27.11.1940 - 80 Jahre Schlacht von Kap Teulada/Spartivento

 

Heute vor 80 Jahren, am 27. November 1940, trafen südlich von Sardinien bei Kap Teulada und Kap Spartivento die britische und italienische Marine aufeinander (siehe Jahrestage auf Modellmarine). (In Italien ist die Seeschlacht nach Kap Teulada benannt, die Briten kennen sie als Schlacht von Kap Spartivento). Die Royal Navy geleitete mit einem Flugzeugträger, einem Schlachtschiff, einem Schlachtkreuzer, einem Schweren Kreuzer, sechs Leichten Kreuzern, 14 Zerstörern und vier Korvetten Frachter von Gibraltar nach Malta. Die italienische Flotte versuchte den Konvoi mit zwei Schlachtschiffen, sechs Schweren Kreuzern und 14 Zerstörern abzufangen. Die Schlacht begann als die Kreuzer beider Seiten das Feuer eröffneten. Die italienischen Kreuzer waren anfangs im Vorteil, wurden aber vom italienischen Oberfehlshaber zurückbeordert. Die britischen Kreuzer versuchten, dies zu ihrem Vorteil zu nutzen, und wurden dabei vom Schlachtkreuzer Renown unterstützt. Sie zogen sich aber nach dem Eingreifen des italienischen Schlachtschiffs Vittorio Veneto zurück (eines der Schlachtschiffe, das den Angriff auf Tarent unbeschadet überstanden hatte). Die Schlacht endete so unentschieden. Auf italienischer Seite wurde der Zerstörer Lanciere durch den Leichten Kreuzer HMS Manchester schwer beschädigt, konnte aber eingeschleppt werden. Auf britischer Seite wurde der Leichte Kreuzer Manchester durch Nahtreffer der Vittorio Veneto leicht beschädigt. Der Schwere Kreuzer HMS Berwick wurde durch zwei Treffer italienischer Schwerer Kreuzer in Brand geschossen.

Das Original

Der britische Schwere Kreuzer HMS Berwick war eines von sieben, 1924-28 gebauten Schiffen der Kent-Klasse, der ersten Unterklasse der County-Klasse. Die Kent-Klasse war keine Weiterentwicklung früherer Schiffe, sondern wurde in Reaktion auf den Washingtoner Flottenvertrag von 1922 entwickelt. In diesem war die maximale Größe von Kreuzern auf eine Standardverdrängung von 10.000 ts und eine Hauptbewaffnung von 20,3-cm-Geschützen begrenzt worden. Die britische Royal Navy ging davon aus, dass alle Unterzeichnerstaaten entsprechend große Kreuzer bauen würden und baute deshalb auch welche. Die Größenbegrenzungen dieses Vertrags, der eigentlich die Rüstung begrenzen sollte, wurde somit zu den Mindestanforderungen. Das Ergebnis war ein Wettrüsten, die Unterzeichnerstaaten bauten alle sogenannte Washington-Kreuzer mit diesen Anforderungen. Bei der Royal Navy sollten diese Kreuzer die Handelswege schützen. Allerdings waren sie zu teuer, um in der erforderlichen Stückzahl gebaut zu werden. Die Royal Navy ging deshalb nach 13 Kreuzern der County-Klassen erst zu kleineren Schweren Kreuzern - York und Exeter - und schließlich zum Bau von noch kleineren Leichten Kreuzern über. Im Folgenden wurde die internationale Begrenzung der Größe von Kreuzern ein erklärtes Ziel der britischen Außenpolitik. Erreicht wurde dies erst mit der Londoner Konferenz von 1936. Ausgehandelt wurde eine Begrenzung auf 8000-ts-Standardverdrängung - diesen Vertrag unterzeichneten aber nur noch Frankreich, Großbritannien und die USA und das Flottenvertragssystem brach in der Aufrüstungswelle vor dem Zweiten Weltkrieg zusammen.

Die Kent-Klasse eignete sich als Kreuzer gut zum Schutz der Handelswege. Die sieben Schiffe hatten einen Rumpf mit hohem Freibord, der neben guter Seetüchtigkeit auch relativ geräumige Wohnbedingungen für die Besatzung ermöglichte. Zudem hatte die Klasse einen relativ großen Fahrbereich. Wie viele Schwere Kreuzer der ersten Generation war auch die Kent-Klasse nur minimal gepanzert. Die Panzerung war auf eine Box um die Munitionskammern sowie leichte Panzerung um die Maschinen und an den Türmen beschränkt.

