21.-27.05.1941 - 80 Jahre Unternehmen Rheinübung

 


Vor 80 Jahren, am 27. Mai 1941, feuerte der britische Schwere Kreuzer HMS Dorsetshire die letzten Torpedos auf Bismarck ab (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Dorsetshire war von dem Geleit eines Konvois abgezogen worden und erreichte den Schauplatz erst nach Beginn des Gefechts. Sie schoss 254 20,3-cm-Granaten und drei Torpedos auf die Bismarck und trug zur ihrer Versenkung bei. Sie rettete 85 Überlebende der Bismarck, brach die Rettungsaktion aber wegen eines U-Boot-Alarms ab.

Das Original

Der britischen Schweren Kreuzer HMS Dorsetshire war das Typschiff des letzten Untertyps der County-Klasse. Von der County-Klasse wurden 1924-30 insgesamt 13 Schwere Kreuzer gebaut. Die ersten sieben Schiffe der Kent-Klasse wurden für die britische und australische Marine gebaut. Es folgten vier Schiffe der London-Klasse für die britische Marine. Bei diesen wurde auf die Torpedowülste verzichtet und die Rumpfform optimiert, so dass sie etwas schneller ausfielen. Die letzten beiden Schiffe für die Royal Navy, die Dorsetshire-Klasse, erhielten ein neuen 20,3-cm-Turm und erstmals auch einen DCT zur Leitung der 20,3-cm-Geschütze. Der hohe Turm auf der Brücke fiel deshalb weg und der Brückenaufbau war niedriger. Außerdem wurde die Panzerung verstärkt. Zwei weitere aus der County-Klasse abgeleitete Schiffe, die Canarias-Klasse, wurde 1928-36 in Spanien gebaut.

Der Umfang der Modernisierung der Dorsetshire-Klasse war im Vergleich zu den Kreuzern der Kent-Klasse und der London relativ gering. Die beiden Schiffe erhielten nach Fertigstellung ein Katapult, ein Feuerleitgerät für die schwere Flak achtern und Flugabwehr-Maschinengewehre. 1936/37 wurde die Flugabwehr verstärkt. Ein zweites Feuerleitgerät für die schwere Flak (HACS) kam an Bord und beide wurden auf beiden Seiten der Brücke aufgestellt. Die 10,2-cm-Einzellafetten wurden durch Zwillingslafetten ersetzt und zwei Pom-Pom-Achtlinge wurden ergänzt. Zudem wurde ein stärkeres Katapult eingebaut und die Brücke vergrößert. Dorsetshire wurde während des Kriegs nicht mehr stark verändert, sie erhielt 1941 eine begrenzte Ausstattung mit Radar.


Dorsetshire war 192,9 m lang, 20,1 m breit und verdrängte voll beladen 13.503 t. Der Antrieb bestand aus acht Kesseln und vier Dampfturbinensätzen mit insgesamt 81.914 PS, womit 32,1 kn (32,9 kn im leichten Zustand) erreicht wurden. Die Besatzung umfasste ursprünglich 784 Mann.

Bewaffnung Dorsetshire Mai 1941
8 x 20,3 cm L/50 BL Mk VIII (vier Mk II-Zwillingstürme)
8 x 10,2 cm L/45 QF HA Mk XIX (vier Zwillingslafetten)
16 x 4 cm L/39 QF Mk VIII Pom-Pom (zwei Mk VI-Achtlingslafetten)
8 x 1,27 cm L/62 Mk III Vickers (zwei Vierlingslafetten)
8 x 53,3 cm QRIV-Torpedorohre (zwei Vierlingsrohre, neun Mk VII-Torpedos)
1 Supermarine Walrus-Aufklärungsflugzeug


