25.04.1974 - 50 Jahre Nelkenrevolution

 


Heute vor 50 Jahren, am 25. April 1974, erhielt die portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Countinho den Befehl die aufständischen Truppen in Lissabon anzugreifen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Portugal war damals ein autoritäres den anderen faschistischen Regimen aus den 1930ern ähnlicher Staat. Ein Militärputsch 1926 hatte die Republik beendet und 1933 rief António de Oliveira Salazar den faschistischen Estado Novo aus. Dieses Regime geriet in den 1960ern und 1970ern durch die Kriege gegen die Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien in Probleme. Die linke Movimento das Forças Armadas (MFA) innerhalb des portugiesischen Militärs, auch Movimento dos Capitães (Bewegung der Hauptleute) genannt, wollte die Kriege in den Kolonien beenden, die Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen und in Portugal wieder die Demokratie einführen. Am 25. April besetzten von der MFA befehligten Truppen Schlüsselpunkte in Lissabon und Porto. Das Regime verlor die Kontrolle über die Armee und die meisten gegen die aufständischen Truppen entsandten Einheiten liefen zu diesen über. Die Fregatte NRP Almirante Gago Countinho war zu diesem Zeitpunkt ein Teil einer der ständigen Einheiten der NATO, der STANAVFORLANT, und war dabei aus Lissabon auszulaufen, als sie den Befehl erhielt, die Späh- und Schützenpanzer der MFA auf dem Terreiro do Paço (ein großer Platz am Hafen in Lissabon) anzugreifen. Der Kapitän der Fregatte weigerte sich das Feuer zu eröffnen, befahl aber einige Warnschüsse. Dieser Befehl wurde aber von den Offizieren, die teilweise Verbindungen zur MFA hatten, verweigert und die Fregatte griff nicht ein (der Kapitän stellte diese Ereignisse später anders dar). Den von der MFA befehligten Truppen gelang es das Regime zu stürzen und die Demokratie in Portugal wieder herzustellen. Die Ereignisse wurden als Nelkenrevolution bekannt.

Das Original

Die portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Countinho (F 473) war eine von drei 1962-68 gebauten Fregatten der Almirante Pereira da Silva-Klasse, in Portugal meist nur Almirante-Klasse genannt. Die Almirante-Klasse war Teil eines Neubauprogramms in  den 1960er Jahren, um die älteren Fregatten (teils ehemalige Avisos aus den 1930ern, teils Fregatten der River-, Bay- und John C. Butler-Klasse aus dem Zweiten Weltkrieg) zu ersetzen. Die Almirante-Klasse waren als Geleitschiffe mit einem Schwerpunkt auf die U-Jagd gedacht und wurden in Portugal nach einem modifizierten Entwurf der Dealey-Klasse der US Navy gebaut und durch US-Mittel finanziert. Im Gegensatz zu anderen in den 1960ern und 1970ern für die portugiesische Marine gebauten Fregatten (der João Belo-, João Coutinho- und Baptista de Andrade-Klasse), war die Almirante-Klasse nicht für den Einsatz in den Kolonien gedacht, sondern sollte mit anderen NATO-Marinen im Nordatlantik Geleitzüge schützen und U-Boote jagen. Von der Dealey-Klasse unterschied sich die Almirante-Klasse durch Bofors-U-Jagd-Raketenstarter statt des Weapon Alpha-Starters und Radarantennen europäischer Hersteller. Auch waren die portugiesischen Schiffe (zumindest teilweise von Anfang an) mit einem Schleppsonar auf dem Achterdeck ausgerüstet.

Die Almirante-Klasse war relativ klein und noch nicht mit Lenkwaffen ausgerüstet. Entsprechend veraltete sie schnell. Für U-Jagd-Hubschrauber waren sie zu klein (die US-Halbschwestern erhielten zeitweise kleine Hubschrauber-U-Jagd-Drohnen des Typs QH-50 DASH). Für die Bekämpfung von Schiffen und Flugzeugen waren nur zwei 7,62-cm-Zwillinge vorhanden. Eine Nachrüstung mit Anti-Schiffsraketen und anderer moderner Bewaffnung wurde erwogen, aber nie durchgeführt, so dass die drei Fregatten der Almirante-Klasse nur etwas mehr als 20 Jahre dienten und durch die Vasco da Gama-Klasse (MEKO 200) ersetzt wurden.


Almirante Gago Countinho war 95,6 m lang, 11,2 m breit und verdrängte 1914 t. Der Antrieb bestand aus zwei Kesseln und zwei Dampfturbinen, die 20.000 PS leisteten, womit 27 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 166 Mann.

