu (Dreingabe zum Holzdeck) verwendet. Sie sind bereits brüniert und passen von der Größe der Kettenglieder her weitaus besser. Allerdings keine Stegketten, aber man kann schließlich nicht alles haben für die 16 Euro.
Die Anti-Torpedoboot- Artillerie der Szent István wurde im Laufe des Krieges bis zu ihrem Untergang im Mai 1918 um sechs Geschütze auf zwölf reduziert, leider habe ich nirgends finden können, welche wann wo abgebaut worden sind. Auf vielen Bilder ist sie zu sehen mit nur einem Geschütz rechts auf der Panzerdecke von Turm 2 bzw.3, manchmal ist es ein Geschütz auf Turm 3 und zwei auf Turm 2, auf einigen Bildern und natürlich auf den meisten Modellen mit drei Geschützen auf den beiden Türmen. Vielleicht haben sie die ja auch bei Nichtgebrauch unter Deck gehievt?!
Die Takelage der Szent István ist überschaubar, abgesehen von dem Wust an Flaggleinen an beiden Masten (0,08 mm Angelschnur). Da diese aber fast alle in den erwähnten Betingen am Oberdeck enden, gestaltet sich die Sache einfacher als es zunächst aussieht. Für die Stage zu den Marstoppen habe ich 0,2 mm Messingstangen (Infini Korea) verwendet. Sie werden erst zum Schluss befestigt, da sie sich bei Arbeiten am Mast leicht verziehen und sich dann unschön durchbiegen bzw. ganz ablösen. Sie müssen ja nichts wirklich halten. Das besorgt schon der Angeldraht.
Erstmals habe ich in diesem Maßstab Sturmleinen nachgebaut (aus nicht verwendeten 1/200-Relingleinen von der Hood und 0,0165 mm Kupferdraht), was nicht besonders aufwendig war und wie ich finde sehr attraktiv aussieht. Besondes die Sturmleinen rund um die obere Plattform machen ordentlich was her.
Auf die komplizierte Funkantenne (fünf Paralleldrähte mit Abstandshaltern dazwischen) zwischen den Masten habe ich dagegen verzichtet. Erstmal. Sowas kriege ich vermutlich nicht ordentlich hin und dann lasse ich es lieber ganz.
Netterweise war bei dem Eduard-AddOn auch noch ein KuK-Flaggensatz dabei. Diese Flaggen aus sehr dünnem Stahl lassen sich so verbiegen, dass es sehr realistisch nach Windstärke 5 aussieht. Natürlich muss auch hier eine Behandlung mit Pigmentfarben stattfinden, andernfalls wären die leuchtenden Farben der KuK-Kriegsflagge zu unrealistisch. Außer den Hoheitsflaggen gibt es noch einige Signalflaggen, die ich aber nicht verwendet habe.
Mir fehlt noch eine Idee, wie ich den Schiffsnamen an der Heckgalerie herstellen soll. Im Bausatz befindet sich ein Bogen Abziehbilder, unter anderem der Schriftzug mit dem Namen. Allerdings falsch recherchiert: Zum einen waren es bei der Szent István Großbuchstaben, zudem war der Schriftzug gerade und nicht durchgebogen (wie bei allen Schwesterschiffen), und schließlich gab es beim Originalschiff den Namen nur einmal, nämlich "Szent" an Backbord und "István" an Steuerbord. Und zwar in Messingbuchstaben, nicht in schwarz. Woher bekommt man Messingbuchstaben, die am Modell nicht größer als 0,8 mm sein dürfen Aus Tamiya- Abziehbilderbögen für Flugzeuge könnte man einen Schriftzug zusammenbasteln (was auch sehr schön aussieht) aber das wären dann schwarze Buchstaben. Ich werde mal den Uhrmacher meines Vertrauens konsultieren, vielleicht fällt dem eine Uhr ein, die solche Buchstaben auf dem Zifferblatt hat ;-) Provisorisch habe ich einen Schriftzug von der Trumpeter-Platine verwendet. Hier sind die Buchstaben mit 2 Millimetern Höhe allerdings viel zu groß und nicht erhaben, sondern eingraviert.
Ich habe versucht, das fertige Modell aussehen zu lassen wie ein Schiff, welches in vier Jahren vier Jahre Kriegseinsatz unter schlechter Kohleversorgung durch ungeübte Heizer zu leiden hatte. Mit Pigmentfarben (schwarz, braun) lassen sich Rostspuren, Verkrustungen, Rauchspuren und Schmutzwasserabläufe ganz gut darstellen, wenn man so wie ich in der Hohen Kunst der Airbrushtechnik nie hat Fuß fassen können.
Hinweis zum Farbschema: 1. die dreieckig eingeschnittenen Flächen unter den Schutzschilden der Kasematt-Geschütze an den Bordwänden sollten ebenso wie die Decken der Drillingstürme (2) und die Decken der vier Barbetten (3) in dunkelgrau abgesetzt werden (1 und 3 lassen sich aus der Trumpeter-Farbtafel nicht erschließen). Auch die vier Einschnitte des Batteriedecks vor und hinter den Kasemattgeschützen sind dunkelgrau.
Der Bausatz der Szent István hat mir insgesamt sehr viel Spaß bereitet, trotz der Sache mit den Torpedonetzen und der fehlenden Reling. Viel Vergnügen bereiten die vielen exakten Pläne und Modelle, die es von Schiff gibt, und vor allem das sensationelle ungarische selbst gebaute Modell im Maßstab 1/100 aus Metall von von Gigler Laszlo, Budapest ist super instruktiv. Kein mühseliges Starren auf unscharfe Schwarzweißbilder, einfach gucken was der Bauplan bzw. das Modell zeigen. Herrlich!
Der Bausatz von Trumpeter ermöglicht ein sehr hübsches Potrait eines Schlachtschiffs des Ersten Weltkriegs, schon recht modern im Design, schon recht modern im Design, (Geschützaufstellung), aber nicht zu modern.noch ausgestattet mit vielen Attributen des 19.Jahrhunderts (Rammsporn, Kasemattgeschütze). Offizielle Pläne, viele Fotos vom Original, tolle Modelle bieten sich an bei Unklarheiten. Ein (fast) perfekter filigraner Bausatz mit sehr attraktiven AddOn-Möglichkeiten - was will man mehr.














Quellen
- Tauchgang zur Szent Istvan, Dr. Z. Freivogel, Marine-Arsenal Special Band 8
- Großkampfschiffe 1905-1970, Siegfried Breyer (Podzun-Pallas Verlag)
- Schlachtschiffe 1905-1992 Band 1, Siegfried Breyer (Podzun-Pallas Verlag)
- Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer, Siegfried Breyer,1970 (Bernhard und Graefe)
Andreas Frücht