Dorsetshire wurde 1927-30 von der Marinewerft Portsmouth gebaut. Sie diente von 1930-33 bei der Atlantikflotte, danach 1933-35 bei der 6th Cruiser Squadron in Afrika und bis 1939 bei der 5th Cruiser Squadron in China. Nach Kriegsausbruch wurde sie erst in den Indischen Ozean, dann in den Südatlantik verlegt, um Handelsstörer zu jagen und Konvois zu geleiten. Am 12. Februar 1940 fing sie den deutschen Frachter Wakama ab, der sich darauf selbst versenkte. Im Juni und Juli wurde Dorsetshire eingesetzt, dass französische Schlachtschiff Richelieu aufzuspüren. Am 21. Januar 1941 brachte sie das Vichy-französische Frachtschiff Mendoza auf. Für die Jagd auf die Bismarck wurde sie von einem Konvoigeleit-Einsatz abgezogen. Sie stieß am 27. Mai noch rechtzeitig zu den Schlachtschiffen Rodney und King George V und ihrem Schwesterschiff Norfolk, um die Bismarck abzufangen und zu versenken. 

Im Juni 1941 wurde Dorsetshire mit Radar nachgerüstet und danach wieder im Südatlantik und Indischen Ozean eingesetzt. Am 1. Dezember 1941 fing sie das deutsche U-Bootversorgungsschiff Python ab, das gerade die U-Boote U A und U 68 versorgte. Sie konnte Torpedoangriffen der U-Boote ausweichen und erzwingen, dass die Python aufgegeben und versenkt wurde. 1942 wurde sie überwiegend im Indischen Ozean eingesetzt. Während des japanischen Vorstoßes in den Indischen Ozean befand sie sich gerade in Überholung in Colombo, die Reparaturen wurden daraufhin abgebrochen. Am 5. April 1942 wurde Dorsetshire in Begleitung des Schweren Kreuzers Cornwall von einem Flugzeug des japanischen Schweren Kreuzers Tone gesichtet, das Trägerflugzeuge der Akagi, Soryu und Hiryu heranführte, die beide britischen Schweren Kreuzer versenkten. Dorsetshire erhielt zehn Bombentreffer sowie diverse Nahtreffer und sank innerhalb von acht Minuten. 234 Mann der Besatzung starben. Dorsetshire erhielt zwei Battle Honours.

Das Modell

Das Modell des Schweren Kreuzers HMS Dorsetshire habe ich aus dem Bausatz von Aoshima gebaut (Bausatzbesprechung), genauer aus dem Bausatz mit der Artikelnummer 052693 (808). Einige Teile verwendete ich aus dem 052686, der allerdings im Maßstab 1/730 ist, aber einige nützliche Zurüstteile enthielt. Mein Modell soll den Zustand vom Mai 1941 darstellen. Erstaunlicherweise ist dieser nicht so gut dokumentiert, wie man erwarten würde, z.B. in Bezug auf das Tarnschema und dessen Farben. Die beste Übersicht über die verschiedenen Tarnschemen habe ich in dieser pdf-Datei gefunden, in der auf Seite 9 einige der besseren Fotos enthalten sind. Das beste Foto, das ich gefunden habe, ist in Cruisers in Camera von Roger Hayward. Ein ähnliches findet sich hier.

Im Vergleich zur Bausatzanleitung nahm ich nur wenige Änderungen vor, primär lies ich die leichte Flak außer den 4-cm- und 1,27-cm-Geschützen weg und ordnete die Rettungsflöße anders nach dem Vorbild der Fotos an. Dazu benutzte ich folgende Zubehörteile statt der Bausatzteile:

  • den Fotoätzteilsatz für die County-Klasse von Tom's Modelworks zusätzlich zu den im Aoshima-Bausatz 052686 enthaltenen Fotoätzteilen
  • 20,3-cm-Messingrohre von NNT
  • 10,2-cm-Messingrohre von Master
  • 4-cm-Pom-Pom-Achtlinge von FineMolds (enthalten im Aoshima-Bausatz 052686)
  • 1,27-cm-Vierlings-Maschinengewehre von FineMolds (enthalten im Aoshima-Bausatz 052686)
  • Supermarine Walrus von FlyHawk
  • Metallstäbe von Albion Alloys für die Masten, Spieren und Rahe, wobei ich die Topspiere des Fockmasts im Vergleich zum Bausatz etwas kürzer ausführte
  • schwarzen 20 Denier Faden von UNI Caenis für die Verspannung der Masten, den Kran sowie die Funkantennen

