11./12. November 1940: 80 Jahre Angriff auf Tarent

 

Heute vor 80 Jahren, in der Nacht vom 11. auf den 12. November, griffen von dem britischen Flugzeugträger HMS Illustrious gestartete Torpedobomber des Typs Fairey Swordfish die italienische Flotte in deren Basis Tarent (Taranto) an (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Den Torpedobombern gelang es, drei italienische Schlachtschiffe - Littorio, Conte di Cavour und Caio Duilio - zu torpedieren, die darauf sanken bzw. auf Grund gesetzt werden mussten. Hierdurch verlor die italienische Marine zeitweise die Hälfte ihrer Schlachtschiffe.

Das Original

Die Fairey Swordfish war ein britischer Doppeldecker, der als Torpedobomber, Aufklärer und U-Boot-Jäger eingesetzt wurde. Trotz ihres antiquierten Aussehens war die Swordfish äußerst effektiv und langlebig. Die Swordfish wurde in einer Stückzahl von rund 2.400 Flugzeugen im Zeitraum von 1934 bis 1944 gebaut.

Zu den eindrucksvollen Erfolgen, die mit der Swordfish erzielt wurden, gehört neben dem Torpedoangriff auf die Bismarck 1941, der die Versenkung des Schlachtschiffes zur Folge hatte, der Angriff auf die italienische Marinebasis Tarent am 11./12. November 1940.

Der Angriff auf Tarent (Operation „Judgement“)

Der Royal Navy gelang es nicht, die italienische Flotte (Regia Marina) zu einer entscheidenden Schlacht zu stellen, um das Kräfteverhältnis zur See nachhaltig zugunsten der Briten zu ändern. Mit den wichtigsten Marine-Stützpunkten in Ägypten (Alexandria) und Gibraltar musste die Royal Navy zwei Flottenverbände unterhalten, um das Zentrum des Mittelmeers nicht vollständig den Italienern überlassen zu müssen.

Wenn die Regia Marina also nicht zur Royal Navy kam, musste die Royal Navy zur Regia Marina kommen. Und der  Kern der italienischen Flotte lag im Hafen von Tarent in Apulien. Die Royal Navy beschloss, den Angriff aus Sicherheitsgründen in der Nacht und aus der Luft mit Torpedobombern vom Typ Fairey Swordfish durchzuführen. Dies war mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden: Mit Nachtstarts und Nachtlandungen betrat man völliges Neuland. Zudem bereitete die relativ geringe Wassertiefe von 15 m im Hafen von Tarent Schwierigkeiten. Torpedos sinken beim Abwurf von einem Flugzeug zunächst in größere Tiefen als 15 m und bewegen sich erst beim Zielanlauf in eine geringere Tiefe. Die Lösung fand man in hölzernen Stabilisierungsflossen, die ein Abtauchen in große Tiefen verhinderten und den Torpedo in einer flachen, horizontalen Bahn in das Hafenbecken tauchen ließen. Um die Ziele bei Dunkelheit ausmachen zu können, beschloss die Royal Navy Swordfish-Bomber zunächst Leuchtbomben abwerfen zu lassen, auch wenn dadurch die Zielerfassung für die italienische Luftabwehr einfacher wurde.

Zur Durchführung des Angriffes stand nur der im Mai 1940 in Dienst gestellte britische Flugzeugträger HMS Illustrious zur Verfügung. Ein Feuer auf dem Träger verhinderte den Angriff am ursprünglich geplanten Termin, dem 21. Oktober.

Um die Italiener zu verwirren, führte die Royal Navy die Operation M.B.8 durch, bei der gleichzeitig fünf schwer gesicherte britische Konvois im Mittelmeer unterwegs waren. Unbemerkt von der italienischen Aufklärung trennte sich Illustrious im Verband mit vier Kreuzern und vier Zerstörern von der Sicherungsflotte und steuerte die Insel Kefalonia an. Diese Insel liegt rund 270 km von Tarent entfernt und war Ausgangspunkt des Angriffs. Um den Hin- und Rückweg sicher bewältigen zu können, wurde auf dem Platz des Bordschützen ein Zusatztank eingebaut (den ich im Modell übrigens vergessen habe…, ich hätte mal erst diesen Text schreiben sollen).

