20.09.1934 - 90 Jahre erste Durchquerung der Nordostpassage in einer Saison

 


Heute vor 90 Jahren, am 20. September 1934, erreichte der sowjetische Eisbrecher Fjodor Litke Murmansk und konnte damit das erste Mal die Nordostpassage in einer Saison von Ost nach West durchqueren (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Fjodor Litke war am 28. Juni aus Wladiwostok ausgelaufen. Die Leitung der Expedition hatte D. С. Duplitsky, der Kapitän war N.M. Nikolajew und der wissenschaftliche Leiter Wladimir Wiese. Auf dem Weg rettete sie die eingefrorenen Frachter Pravda, Volodarskiy und Tovarich Stalin. Sie legte auf der Expedition etwa 6000 Seemeilen, davon 1600 im Eis, zurück.

Das Original

Der sowjetische Eisbrecher Fjodor Litke (Фёдор Литке) wurde ursprünglich als Earl Grey für die kanadische Regierung gebaut. Sie sollte als Eisbrecher sowie als Passagier- und Frachtschiff dienen. Sie war hierfür relativ luxuriös ausgestattet. Eine Besonderheit des Schiffs war, dass es eigentlich gar kein Eisbrecher war (dessen Rumpf auf das Eis geschoben wird, so dass dieses unter seinem Gewicht bricht). Das Schiff hatte einen auffälligen Klipperbug, der dazu gedacht war, durch das Eis zu schneiden - das Schiff war also ein Eisschneider. Trotz dieses ungewöhnlichen Konzepts, das ansonsten keine Nachahmer fand, diente das Schiff für fast 50 Jahre erfolgreich in der Arktis.


Fjodor Litke war 85,8 m lang, 14,6 m breit und verdrängte voll beladen 5165 t. Der Antrieb bestand aus vier Kesseln und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit zusammen 7000 PS, womit sie 18,5 kn erreichte. Die Besatzung bestand 1939 aus 86 Personen. Es konnten 51-350 Passagiere untergebracht werden.


Fjodor Litke wurde 1909 von Vickers in Barrow-in-Furness gebaut. Sie diente als Earl Grey von 1909-14 für den kanadischen Staat, u.a. als Jacht für den Governor-General für die Befahrung der nordöstlichen kanadischen Provinzen, aber auch als Vermessungsschiff und als Fracht- und Passagierschiff. 1914 wurde das Schiff an Russland verkauft und in Kanada umbenannt. Sie diente dazu den nördlichen Seeweg von Russland nach Großbritannien frei zu halten. Am 9. Januar 1917 lief sie auf ein Riff und sank, konnte aber schnell wieder geborgen und repariert werden. Im Russischen Bürgerkrieg diente sie erst auf der Seite der Weißen, lief 1920 zu den Roten über. Sie wurde erst III. Internationale und schließlich Fjodor Litke genannt. Ab 1928 war sie in Wladiwostok beheimatet. In sowjetischen Diensten wurde Fjodor Litke wiederholt für wissenschaftliche Expeditionen eingesetzt. Sie unterstützte aber auch das Gulag-Sytem, u.a. bei dem Aufbau von Goldminen in Sibirien, in denen Gulag-Häftlinge arbeiten mussten. Außerdem wurde sie als Eisbrecher in der Nordostpassage verwendet. Im Zweiten Weltkrieg diente sie bewaffnet zur Unterstützung von Konvois in der Arktis. Nach dem Krieg wurde sie wieder für wissenschaftliche Expeditionen genutzt und erreichte noch 1955 einen Rekord, als sie bis auf 810 km an den Nordpol heran kam. 1958 wurde sie außer Dienst gestellt und 1960 in Murmansk abgewrackt.

Das Modell

Das Modell des Fotos des sowjetischen Eisbrechers Fjodor Litke (Fyodor Litke) habe ich aus dem 3D-gedruckten Modell von Brown Water Navy Miniatures gebaut. Das Ziel war den Eisbrecher im Zustand von 1934 darzustellen. Ich orientierte mich primär an den Fotos in Ледорез "Федор Литке" - "белый лебедь" ледокольного флота - allerdings finden sich hier auf mit 1934 datierten Fotos sehr verschiedene Anstriche (insbesondere des Schornsteins).

Das Modell wurde noch bei Shapeways gedruckt und besteht nur aus einem Teil. Viele Teile waren bereits an den Rumpf gedruckt, darunter wegen der damaligen Vorgaben von Shapeways auch z.B. sehr dicke Davits. Ich entfernte die Davits, das Bugspriet, eine Erhöhung um das Bugspriet herum, die Treppen vor der Brücke und einen Ring um den Schornstein. Den Bereich um das Bugspriet baute ich aus Plastikplatten neu auf. Aus diesem Material baute ich auch die Häuschen auf den Brückenflügeln, zwei "Kisten" mittschiffs auf dem Aufbau und achtern die Plattformen auf dem achteren Deckshaus und zwischen diesem und dem Aufbau mittschiffs. Die Winde auf dem Vorschiff ist von Starling Models, die Lüfter dort von BMK. Die Masten, der Ankerkran, die Stützen für die Sonnensegel auf der Brücke und die zahlreichen Decksstützen sind aus Metallstäben von Albion Alloys. Die Davits sind aus Kupferdraht gebogen, die Scheinwerfer sind aus der Restekiste, die Ankerketten sowie die Anker von BJ Modellbau. Auf einigen Fotos in Федор Литке" - "белый лебедь" ледокольного флота, die in der Epoche aufgenommen wurden, hat Fjodor Litke zwei Schawrow Sch-2 (Шавров Ш-2) Flugzeuge an Bord. Laut Eisbrecher in aller Welt waren Sch-2 für den Erfolg der Expedition von 1934 als Eisaufklärer entscheidend, also kamen sie an Bord des Modells. Die beiden Maschinen baute ich aus Plastikteilen selbst. Bei der einen Maschine klappte ich die Flügel ein, bei der zweiten stellte ich die Flügel abgenommen dar.

Für die Bemalung verwendete ich Acrylfarben von Vallejo Model Color: für den Rumpf 167 (995) Anthrazitgrau), die Aufbauten 4 (820) Cremeweiss, die Decks 110 (986) Achatgrau), den Schornstein 167 mit einem Band aus 52 (925) Blau, für diverse Decksdetails 139 (846) Mahagonibraun und die Masten 121 (913) Ockergelb. Hier war das schon erwähnte Problem, dass die Datierung der Fotos etwas unklar war. Es kann auch sein, dass Fjodor Litke während der Expedition von 1934 einen ockerfarbenen Schornstein mit roten Sternen oder einen ockerfarbenen Schornstein mit einem blauen Band hatte. Die Farben der beiden Sch-2 waren eine echte Herausforderung. Erst befürchtete ich, dass die Maschinen grün waren, bis ich Ansichten von orangen bzw. blau/orangen Maschinen gefunden habe - für die ich mich entschied. Auf den Fotos ist klar erkennbar, dass an Bord eine einfarbig und eine zweifarbig war.

Links die Fjodor Litke mit einem ähnlich alten Eisbrecher, der auch ursprünglich für Kanada als Fracht- und Passagierschiff gebaut wurde, aber in der UdSSR oft als Forschungsschiff verwendet wurde: Malygin (ex Bruce, 1912). In der Mitte mit einem großen atomgetriebenen Eisbrecher aus der Nachkriegszeit, der Lenin (1959). Rechts mit einem späteren kanadischen Eisbrecher, der CCGS Sir Wilfrid Laurier (1986).

Quellen


Lars