Berwick und ihr Schwesterschiff Cornwall waren die Schiffe der Kent-Klasse, die vor dem Zweiten Weltkrieg am umfangreichsten modernisiert wurden. Sie erhielten einen neuen DCT für die Feuerleitung der 20,3-cm-Geschütze, der auf einer niedrigeren Brücke angebracht wurde. Das alte Feuerleitgerät wurde als Reserve achtern aufgestellt. Die Zahl der Feuerleitgeräte für die schwere Flak wurde auf zwei erhöht, die schwere Flak wurde durch den Austausch der Einzel- gegen Zwillingslafetten verdoppelt. Die leichte Flak wurde durch Pom-Pom-Achtlinge verstärkt. Mittschiffs wurde ein Seitenpanzer ergänzt. Achtern kam ein großer Hangar für die Bordflugzeuge hinzu, der auch als Basis für die achteren Feuerleitgeräte diente. Das Katapult wurde durch ein stärkeres, nicht drehbares ersetzt, das querschiffs angeordnet wurde. Als Gewichtskompensation wurden die Torpedorohre entfernt.

Berwick war 192,0 m lang, 20,9 m breit und verdrängte voll beladen 14.526 t (nach der Modernisierung). Der Antrieb erfolgte über acht Kessel und vier Dampfturbinensätze, die 80.000 PS leisteten, womit 31,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 784 Mann.

Bewaffnung 1940
8 x 20,3 cm L/50 BL Mk VIII (vier Mk 1-Zwillingstürme)
8 x 10,2 cm L/45 Mk XVI (vier Mk XIX-Zwillingslafetten)
16 x 4 cm L/39 Mk VIII Pom-Pom (zwei Mk VI-Achtlingslafetten)
8 x 1,27 cm L/62 Mk III (zwei Mk I-Vierlingslafetten)
2-3 Supermarine Walrus-Bordflugzeuge

Berwick wurde 1924-28 von Fairfield in Govan bei Glasgow gebaut. 1928-36 war sie bei der 5th Cruiser Squadron in China, danach bis 1937 im Mittelmeer. 1937-38 wurde sie modernisiert und diente bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bei der 8th Cruiser Squadron in der Karibik. Zu Beginn des Kriegs wurde der Schwere Kreuzer im Nordatlantik zum Geleit von Konvois und für Blockadeeinsätze verwendet. Am 2. März 1940 fing Berwick den deutschen Blockadebrecher Wolfsburg ab, dessen Besatzung das Schiff in Brand setzte, so dass es nur versenkt werden konnte. Am 5. März wiederholte sich die Geschichte, dieses Mal mit dem Blockadebrecher Uruguay. Im April 1940 kämpfte Berwick in der Schlacht um Norwegen, wobei sie am 16. April bombardiert wurde. Die erzielten Nahtreffer verursachten aber keine nennenswerten Schäden. Am 10. Mai war der Kreuzer an der britischen Invasion von Island beteiligt. Die damals dänische Insel wurde besetzt, um einer vermuteten deutschen Aktion nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens zuvorzukommen. Im Juni und Juli war Berwick unter Reparatur. Wenig später musste sie nach einer Kollision mit einem Handelsschiff am 4. August gleich wieder in die Werft. Nachdem die Reparaturen abgeschlossen waren, wurde der Schwere Kreuzer im Oktober ins Mittelmeer geschickt.