Der Angriff erfolgte am 11. November 1940 um 21:00 Uhr mit dem Start von zwölf Swordfish. Die übrigen neun Flugzeuge starteten eine Stunde später. Die erste Welle erreichte den Hafen von Tarent um 22:58 Uhr und teilte sich in zwei Gruppen, die jeweils den inneren und den äußeren Hafen angriffen. Hierbei wurde das Schlachtschiff Conte di Cavour mittschiffs von einem Torpedo getroffen und sank bis zu den Aufbauten auf den Grund des Hafens. Bis zum Ende des Krieges konnten die Reparaturen nicht abgeschlossen werden. Das Schlachtschiff Littorio wurde auf der Steuerbordseite jeweils am Bug und am Heck getroffen, konnte aber in seichtem Wasser auf Grund gesetzt werden und war nach vier Monaten wieder einsatzbereit. Drei auf die Schlachtschiffe Andrea Doria und Vittorio Veneto gezielte Torpedos bohrten sich in den Grund des Hafenbeckens und richteten keine Schäden an. Bombenabwürfe auf die Tanklager des Hafens und die Station der Wasserflugzeuge waren wenig erfolgreich. Hierbei wurde eine Swordfish abgeschossen, deren Besatzung überlebte und in Gefangenschaft geriet.

Um 23:50 Uhr erreichte die zweite Welle den Hafen und griff die Schlachtschiffe Caio Duilio, Littorio und Vittorio Veneto an. Während die Angriffe auf Vittorio Veneto erfolglos blieben, wurden Caio Dullio und Littorio jeweils mittschiffs von einem Torpedo getroffen. Die Caio Dullio wurde für sechs Monate außer Gefecht gesetzt. Bombenangriffe auf die Tanklager und den schweren Kreuzer Trento blieben wiederum erfolglos. Die auf die Trento abgeworfene Bombe durchschlug zwar ein 10,5-cm-Geschütz, explodierte aber nicht. Ein Bomber der zweiten Welle wurde abgeschossen, wobei die Besatzung ums Leben kam.

Als Ergebnis des Angriffes verblieben der Regia Marina zunächst nur zwei aktive Schlachtschiffe, die zusammen mit einem großen Teil der Flotte nach La Spezia, Genua bzw. Neapel verlegt wurden. Damit verlängerten sich die Anmarschwege der Flotte in das offene Mittelmeer, was für die Royal Navy eine Entspannung der Situation mit sich brachte. Ausgeschaltet war die Regia Marina damit allerdings nicht.

Letztendlich zeigte sich, dass man auch mit relativ langsamen, antiquiert wirkenden Flugzeugen Schlachtschiffe schwer beschädigen, wenn nicht sogar versenken kann.

Ein für die Alliierten unglücklicher Nebeneffekt dieses Angriffs war, dass Japaner einen unbeschädigten Torpedo bergen konnten und die Erkenntnisse der Konstruktion (hölzerne Stabilisierungsflossen) und des Ablaufes des Angriffes für die Planung des Angriffes auf Pearl Harbour, gut ein Jahr später, nutzten.

Das Modell

Meine Fairey Swordfish Mk I ist das 1/72er-Modell von Airfix und stellt die Maschine von Captain Oliver Patch und Lieutenant David G. Goodwin dar. Hierbei habe ich mir die Freiheit (und wahrscheinlich den Fehler) gegönnt, die Bomben gegen einen Torpedo auszutauschen - einfach weil er für mich besser zum Flugzeug passt. Tatsächlich führte Oliver Patch die mit Bomben beladenen Swordfish Maschinen der 1. Welle an. Naja, und die Sache mit dem Tank anstelle des Platzes des Bordschützen war in der Anleitung nicht vorgesehen und ich habe diesen Punkt einfach übersehen.

Aber damit kann ich leben. Es ging mir einfach darum, eine schöne Swordfish zu bauen und die Option der Maschine des Angriffes auf Tarent gefiel mir vom Anstrich her einfach besser. Und dann stellt mein Modell eben die Swordfish von Oliver Patch NACH dem Angriff dar….oder beim Angriff auf das italienische U-Boot Iride am 22. August 1940. Dieses U-Boot versenkte Captain Oliver Patch nämlich tatsächlich mit einem Torpedo.

Der Bausatz von Airfix ist sehr gut durchdacht und einfach nur großartig, bedarf aber besonders hinsichtlich der Flügelkonstruktion einiger Trockenanpassungen. Als Ergänzungen zum Bausatz habe ich den zugehörigen Ätzteilsatz von Eduard und die geätzte Verspannung von SBS aus Ungarn gekauft. Letzterer Ätzteilsatz ist absolut sinnvoll, da die Swordfish nicht mit einfachen Drähten sondern mit Stahlbändern verspannt wurde. SBS gibt diese Verspannungen sehr schön wieder.

Jens Bartels