04.06.1849 - 175 Jahre Schlacht bei Helgoland

 


Heute vor 175 Jahren, am 4. Juni 1849, griff die deutsche Schaufelradkorvette Barbarossa als Flaggschiff von Karl Brommy zusammen mit den Schaufelradkorvetten Hamburg und Lübeck die dänische (Segel-)Korvette Valkyrien, die die Wesermündung blockierte, an (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die dänische Marine blockierte im Ersten Schleswigschen Krieg die deutschen Häfen, wogegen die Reichsmarine aufgebaut wurde. Die deutschen Dampfer verfolgten in der Schlacht von Helgoland die dänische Korvette bis nach Helgoland, wo die dänische Schaufelradkorvette Gejser eingriff. Die deutschen Schiffe zogen sich darauf in die Elbmündung zurück, wo die dänischen Schiffe die Verfolgung abbrachen. In der Schlacht gab es auf beiden Seite keine Verletzten. Die Schlacht bei Helgoland war der einzige Kampfeinsatz der Schiffe der deutschen Reichsflotte - der ersten deutschen Marine - und eines der ersten Schlachten zwischen Dampfschiffen.

Das Original

Die deutsche Schaufelradfregatte bzw. Dampffregatte Barbarossa war zeitweise das Flaggschiff der deutschen Reichsflotte - der ersten deutschen Marine. Sie wurde ursprünglich als Passagierschiff Britannia für die British and North American Royal Mail Steam Packet Company (später Cunard) gebaut und war das Typschiff einer Klasse von sechs 1840-45 gebauten Schiffen (Britannia, Acadia, Caledonia, Columbia, Hibernia und Cambria). Die ersten beiden Schiffe der Klasse wurden 1849 an den Deutschen Bund verkauft und zu den Fregatten Barbarossa und Erzherzog Johann umgebaut.

Bei dem Umbau zur Dampffregatte wurden die Decks verstärkt, um auf dem Oberdeck die Bewaffnung montieren zu können. Die Acadia, die spätere Erzherzog Johann, lief bei der Überführung nach Deutschland auf und musste nach der Bergung aufwendiger repariert werden. Sie erhielt dabei ein Rundheck statt des ursprünglichen Spiegelhecks. Die Takelage bei beiden Schiffen wurde von einer Barktakelage zur einer Brigantinentakelage umgebaut, d.h. ein Mast entfernt. Barbarossa wurde 1852 an die preußische Marine verkauft, Erzherzog Johann 1853 an die Reederei W.A. Fritzke & Co, die sie wieder zum Passagierschiff umbauen lies und in Germania umbenannte.


Barbarossa war 64,7 m lang, 16,5 m breit und verdrängte 1313 t. Der Antrieb erfolgte durch vier Kessel und und zwei Einzylinder-Dampfmaschinen, die 410 (oder 440, 740 oder 1600 PS?) leisteten, womit bis zu 9,5 kn erreicht wurden. Als Hilfsantrieb war eine Brigantinentakelage vorhanden. Die Besatzung bestand aus 200 Mann.

Bewaffnung
9 x 68-Pfünder Bombenkanonen


Barbarossa wurde 1839-40 von  Robert Duncan & Company in Greenock als RMS Britannia für British and North American Royal Mail Steam Packet Company gebaut. Sie wurde für den Passagierdienst über den Atlantik eingesetzt und fuhr 99 Mal auf dieser Route. 1849 wurde sie an den Deutschen Bund verkauft und für den Einsatz im Ersten Schleswigschen Krieg zur Dampffregatte Barbarossa für die Reichsflotte umgebaut. Sie waren deren Flaggschiff, also das Flaggschiff von Karl Rudolf Brommy, u.a. am 4. Juni 1849 in der Schlacht von Helgoland. 1850 wurde die Schaufelradfregatte Hansa das neue Flaggschiff der Reichsflotte. 1852 wurde Barbarossa zusammen mit der Fregatte Eckernförde (ex Gefion) an die preußische Marine verkauft. Diese stellte fest, dass die Maschinen und Kessel erneuert werden müssten. Dies wurde aber nicht als wirtschaftlich betrachtet (man wollte lieber einen Neubau), weshalb Barbarossa zum Wohnschiff umgebaut wurde. Sie lag erst in Danzig, ab 1865 in Kiel. 1880 wurde sie gestrichen und am 28. Juli 1880 als Zielschiff durch einen Torpedo des Torpedoschiffs SMS Zieten versenkt. Das Wrack wurde gehoben, untersucht und abgewrackt.

Das Modell

Das Modell der deutschen Schaufelradfregatte Barbarossa habe ich auf der Basis des 3-gedruckten Rumpfs von Brown Water Navy Miniatures gebaut (siehe Bausatzbesprechung). Das Original ist relativ schlecht dokumentiert. Ich habe mich an wenigen Bildern, dem Modell im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg und der Skizze im Gröner orientiert. Die Bewaffnung aus zehn Geschützen habe ich nicht abgeändert - auf dem Modell in Hamburg sind auch zehn Geschütze zu sehen. Die Masten, Rahe und Gaffeln sind aus Metallstäben gebaut, die Marsen aus Plastikteilen. Die eingeholten Segel sind mit Weißleim angedeutet. Die Davits sind aus Kupferdraht gebogen. Die Beiboote sind Resinteile von SSModel. Die Takelung erfolgte mit schwarzen Faden von Infini (70 Denier, 0,091 mm) und Uni Caenis (20 Denier, ca. 0,05 mm)

Für die Bemalung habe ich wieder Acrylfarben von Vallejo Model Color benutzt: 167 (995) Anthrazitgrau für den Rumpf, Schornstein, obere Teile der Masten und Beibootrümpfe; 4 (820) Cremeweiß für die Innenseite der Schanzkleider und Beiboote sowie die oberen Seiten der Radkästen; 110 (986) Achatgrau für die Decks; 120 (976) Beige für die Untermasten und 139 (846) Mahagonibraun für die Details an Deck.

Links die Barbarossa mit zwei Schiffen aus der gleichen Epoche: der dänischen Schaufelradkorvette Gejser (1845), gegen die Barbarossa  in der Schlacht von Helgoland kämpfe, und der preußische Aviso SMS Salamander (1851). In der Mitte mit zwei etwas neueren Schiffen aus der Epoche, in der Kreuzer Dampf- und Segelantrieb hatten: der chinesische Aviso Fupo (1871) und die Gedeckten Korvette USS Trenton (1877). Rechts mit dem deutschen Geschützter Kreuzer SMS Gazelle (1898) und Leichter Kreuzer Königsberg (1929):

Quellen

  • Barbarossa (Schiff, 1840) (Wikipedia)
  • Warships of the First Schleswig War von William Eugene Warner, Charleston, 2022 (Buchbesprechung)
  • Schwarz-Rot-Gold und die Deutsche Flottengründung von Ulrich Schiers, Hamburg, 2019
  • The Ships of the German Fleets 1848-1945 von Hans Jürgen Hansen, Annapolis, 2000?
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, München, 1966
  • Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien von Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1980?
  • Modell im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg (siehe Fotogalerie)


Lars