Am 11./12. November 1940 geleitete Berwick den Flugzeugträger HMS Illustrious, von dem aus der Angriff auf die italienische Flotte in Tarent geflogen wurde. Am 27. November kämpfte Berwick in der Schlacht von Kap Teulada/Spartivento. Sie wurde von zwei italienischen 20,3-cm-Granaten getroffen, die beide explodierten. Die erste - von Fiume oder Pola abgefeuert - tötete sieben Mann, verwundete neun weitere und verursachte einen Brand im Turm Y, der dadurch ausfiel. Die zweite Granate - von Trieste oder Trento abgefeuert - traf das Achterdeck und verursachte dort größere Schäden und ein weiteres Feuer. Zudem brach durch einen Fehler in der Elektrik vorne im Aufbau ein drittes Feuer aus. Berwick erzielte selbst keine Treffer. Die Schäden wurden in Gibraltar behoben. Danach wurde der Schwere Kreuzer zum Geleit von Konvois im Atlantik eingesetzt. Am 25. Dezember geleitete er mit den Leichten Kreuzern HMS Bonaventure und HMS Dunedin den Konvoi WS5A, als er von dem deutschen Schweren Kreuzer Admiral Hipper angegriffen wurde. Berwick wurde von vier 20,3-cm-Granaten getroffen, von denen allerdings drei nicht explodierten. Eine Granate traf ein 10,2-cm-Geschütz und explodierte im mittleren Schornstein, wodurch ein Kesselraum durch Splitter ausfiel. Einer der Blindgänger führte dazu, dass Turm X verklemmt wurde, während die anderen beiden Blindgänger Wassereinbrücke verursachten. Berwick erzielte erneut keine Treffer, ihr gelang es aber zusammen mit den anderen beiden Kreuzern Admiral Hipper zu vertreiben und so den Konvoi zu retten, von dem nur ein Schiff, die Empire Trooper, schwer beschädigt wurde. Notreparaturen erfolgten in Gibraltar, die endgültigen Reparaturen in Portsmouth. Dort und in Rosyth wurde Berwick auch modernisiert und erhielt Radar und 2-cm-Oerlikon.

Berwick war im Oktober 1941 wieder voll einsatzbereit und diente für den Rest des Zweiten Weltkriegs zum Geleit von Konvois im Nordatlantik sowie zur Sicherung von Angriffen von Flugzeugträgern auf Norwegen. Von Mai bis Juli 1942 wurde sie überholt (auch wegen Problemen an den Maschinen) und modernisiert, u.a. mit weiteren Radar und Oerlikon-Flak. Bei einer weiteren Modernisierung von August bis Oktober 1943 wurde der Flugzeughangar entfernt, die leichte Flak verstärkt und die Radarausrüstung aufgerüstet. Nach Kriegsende in Europa wurde Berwick nach Trondheim geschickt, um die Übernahme der deutschen U-Boote zu organisieren. Danach wurde sie bis 1946 für Truppentransporte aus Colombo und Australien verwendet. Nach zwei Jahren bei der Reserveflotte wurde Berwick 1948 zum Abwracken nach Blyth verkauft. Sie erhielt für ihre Einsätze im Zweiten Weltkrieg vier Battle Honour.

Das Modell

Den britischen Schweren Kreuzer HMS Berwick habe ich im Zustand von November 1940, also als er in der Schlacht von Kap Teulada/Spartivento kämpfte, aus dem Bausatz der Cornwall von Aoshima (Bausatzbesprechung) gebaut. Ich habe mich für Berwick statt der Cornwall entschieden, da Berwick meiner Meinung nach sowohl eine interessantere Geschichte als auch interessantere Tarnschemen hatte.

Das Tarnschema der Berwick vom November 1940 findet man in verschiedenen Publikationen: County Class Cruisers, Shipcraft 19, WW2 cruisers, British and Commonwealth Warship Camouflage of WWII, Volume 3 und Warship Perspectives Camouflage Volume 1. Die ersten beiden genannten Quellen enthalten die gleiche Zeichnung, die anderen beiden Bücher enthalten eigene Zeichnungen. Die Tarnschemen dieser drei Zeichnungen sind nicht identisch. Normalerweise ist dies kein Problem, da man mit Hilfe von Originalfotos entscheidet, was das korrekte Schema ist. In diesem Fall war es aber ein Problem, da ich keinerlei gute Aufnahmen der Berwick in diesem Bauzustand gefunden habe. Die Fotos, die ich gefunden habe, waren alle unscharfe Aufnahmen, die aus großer Entfernung gemacht worden waren und zudem den Kreuzer auch meist in einem etwas früheren Zustand im Atlantik zeigten. Es gibt auch Fotos zum Zeitpunkt der Schlacht von Kap Teulada/Spartivento, allerdings sind dies Gegenlichtaufnahmen, auf denen man praktisch nur die Silhouette des Schiffes sieht. Ich entschied mich also, mich an den Zeichnungen in Warship Perspectives Camouflage Volume 1 zu orientieren. Für einige Details stützte ich mich auf Fotos von früheren und späteren Bauzuständen in British Cruisers. Two World Wars and after und British Cruisers of World War Two.

