10.02.1895 - 130 Jahre Schlacht von Weihaiwei
Heute vor 130 Jahren, am 10. Februar 1895, wurde der chinesische Geschützte Kreuzer Jingyuan von dem Torpedokreuzer Guangbing torpediert, um das Wrack zu zerstören und so eine Nutzung durch die japanische Marine zu verhindern (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Nach der Schlacht von Yalu am 17. September 1894 hatte sich die Reste der chinesischen Flotte erst nach Dalian (Port Arthur) und schließlich nach Weihaiwei (heute Weihai) zurück gezogen. Jingyuan gehörte zu den Schiffen, die in der Schlacht von Yalu beschädigt worden waren. Als der Stützpunkt Weihaiwei von der japanischen Armee eingeschlossen war, beteiligte sich die provisorisch reparierte Jingyuan an dessen Verteidigung, wurde aber am 9. Februar von zwei 24-cm-Granaten eines von den Japanern eroberten Forts getroffen und sank im flachen Wasser. Am Tag darauf zerstörte die chinesische Marine das Wrack.
Das Original
Der chinesisches Geschützte Kreuzer Jingyuan (靖遠, auch Ching Yuan oder Ching Yuen transkribiert) war eines von zwei 1885-87 gebauten Schiffen der Zhiyuan-Klasse. Die chinesische Marine bestellte damals in Europa insgesamt vier neue Kreuzer: zwei Panzerkreuzer bei Vulcan (Laiyuan-Klasse) und zwei Geschützte Kreuzer bei Armstrong Whitworth (Zhiyuan-Klasse) - wahrscheinlich um die beiden Varianten der Panzerung vergleichen zu können. Die beiden Klassen waren ähnlich groß. Die Laiyuan-Klasse hatte nur achtern kein 21-cm-Geschütz, um das Gewicht der stärkeren Panzerung zu kompensieren. Die beiden Geschützten Kreuzer der Zhiyuan-Klasse waren relativ frühe Exemplare der berühmten Elswick-Kreuzer. Im Gegensatz zu den ersten für chinesischen Marine gebauten Elswick-Kreuzern, der Chaoyong-Klasse, war die Zhiyuan-Klasse nicht als Glattdecker ausgelegt, sondern hatte eine erhöhte Back und Poop und somit deutlich mehr Freibord. Beim Geschützkaliber ging man von 25,4 cm auf 21 cm zurück, allerdings vorne mit einer Zwillingslafette statt einer Einzellafette, also insgesamt drei 21-cm-Geschütze plus zwei 15,2 cm-Geschütze mittschiffs. Die chinesische Marine wollte anscheinend möglichst schwere Kaliber. Im Vergleich war der ähnliche italienische Kreuzer Dogali, der bei Armstrong Whitworth etwas früher begonnen worden war, mit sechs 15,2-cm-Geschützen bewaffnet. All diese Geschütze waren noch keine Schnellfeuergeschütze wie sie auf der nächsten Generation von Elswick-Kreuzern, die u.a. die japanische Marine erhielt, verbaut wurden, so dass die Zhiyuan-Klasse relativ schnell veraltete.
Jingyuan war 81,4 m lang, 11,3 m breit und verdrängte 2347 t. Der Antrieb bestand aus vier Kesseln und zwei Dreifachexpansions-Dampfmaschinen mit zusammen maximal 5500 PS, womit 18,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 260 Mann.