Für die Bemalung verwendete ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Bei dem Tarnschema der Dorsetshire muss man beachten, dass es 1941 zwei Varianten des Schemas gab. Bei der Überholung im Juni 1941 wurde der helle Streifen am Rumpf verkürzt. Viele Zeichnungen zeigen die beiden vorderen Türme in der hellen Farbe, aber auf den Fotos mit dem langen hellen Streifen aus der ersten Hälfte 1941 sieht man, dass alle vier Türme und ein Teil des Aufbaus unter Turm B dunkel gestrichen waren. Die genauen Farben des Tarnschemas sind im Mai 1941 unbekannt. Die dunklere Farbe könnte auch Mountbatten Pink gewesen sein, ab Juni war es ziemlich sicher ein Mittelgrau. Ich entschied mich für 153 Hellblaugrau und 159 Staubgrau. Die Decks sind mit 110 Achatgrau für die beplankten Bereiche und 164 Dunkelgraublau für die Stahldecks bemalt - wobei das auch mehr geraten ist, genauso wie die Frage, ob der vordere Teil des Oberdecks noch beplankt oder nicht war. Die Walrus bemalte ich mit 153 Hellblaugrau, 163 Dunkelseegrün und 164 Dunkelgraublau.

Links ein Vergleich mit zwei weiteren Schweren Kreuzern der County-Klasse, HMS Kent (1928) und HMS Berwick (1928). In der Mitte zusammen mit dem etwa gleich altrigen Schweren Kreuzer USS Chicago (1931) sowie der neueren Admiral Hipper (1939). Rechts mit zwei Schiffen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, dem britischen Hubschrauberkreuzer HMS Tiger (1959) und dem chinesischen Zerstörer Nanchang (2020).

 

Quellen

  • County class cruisers von Alan Raven und John Roberts, Man O' War 1, Brooklyn, 1978
  • County Class Cruisers, Shipcraft 19 von Les Brown, Barnsley, 2011
  • British Cruisers of World War Two von Alan Raven und John Roberts, London, 1980
  • British Cruisers. Two World Wars and after von Norman Friedman, Barnsley, 2010 (Buchbesprechung)
  • HMS DORSETSHIRE - County-type Heavy Cruiser (Naval History Homepage)
  • HMS Dorsetshire (40) (Wikipedia)
  • The Evolution of HMS Dorsetshire (pdf-Datei)
  • HMS Dorsetshire, 1941 (Foto auf World Naval Ships)
  • Warships After Washington. The Development of the Five Major Fleets 1922-1930 von John Jordan, Barnsley, 2011 (Buchbesprechung)
  • Cruisers in Camera von Roger Hayward, Thrupp, 2000 (Buchbesprechung)
  • History of British Cruisers, Ships of the World 1996, No. 517
  • Cruisers of the Royal Navy and Commonwealth Navies von Douglas Morris, Liskeard, 1987 (Buchbesprechung)
  • British Warship Recognition. The Perkins Identification Albums. Volume III: Cruisers 1865-1939, Part 1 von Richard Perkins, Barnsley, 2017 (Buchbesprechung)
  • British Cruiser Warfare. The Lessons of the Early War,, 1939-1941 von Alan Raven, Barnsley, 2019
  • British and Commonwealth Warship Camouflage of WWII, Volume 3. Cruisers, Minelayers and Armed Merchant Cruisers von Malcolm Wright, Barnsley, 2016 (Buchbesprechung)
  • Warship Perspectives Camouflage Volume 1 von Alan Raven, New York, 2000
  • Nelson to Vanguard. Warship Design and Development 1923-1945 von D.K. Brown, London, 2006
  • Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980

Lars