Berwick ähnelte dem Bauzustand der Cornwall von 1942, den Aoshima darstellt. Der auffälligste Unterschied ist, dass Berwick 1940 noch die Topspiere am Großmast hatte, die bei Cornwall entfernt worden war. Weniger auffällig ist, dass bei der Berwick das vordere Paar der 10,2-cm-Flak weiter achtern stand. Hier muss man den Decksbelag (Beplankung?) auf der vorderen Position entfernen und weiter achtern neu simulieren (was ich nur durch die Bemalung machte), den Unterbau des Geschützes unter dem Deck abtrennen und weiter hinten wieder anbringen sowie die Decksstützen am vorderen Ende des Aufbautendecks neu anordnen. Außerdem gab es noch einige Unterschiede bei den Positionen der Beiboote und Rettungsflöße. Im Falle der Berwick waren diese aber schwierig zu ermitteln, da passende Detailfotos fehlten. Als Quellen dienten mir hier primär Fotos von früheren und späteren Bauzuständen.

Ich benutzte folgende Teile aus dem Zubehörhandel:

  • den neuen Fotoätzteilsatz für die County-Klasse von Tom's Modelworks, u.a. für das Katapult, die Flugzeugkräne, die Decksstützen, die Schornsteingrille, die Wasserbombenablaufschiene und die Peilantenne.
  • 20,3-cm-Messingrohre von NNT
  • 10,2-cm-Messingrohre von Master
  • 4-cm-Pom-Pom-Achtlinge von FineMolds
  • 1,27-cm-Vierlings-Maschinengewehre von 3D Modelparts
  • Signalscheinwerfer von Levithian
  • Supermarine Walrus von FlyHawk
  • Metallstäbe von Albion Alloys für die Masten, Spieren und Rahe
  • schwarzen 20 Denier-Faden von UNI Caenis für die Verspannung der Masten und die Funkantennen

Für die Bemalung der Berwick verwendete ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für das Tarnschema nutzte ich 153 Hellblaugrau und 159 Staubgrau, für die Decks 110 Achatgrau (für die holzbeplankten Teile) und 164 Dunkelgraublau (Stahldecks). Die Walrus bemalte ich mit 153 Hellblaugrau, 163 Dunkelseegrün und 164 Dunkelgraublau.

Links die Berwick mit zwei weiteren britischen Schweren Kreuzern, ihrem Schwesterschiff HMS Kent (1928) und der kleineren HMS Exeter (1931). In der Mitte mit zwei anderen Washington-Kreuzern der ersten Generation, der französischen Duquesne (1929) und der US-amerikanischen USS Salt Lake City (1929). Rechts mit Schiffen zweier anderer County-Klassen, dem Panzerkreuzer HMS Monmouth (1901) und dem Lenkwaffenzerstörer HMS Glamorgan (1966).

 

Quellen

  • County class cruisers von Alan Raven und John Roberts, Man O' War 1, Brooklyn, 1978
  • County Class Cruisers, Shipcraft 19 von Les Brown, Barnsley, 2011
  • British Cruisers of World War Two von Alan Raven und John Roberts, London, 1980
  • British Cruisers. Two World Wars and after von Norman Friedman, Barnsley, 2010 (Buchbesprechung)
  • HMS Berwick - County-type Heavy Cruiser (Naval History Homepage)
  • HMS Berwick (65) (Wikipedia)
  • HMS Berwick (WW2 cruisers)
  • Warships After Washington. The Development of the Five Major Fleets 1922-1930 von John Jordan, Barnsley, 2011 (Buchbesprechung)
  • Cruisers in Camera von Roger Hayward, Thrupp, 2000 (Buchbesprechung)
  • History of British Cruisers, Ships of the World 1996, No. 517
  • Cruisers of the Royal Navy and Commonwealth Navies von Douglas Morris, Liskeard, 1987 (Buchbesprechung)
  • British Cruiser Warfare. The Lessons of the Early War, 1939-1941 von Alan Raven, Barnsley, 2019
  • British and Commonwealth Warship Camouflage of WWII, Volume 3. Cruisers, Minelayers and Armed Merchant Cruisers von Malcolm Wright, Barnsley, 2016 (Buchbesprechung)
  • Warship Perspectives Camouflage Volume 1 von Alan Raven, New York, 2000
  • Nelson to Vanguard. Warship Design and Development 1923-1945 von D.K. Brown, London, 2006
  • Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
  • The modern cruiser. The evolution of the ships that fought the Second World War von Robert C. Stern, Barnsley, 2020 (Buchbesprechung)
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980

Lars