31.07.1949 - 75 Jahre Amethyst-Zwischenfall

 


Heute vor 75 Jahren, am 31. Juli 1949, gelang es der britischen Fregatte HMS Amethyst aus dem Feuerbereich der chinesischen Geschütze auf dem Jangtsekiang zu entkommen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Britische Kriegsschiffe hatten seit dem Ersten Opiumkrieg auf dem Jangtsekiang operiert. 1949 tobte der Chinesische Bürgerkrieg zwischen den Maoisten und Nationalisten. Amethyst wurde von Shanghai aus geschickt, um den Zerstörer HMS Consort als Wachschiff in Nanjing abzulösen. Am Jangtsekiang verlief damals die Front zwischen den Bürgerkriegsparteien. Bei Jiangyin eröffneten am 20. April Feldkanonen der maoistischen Volksbefreiungsarmee das Feuer auf Amethyst und trafen das Schiff schwer, so dass es außer Kontrolle geriert und auflief. Versuche des Zerstörers HMS Consort Amethyst frei zu schleppen scheiterten unter dem Feuer der chinesischen Artillerie. Auch der Schwere Kreuzer HMS London und die Fregatte HMS Black Swan versuchten Amethyst zu erreichen, gerieten aber unter schweres Feuer und brachen ihren Vorstoß ab. Erst am 31. Juli konnte Amethyst entkommen. Bei diesem Zwischenfall starben auf den vier britischen Schiffen 47 Mann und 74 wurden verwundet, die chinesische Volksbefreiungsarmee erlitt 252 Verluste. Das Ergebnis des Zwischenfalls war, dass Großbritannien auf dem Jangtsekiang keine Kriegsschiffe mehr einsetzen konnte und damit ein Jahrhundert Kanonenbootpolitik zu Ende ging.

Modell: HMS Amethyst 1949
Hersteller: Starling Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin (3D-Druck), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: STK17
Preis: 45,95 € (bei Starling Models, zuzüglich Steuer)

Das Original

Die britische Fregatte  HMS Amethyst (F116) wurde als eine der Sloops der modifizierten Black Swan-Klasse gebaut, von der 1941-46 insgesamt 25 Schiffe gebaut wurden (zwei davon für die indische Marine). Dies waren die letzten Sloops der Royal Navy. Sloops wurden nach dem Ersten Weltkrieg für zwei Aufgaben gebaut: in Friedenszeiten als Patrouillenschiff für Einsätze in Übersee (inklusive Kanonenbootdiplomatie) und in Kriegszeiten als Geleitschiffe (ursprünglich auch als Minensucher, aber hierfür wurden später bevorzugt spezialisierte Schiffe gebaut). Als Geleitschiffe sollten sie die teuren Zerstörer ergänzen. Die modifizierte Black Swan-Klasse war eine verbesserte Version der Black Swan-Klasse mit größerer Stabilität und verstärkter leichter Flak. Im Vergleich zu Zerstörern hatten sie einen großen Fahrbereich, aber eine geringere Geschwindigkeit. Die Bewaffnung bestand aus einer relativ schweren Flugabwehr- und U-Jagdbewaffnung. Im Vergleich zu den Fregatten der River-Klasse waren die Sloops der Black Swan-Klasse nach Standards für Kriegsschiffe gebaut und hatten eine deutlich bessere Flugabwehrbewaffnung. Die Sloops der Black Swan-Klasse (ursprüngliche und modifizierte) waren im Zweiten Weltkrieg relativ erfolgreich und versenkten 29 U-Boote. Insgesamt wurden vier Schiffe beider Unterklasse versenkt oder zwei so schwer beschädigt, dass sie außer Dienst gestellt wurden.

Nach dem Krieg wurden die bei der Royal Navy verbliebenen Schiffe zu Fregatten umklassifiziert und in Übersee oder als Schulschiffe verwendet. Drei Schiffe der modifizierten Black Swan-Klasse (plus eines der ursprünglichen Black Swan-Klasse) gingen an die Bundesmarine, von der sie als Schulfregatten (als Klasse 138) verwendet wurden. Bei beiden indischen Schiffe der modifizierten Black Swan-Klasse blieben nach der Unabhängigkeit bei der indischen Marine (von der ursprünglichen Black Swan-Klasse gingen zwei an die indische und zwei an die pakistanische Marine).

Amethyst war 91,3 m lang, 11,7 m breit und verdrängte 1980 t. Der Antrieb erfolgte zwei Kessel und zwei Dampfturbinen mit zusammen 4300 PS, womit 19,8 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 192 Mann.

Bewaffnung
6 x 10,2 cm Mk XVI (drei Zwillingslafetten)
4 x 4 cm Bofors auf (zwei Hazemayer-Zwillingslafetten)
2 x 2 cm Oerlikon (Einzelafetten)
2 Hedgehog-U-Jagd-Raketen-Werfer
4 Wasserbombenwerfer
2 Wasserbombenablaufgestelle

Amethyst wurde 1942-43 von Alexander Stephen and Sons in Govan gebaut. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg überwiegend als Geleitschiff für Konvois im Nordatlantik und im Mittelmeer eingesetzt. Am 20. Februar 1945 versenkte sie das deutsche U-Boot U 1276, wobei 49 Mann der U-Bootbesatzung starben. Nach Ende des Kriegs in Europa wurde sie in den Pazifik geschickt, den sie im Juli 1945 erreichte. Sie wurde als Geleitschiff für die britischen Versorger eingesetzt. Sie war bei der japanischen Kapitulation in Rabaul dabei.