Bewaffnung
3 x 21 cm L/35 Krupp (eine Zwillings- und eine Einzellafette)
2 x 15,2 cm Armstrong (Einzellafetten)
8 x 5,7 cm (Einzellafetten, vier mittschiffs, je zwei in Back und Poop)
6 x 3,7 cm (Einzellafetten, auf Back, Poop und Vormars)
6 x 1,1 cm zehnrohrige Gatling (auf Großmars und vier mittschiffs)
4 x 35,6 cm Torpedorohre (über Wasser)
Jingyuan wurde 1885-87 von Armstrong Whitworth in Elswick (Newcastle) gebaut. Sie diente bei der Beiyang-Flotte. Sie kämpfte im ersten Chinesisch-Japanischen Krieg am 17. September 1894 in der Schlacht von Yalu und wurde in dieser beschädigt. Zwei Mann der Besatzung starben und 16 wurden verwundet. Sie konnte sich trotzdem zusammen mit dem noch schwerer beschädigten Panzerkreuzer Laiyuan zurück ziehen. In Weihaiwei bekämpfte sie wiederholt Landziele. Am 6. Februar 1895 wurde Jingyuan in Weihaiwai von japanischen Torpedobooten knapp verfehlt, die Laiyuan versenkten. Am 9. Februar wurde sie durch zwei 24-cm-Treffer eines von den Japanern eroberten Forts versenkt, wobei sechs Mann starben. Das Wrack wurde am 10. Februar durch den Torpedokreuzer Guangbing zerstört. Nach dem Krieg wurde das Wrack 1896 gehoben und verschrottet.
Das Modell
Das Modell des chinesischen Geschützten Kreuzers Jingyuan baute ich aus dem Bausatz von S-Model (auf der Schachtel Ching Yuen geschrieben). Dieser Spritzgussbausatz enthält auch zwei kleine Fotoätzteilplatinen (u.a. für Bug- und Heckzier, Davits, Namensschilder, Anker, Ankerkräne und Ankerketten) und gedrehte Messingrohre für die 21-cm-Geschütze. Der Bausatz lässt sich relativ gut bauen. Für die 15,2-cm-Geschütze waren keine Messingrohre vorhanden, ich passte hier welche aus meinem Vorrat an. Ich ersetzte die Masten und Dampfrohre durch Metallstäbe. Diese verwendete ich auch für die Geschützrohre der leichten Artillerie. Die leichten Geschütze erhielten teilweise Schutzschilde aus Papier.
Die Bemalung stellt das Schiff im Zustand vor dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg Krieg dar. Ich orientierte mich hier an Fotos, u.a. in dem russisch-sprachigen Buch Der besiegte Drache. Bemalt habe ich die Jingyuan mit Farben von Vallejo Model Color: 167 (995) Anthrazitgrau und 4 (820) Cremeweiß für Rumpf, Cremeweiß und 121 (913) Ockergelb für die Lüfter, Ockergelb für den Schornstein und die Masten, 110 (986) Achatgrau für die Decks und 124 (819) Iraqui Sand für einige erhöhte Grätings.
Links einige der Kreuzer der Beiyang-Flotte: Geschützte Kreuzer Jiyuan und Jingyuan, Panzerkreuzer Laiyuan und Pingyuan sowie Torpedokreuzer Guangyi (letzterer war eigentlich von der Guangdong-Flotte, wurde im Chinesisch-Japanischen Krieg aber bei der Beiyang-Flotte eingesetzt). Rechts mit zwei neueren Geschützten Kreuzern, der deutschen SMS Gazelle (1898) und der chinesischen Chao Ho (1912).
Links Vergleich mit zwei Leichten Kreuzern aus den 1930ern, der sehr kleinen chinesischen Ning Hai (1932) und der recht großen USS Nashville (1938). Rechts mit zwei heutigen chinesischen Schiffen, der Fregatte Yulin (2010) und dem Zerstörer Nanchang (2020).
Quellen
- Warships for Export. Armstrong Warships 1867-1927 von Peter Brook, Gravesend, 1999 (siehe Buchbesprechung)
- Chen Yue: Chinesische Kriegsschiffkarte 1855-1911 (chinesischsprachiges Buch) (siehe Buchbesprechung)
- The Chinese Steam Navy 1862-1945 von Richard NJ Wright, London, 2000
- Der besiegte Drache von Dimitrii Kisejew und Aleksei Pastuchow (russischsprachiges Buch), Moskau 2016
- Sino-Japanese Naval War 1894-1895 von Piotr Olender, Petersfield, 2014 (siehe Buchbesprechung)
- Jingyuan (1886) (Wikipedia)
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Lars