29.01.1940 - 85 Jahre Eisdrift der Georgi Sedow
Heute vor 85 Jahren, am 29. Januar 1940, erreichte der sowjetische Eisbrecher Georgi Sedow Murmansk (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Georgi Sedow war am 23. Oktober 1937 in der Laptewsee vom Packeis zusammen mit den Eisbrechern Malygin und Sadko eingeschlossen worden. Die drei Schiffe trieben erst nach Norden, dann nach Nordosten. Nördlich der Neusibirischen Inseln konnte der Eisbrecher Jermak zwei der drei Schiffe befreien, aber Georgi Sedow blieb zurück und trieb insgesamt 812 Tage mit dem Packeis dann nach Westen. Das Schiff wurde dabei provisorisch als Forschungsstation genutzt. Es wurden meteorologische und hydrologische Beobachtungen gemacht, insgesamt 415 astronomische und 78 elektromagnetische Messungen sowie 38 Messungen der Meerestiefe. Am 13. Januar 1940 konnte das Schiff zwischen Spitzbergen und Grönland von dem Eisbrecher J. Stalin befreit werden und von dort aus Murmansk erreichen.
Das Original
Der sowjetische Eisbrecher Georgi Sedow (Георгий Седов, auch als Georgiy Sedov transkribiert) war ursprünglich als Beothic für die Thetis Steam Ship Co Ltd zur Unterstützung der Robbenjagd gebaut worden. Sie war als Frachteisbrecher ausgelegt. Ihr Rumpf war an der Wasserlinie verstärkt und sie hatte einen Eisbrecherbug (über Wasser allerdings nicht wirklich als solcher erkennbar). In sowjetischen Diensten wurde sie nicht nur als Frachteisbrecher verwendet, sondern auch als Forschungsschiff in der Arktis.
Georgi Sedow war 76,8 m lang, 10,9 m breit und verdrängte 3059 t. Der Antrieb bestand aus zwei Kesseln und einer Dreizylinder-Dampfmaschine mit 2360 PS, womit 12 kn erreicht wurden. Sie hatte drei Frachträume mit einer Ladekapazität von 1350 t. Die Besatzung bestand bei der Eisdrift aus 11-15 Mann.
Georgi Sedow wurde 1908-09 von D & W Henderson & Co., Glasgow für Thetis Steam Ship Co Ltd gebaut. Ihr erster Heimathafen war St. John's. 1916 wurde sie vom russischen Handelsministerium gekauft und in den kommenden Jahren für die Frachtschifffahrt und als Eisbrecher im Weißen Meer eingesetzt. Ihr neuer Heimathafen war Archangelsk. Sie war während des Russischen Bürgerkriegs zeitweise unter der Kontrolle der britischen Interventionstruppen. 1920 kam sie unter die Kontrolle der Sowjetunion und wurde im gleichen Jahr für die erste Kara-Expedition verwendet. 1928 beteiligte sie sich an der Suche nach der vermissten Italia-Expedition unter Nobile. Im September 1929 wurde sie für eine Expedition in die Arktis unter Otto Schmidt genutzt, u.a. zur Erkundung von Franz Josef Land und der Errichtung der Polarstation Buchta Tichaja dort. Sie erreichte dabei 82°14'N. Im Juli 1930 wurde eine weitere Expedition auf ihr unter Schmidt gestartet, wieder zur Erkundung von Franz Josef Land, aber auch von Nowaja Semlja und Sewernaja Semlja, wobei die Inseln Vise, Voronin und Isachenko entdeckt wurden. 1931/32 wurde sie in Nikolajew (heute Mykolajiw) überholt. Danach diente sie als Frachter, Eisbrecher und Forschungsschiff. 1936 diente sie zur Erforschung der Karasee, half aber auch im Eis festsitzenden Frachtern. 1937 erforschte sie die Kara- und Laptewsee sowie die Neusibirischen Inseln.
Gegen Ende dieser Forschungsfahrt versuchte sie einem Konvoi in Eis festsitzenden Frachtern zu helfen, wurde aber selbst zusammen mit den Eisbrechern Malygin und Sadko vom Packeis eingeschlossen. Am 23. Oktober 1937 begann somit die Eisdrift der Georgi Sedow. Die drei Schiffe und 217 Mann mussten im Packeis überwintern. Ein Versuch des Eisbrechers Krassin sie zu befreien, scheiterte. Um die drei Schiffe wurden während der Überwinterung verschiedene Forschungsstationen aufgebaut. Im April 1938 konnte ein Teil der Besatzung mit Flugzeugen des Typs Tupolew G-2 (ANT-6), die in Tiksi gestartet waren, evakuiert werden. Nur elf Mann blieben an Bord von jedem der drei Schiffe. Am 28. August 1938 erreichte der Eisbrecher Jermak die drei eingeschlossenen Schiffe, konnte aber nur Malygin und Sadko befreien. Die Georgi Sedow , die durch das Packeis einen Ruderschaden erlitten hatte, musste mit 15 Mann Bord zurück gelassen werden. Im September 1939 versuchte der neue Eisbrecher J. Stalin zusammen mit dem Eisbrecher Fjodor Litke die Georgi Sedow zu befreien, aber auch dieser Versuch scheiterte. Der nächste Versuch des Eisbrechers J. Stalin war dann am erfolgreich: am 13. Januar 1940 wurde Georgi Sedow befreit. Am 29. Januar erreichte sie dann Murmansk.