Amethyst blieb nach dem Zweiten Weltkrieg im Fernen Osten. Am 20. April 1949 wurde sie auf dem Jangtsekiang schwer beschädigt und lief auf. Etwa 60 Mann der Besatzung wurden an Land evakuiert. Sie konnte am 21. April wieder flott gemacht werden und brachte weitere Verwundete an Land. Sie wechselte mehrfach den Ankerplatz und konnte erst am 30. Juli wieder flussabwärts entkommen. Sie kehrte danach nach Großbritannien zurück, wo sie wieder hergestellt wurde. Darauf wurde sie wieder im Fernen Osten eingesetzt, u.a. im Korea Krieg. 1952 kam sie zur Reserveflotte und sollte abgewrackt werden, wurde aber noch 1956 für den Film Yangtse-Zwischenfall verwendet. Da sie nicht mehr fahrbereit war, wurde sie teilweise durch ihr Schwesterschiff Magpie "gespielt". Bei den Filmarbeiten wurde Amethyst  durch die Explosionen für den Film so schwer beschädigt, dass sie fast sank. 1957 wurde sie zum Abwracken nach Plymouth verkauft.

Der Bausatz

Starling Models hat einen komplett neuen Bausatz der Black Swan-Klasse herausgebracht, dessen Resinteile 3D-gedruckt sind. Dieser Bausatz ersetzt den älteren von Atlantic Models (siehe Bausatzbesprechung), dessen Teile noch gegossen waren. Es sind bisher drei Varianten des Bausatzes erschienen: HMS Starling, HMS Kite und HMS Amethyst. Die ersten beiden Schiffe stellen Bauzustände während des Zweiten Weltkriegs dar, während der Bausatz der Amethyst die Konfiguration in der Nachkriegszeit wieder gibt.

Der Rumpf wird mit den Stützstrukturen geliefert. Die Abmessungen und die Form sind vorbildgetreu, lediglich ein leichter Knick knapp unterhalb des Deckniveaus an der Back ist nicht berücksichtigt. Die Detaillierung ist sehr gut, z.B. sind die Splitterschutzschilde sehr fein. Ich bin gespannt, wie gut sich der Rumpf von den Stützstrukturen lösen lässt. Unten an den Rumpf sind fast zwei Millimeter hohe Streifen angedruckt, die man für ein Wasserlinienmodell entfernen muss.


Die restlichen Aufbauten und der Schornstein sind ebenso fein detailliert gedruckt. Die Brückeninstrumente sind schon mit angedruckt.


Der nächste Rahmen enthält die 10,2-cm- und 4-cm-Zwillingslafetten, Beiboote, Davits, Rettungsflöße, das Feuerleitgerät mit angedrucktem Radar, Wasserbombenablaufschienen... Die Teile sind sehr fein detailliert und gut gedruckt.


Auf drei weiteren Rahmen findet man die 2-cm-Geschütze, Wasserbombenwerfer, Hedgehog-U-Jagd-Raketenwerfer, der Typ 276- oder 293-Radar (oder ein ähnlicher "Käse"-artige Antenne), mehrfach den Typ 291-Suchradar auf der Mastspitze (wohl als Sicherheit, falls einer zerbricht), Lüfter und Poller:

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteile umfassen den Gittermast, weitere Teile für den Mast, Reling, Teile für die Wasserbombenablaufgestelle und Wasserbombennachladevorrichtungen, Raketenwerfer (an den 10,2-cm-Lafetten befestigt), Peilantenne, verschiedene Plattformen, Niedergänge und Antennenhalter:

Die Abziehbilder

Als Abziehbilder findet man die Kennnummer von Amethyst sowie Flaggen:


Es liegen keine Abziehbilder für Schwesterschiffe bei.

Die Anleitung

Die Anleitung enthält einen kurzen Text über das Original, einen weiteren über den Bauzustand während des Amethyst-Zwischenfalls und Tipps für den Umgang mit den Teilen, eine Übersicht der enthaltenen Teile sowie die eigentliche Bauanleitung. Letztere besteht aus perspektivischen Ansichten, auf denen die Resin- und Fotoätzteile unterschiedlich eingefärbt und nummeriert sind. Außerdem ist eine farbige Bemalanleitung enthalten. Der Zusammenbau sollte so ziemlich problemlos sein.

Der Bausatz sollte eine gute Grundlage für viele der Fregatten (ehemaligen Sloops) der modifizierten Black Swan-Klasse nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch für späte Bauzustände während des Kriegs darstellen. Mit kleineren Modifikationen - u.a. Austausch der 4-cm-Bofors-Zwillinge gegen 4-cm-Einzellafetten - sollten auch die beiden deutschen Schulfregatten Scharnhorst und Scheer in frühen Bauzuständen (mit drei 10,2-cm-Zwillingen) bei der Bundesmarine baubar sein, mit diversen Modifikationen der achteren Aufbauten auch die Hipper im frühen Bauzustand (also mit zwei 10,2-cm-Zwillingen vorne). Auch die beiden indischen Fregatten, INS Kistna (später Krishna) und INS Cauvery (später Kaveri) sollten aus dem Bausatz baubar sein.

Quellen

Fazit

Starling Models bietet mit diesem komplett neuen Bausatz der Amethyst, der jetzt auf 3D-gedruckten Resinteilen statt gegossenen Teilen beruht, eine sehr gute Grundlage für ein detailliertes Modell einer Fregatte (ehemalige Sloop) der modifizierten Black Swan-Klasse im Zustand nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Detaillierung der Teile ist sehr gut und durch die enthaltenen Fotoätzteile und Abziehbilder benötigt man auch keine weiteren Teile. Insgesamt ist der Bausatz

alt sehr empfehlenswert


Lars