Bewaffnung
4 x 7,62 cm L/50 Mk 22 (zwei Mk 33-Zwillingslafetten, die vordere in einem Turm)
2 x Vierfach-37,5-cm-Bofors-U-Jagd-Raketenwerfer
6 x 32,4 cm Torpedorohre (zwei Mk 32 Drillingsrohre)
2 Wasserbombenwerfer


Almirante Gago Countinho wurde 1962-66 von der Lisnave-Werft in Lissabon gebaut. Sie diente u.a. als Teil der STANAVFORLANT, so auch während der Nelkenrevolution 1974. Sie wurde ab 1989 nicht mehr eingesetzt (?) und 1992 außer Dienst gestellt.

Das Modell

Das Modell der portugiesischen Fregatte NRP Almirante Gago Countinho baute ich aus dem Bausatz der USS Cromwell (DE-1014, Dealey-Klasse) von Niko Model um. Der Bausatz von Niko Model sieht gut detailliert aus und dürfte eine gute Grundlage für ein Modell der US-Version sein. Für die portugiesische Version waren aber einige Umbauten erforderlich:

  • Entfernung des kleinen Aufbaus, der Basis des Weapon Alpha-Starters und der Stufe an der Brückenfront und der Ersatz durch ein neues Deckshaus aus Polystyrolplatten und fotogeätzten Türen von FlyHawk. Auf dieses Deckshaus kamen die zwei Bofors-Werfer und deren Abweiser. Die Bofors-Werfer bestehen aus Teilen von L'Arsenal, aber mit einer neuen Lafette.
  • Auf dem Peildeck wurde vorne ein geschlossene Reling ergänzt. Die Details auf dem Peildeck, der Unterbau des Feuerleitgeräts und der kleine Aufbau dahinter waren mir relativ unklar und auf den Fotos schlecht zu sehen. Es kann sein, dass auf den portugiesischen Schiffen die Erweiterung der Brücke unter dem Mast nicht vorhanden war. Ich änderte dies aber nicht ab.
  • Die geschlossene Reling auf den Brückenflügeln verlängerte ich bis an deren achteres Ende und ergänzte vier Abstützungen der Brückenflügeln aus Metallstäben.
  • Die Torpedorohre ersetzte ich durch welche von FineMolds.
  • Den Mast modifizierte ich etwas, insbesondere die Rah und die obere Spiere. Den MLA-1B-Radar stellte ich durch eine Kombination aus Teilen des SPS-6-Radars von Niko aus dem Bausatz und einer kleiner geschnittenen Antenne eines SPS-49-Radars von LionRoar da (eine suboptimale Lösung). Den Typ 978-Radar baute ich aus Plastikplatten- und stäben, wobei ich mich an den Plänen der HMS Tiger von Jecobin Plans orientierte.
  • Auf dem Aufbau ergänzte ich zwei Vorrichtungen für die See-zu-See-Versorgung und Rettungsinseln von FlyHawk (ein Set mit Inseln aus Resin und fotogeätzten Haltern).
  • Den Davit für das Beiboot ersetzte ich durch Teile von Pit-Road - die einzigen passenden Davits, die ich in meinem Vorrat fand
  • Die Stabantennen sind aus 0,05-mm-Kupferdraht
  • Die beiden 7,62-cm-Geschütze stellte ich mit hoher Rohrerhöhung dar - wie Almirante Gago Countinho am 25. April (um zu signalisieren, dass sie nicht angreift?).
  • Auf dem Achterdeck stellte ich etwas vereinfacht die beiden Wasserbombenwerfer und das Mk 6 Fanfare-System (Geräuschabenkungsbojen gegen Torpedos) aus diversen Plastik- und Metallteilen dar.
  • Den SQA-10-Schleppsonar baute ich aus diversen Plastik- und Metallplatten und -stäben, wobei ich mich auch stark an Fotos von FRAM 2-Zerstörern der US Navy orientierte.

Für die Bemalung benutzte ich wieder Farben von Vallejo Model Color: 108 (973) Hellseegrün für die vertikalen Flächen, 164 (867) Dunkelgraublau für die Decks und 167 (995) Anthrazitgrau für den oberen Teil des Masts und des Schornsteins. Für die Kennnummern verwendete ich Abziehbilder von L'Arsenal für französische Schiffe, die von der Größe passend waren (aber in Bezug auf den Schrifttyp leider nicht ganz).

Links die Fregatte Almirante Gago Countinho mit zwei älteren portugiesischen Schiffen, den Kreuzern Carvalho Araújo (ex HMS Jonquil, 1915) und Dom Carlos I (1899). In der Mitte mit zwei etwas gleichaltrigen Fregatten, die aber mit Lenkwaffen nachgerüstet bzw. gleich damit ausgerüstet wurden: der dänischen Peder Skram (1966) und der chilenischen Almirante Lynch (1973). Rechts mit zwei modernen Fregatten, der algerischen El Radii (2016) und der französischen Provence (2016).

Quellen

Ich danke Rui Matos für die zahlreichen Informationen und Hinweise!


Lars