Während des Zweiten Weltkriegs diente Georgi Sedow zeitweise für die sowjetische Marine als LD-3 als Frachter im Weißen Meer. Am 30. März 1946 brach an Bord ein Feuer aus, wodurch 19 Menschen an Bord starben und 18 verwundet wurden. Der Eisbrecher Sewernij Weter (ex USCGC Northwind, später Kapitan Belousow und USCGC Staten Island) half den Brand zu löschen. Das Schiff blieb im Einsatz, ab 1957 mit Murmansk als Heimathafen. 1967 wurde Georgi Sedow außer Dienst gestellt und zum Abwracken nach Hamburg verkauft.
Das Modell
Das Modell des sowjetischen Eisbrechers Georgi Sedow im Maßstab 1/700 stammt von Brown Water Navy Miniatures. Es wurde noch auf Shapeways in der Tan Fine Detail Plastic-Qualität gedruckt (aktuell bekommt man die Modelle direkt von Brown Water Navy Miniatures als gedruckte Modelle oder stl-Dateien,
Ich habe den Schornstein aufgebohrt und ein Dampfrohr ergänzt.Auf dem ersten Aufbaudeck fügte ich eine geschlossene Reling aus Plastikplatten hinzu. An diese kamen fotogeätzte, vorgefärbte Rettungsringe von NNT. Aus Plastikplatten sind auch die Wachhäuser auf dem Brückenflügeln, genauso wie eine Plattform achtern des achteren Deckshaus. Die Masten sind aus Metallstäben selbst erbaut, das Krähennest ist aus einem Plastikstab. Die Davits für die Beiboote und der kleine Kran am Bug sind aus 0,2 mm dicken Kupferdraht gebogen. Für die Takelung benutzte ich schwarzen 20 Denier Faden von UNI Caenis.
Für die Bemalung benutzte ich Acrylfarben von Vallejo Model Color, die auf eine Grundierung von Tamiya aufgebracht wurden. Für den Rumpf und den Schornstein verwendete ich 167 (995) Anthrazitgrau, für Aufbauten 4 (820) Cremeweiß, das Schornsteinband 52 (925) Blau, die hölzerne Reling im Bereich der Brücke 139 (846) Mahagonibraun, die Deckluken 124 (819) Iraqui Sand und die Lüfter 121 (913) Ockergelb (außen) und 28 (909) Verkehrsrot (für die angedeutete Öffnung). Die Masten sind auch ockergelb.
Links die Georgi Sedow mit zwei anderen in Kanada gekauften und in den 1930ern von der UdSSR als Polarforschungsschiffe verwendete Schiffen: Malygin (ex Bruce, 1912) und Fjodor Litke (ex Earl Grey, 1909). Malygin war 1937 mit Georgi Sedow im Packeis eingeschlossen worden, Fjodor Litke war 1939 an einem erfolglosen Versuch beteiligt, Georgi Sedow zu befreien. Rechts zusammen mit dem Eisbrecher J. Stalin (1938), der 1940 die Georgi Sedow rettete.
Links zusammen mit ihrem Namensnachfolger, dem als Vermessungsschiff gebauten Eisbrecher Georgi Sedow (1967) und dem deutschen Polarforschungsschiff Polarstern (1982) (letztere trieb 2019-20 im Rahmen der MOSAiC-Expedition absichtlich eingefroren mit dem Packeis durch die Arktis). Rechts mit zwei weiteren heutigen Polarforschungsschiffen: der britischen RRS Ernest Shackleton (1995, ex Polar Queen, heute N/R Laura Bassi) und der französischen L'Astrolabe (2017).
Quellen
- Гордость Страны Советов: ледокольные пароходы Севера 1915-1964 (Часть 1) (Stolz des Sowjetlandes: Eisbrecher des Nordens 1915-1964 (Teil 1)) von R.W. Lapschin (Р.В. Лапшин), Морская коллекция (Morskaja Kollektsija) 11/2018
- Georgiy Sedov (1908 icebreaker) (Wikipedia, auch russische Variante)
- Screw Steamer Beothic (Clyde built ships)
- Brise-glaces du passage du Nord-est et de la Baltique von Gilles Barnichon, La Failaise, 2011 (Buchbesprechung)
- Eisbrecher G. Sedow, Schiffe, Menschen, Schicksale Nr. 87, Kiel, ?
- “Георгий Седов”, ледокольный пароход (polarpost.ru)
Lars