Schiffsgeschütze
Das Gelände der Marineakademie Etajima kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen. Und leider ging diese nur in größeren Entfernung an einem der interessanteren Ausstellungsstücke vorbei: einem 40,6-cm-Turm, der 1935 aus dem Schlachtschiff Mutsu ausgebaut und hier aufgestellt wurde. Bei Naval History Museum auf dem Gelände kann man noch eine Sammlung von Torpedos (darunter der berühmte 61-cm-Torpedo Typ 93 "Long Lance") und Granaten sehen.
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Das 15,2-cm-L/40-Geschütz von Armstrong Whitworth wurde für viele japanische Schiffe produziert, darunter als Hauptbewaffnung für Geschützte Kreuzer und als Mittelartillerie für Panzerkreuzer und Schlachtschiffe. Es wurde ursprünglich für die Royal Navy entwickelt und ab 1892 eingesetzt. Es wurden u.a. auch nach Italien, Rumänien und die USA exportiert. Das erste japanische Schiff mit dem Geschütz war wahrscheinlich der Geschützte Kreuzer Yoshino, es wurde u.a. auch auf dem Panzerschiff Fuso, den Schlachtschiffen Chin’en, Fuji, Yashima, Shikishima, Hatsuse, Asahi, Mikasa, Tango, Sagami, Suo, Hizen und Iwami, dem Küstenpanzerschiff Iki, den Panzerkreuzern Asama, Tokiwa, Yakumo, Adzumo, Idzumo, Iwate, Kasuga und Nisshin, den Geschützten Kreuzern Naniwa, Takachiho, Yoshino, Akitshushima, Idzumi, Suma, Akashi, Tsushima, Niitaka, Otowa, Tsugaru, Soya und Suzuya sowie dem Kreuzer Takao verwendet (teilweise später damit nachgerüstet; teilweise nicht klar, ob dieses Modell oder das spätere L/45). In japanischen Diensten wurde es ab 1908 Typ 41 genannt. Es wurde später an Land zur Küstenverteidigung verwendet, u.a. auf Saipan.
Die 4 cm L/56 (L/60) Flak von Bofors gehörte zu den am meisten verbreiteten Flakgeschützen des Zweiten Weltkriegs. Das Geschütz wurde ursprünglich für die schwedische Marine entwickelt und wurde ab 1930 getestet. Es wurde als Modell 1932 bei der schwedischen Marine eingeführt. Es folgten die verbesserten Modell 1934 und Modell 1936, auf letzterem beruhen die typischen Geschütze aus dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Krieg wurde das Geschütz neben der schwedischen Marine u.a. von der niederländischen und polnischen Marine verwendet. Nachdem die Royal Navy und die US Navy das Geschütz u.a. auf niederländischen Schiffen demonstriert bekamen, wurde die Produktion auch in Großbritannien und den USA aufgenommen. Für die Royal Navy wurden Einzel- und Zwillingslafetten gebaut, für die US Navy Einzel-, Zwillings- und Vierlingslafetten. Auch für die Kriegsmarine wurde das Geschütz im begrenzten Umfang als Flak 28 gebaut. Die Bofors-Flak wurde auch noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet. Bofors selbst entwickelte nach dem Krieg eine verbesserte Variante, ein L/70-Geschütz, das auch von zahlreichen Marinen verwendet wurde, u.a. der britischen, deutschen, finnischen, italienischen, japanischen, niederländischen, schwedischen und taiwanesischen Marine. Die italienische Firma Breda entwickelte verbesserte Varianten, die u.a. von der deutschen, italienischen und peruanischen Marine genutzt wurden.
Die 2-cm-Flak von Oerlikon gehört zu den am weitverbreitesten Schiffsgeschützen des 20. Jahrhunderts. Die Entwicklung geht auf eine 2-cm-Flak von Becker von 1914 zurück. Die Rechte gingen 1919 an die schweizer Firma Semag über, die wiederum von Oerlikon übernommen wurde. Diese entwickelte das Geschütz weiter. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Lizenzen vergeben, z.B. an die deutsche Firma Ikaria (MG FF), die französische Hispano-Suiza und die japanische Dai Nihon Heiki KK (Typ 99). Das Geschütz diente somit auch im großen Umfang als Flugzeugbewaffnung. 1938 bestellte auch die Royal Navy diese Geschütze von Oerlikon und lies sie ab 1940 in Lizenz produzieren. 1940 erteilte auch die US Navy einen entsprechenden Auftrag. Praktisch jedes alliierte Schiff ab 1942 war mit diesen 2-cm-Flak bewaffnet. Anfangs wurden überwiegend Einzellafetten gebaut. Diese gab es in verschiedenen Formen, zylindrisch, konisch und als Dreibein. Später im Zweiten Weltkrieg folgten auch Zwillingsversionen und vereinzelt Vierlingslafetten. Diese Geschütze wurden als leichte Geschütze noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet und fanden sich auch auf Neubauten der 1960er bis 1980er.
Die 2,8-cm-Vierlingsflak (1.1") wurde ab 1928 für die US Navy entwickelt, um die als zu leicht empfundenen 1,27-cm-Maschinengewehre zu ersetzen. Das wassergekühlte Geschütz sollte die geforderte Feuergeschwindigkeit in Kombination mit der Vierlingslafette ermöglichen und zur Abwehr von Tieffliegern und Sturzkampfbombern geeignet sein. Die Entwicklung zog sich lange hin und mit der Serienproduktion wurde erst 1938 begonnen. 1939 kamen die ersten Geschütze auf die Schiffe und als die USA in den Zweiten Weltkrieg gezogen wurden, bildeten sie die Standardausrüstung auf den meisten Schiffen. Der Spitzname des Geschützes war Chicago Piano. Allerdings erwies sich die Flak als sehr unpopulär und wurde als unzuverlässig - wegen einer Neigung zu Ladehemmungen - und uneffektiv betrachtet. Als Konsequenz wurde sie sehr schnell durch 4-cm-Bofors ersetzt.
Im Rijksmuseum in Amsterdam sind auch diverse Kanonen sowie der Heckspiegel des britischen 80-Kanonenschiffs Royal Charles, die 1667 von den Niederländern auf dem Medway erbeutet wurde, ausgestellt.
Die dänische Torpedo T1T wurde aus deutsche G7-Torpedos umgebaut, die im großen Umfang nach Ende des Zweiten Weltkriegs in dänischen Bestand übergingen. Der T1T erhielt in den 1960er Jahren eine Drahtsteuerung, womit der Torpedo entweder über Radar oder optisch ins Ziel gesteuert werden konnte. Der T1T ist 7,2 m lang, hat einen Durchmesser von 53,3 cm und ein Gewicht von 1,5 t. Ausgerüstet war er mit einem 300 kg TNT-Sprengkopf. Die Reichweite war 12 km mit 30 kn oder 7 km mit 40 kn.
Das Museum befindet sich direkt an der Schnellstraße Nr. 4 von Tel Aviv nach Haifa. Nur so haben wir es bei unserer Reise 2018 auch per Zufall entdeckt, denn auf dem Reiseplan stand es eigentlich gar nicht. Im Vorbeifahren fällt einem sofort ein Schnellboot und ein U-Boot direkt neben der Straße auf. Etwas trickreich gestaltete sich den Eingang zu finden. Zuerst landeten wir im „National Maritime Museum“, welches sich auf demselben Gelände in der südöstlichen Ecke befindet. Dort ist aber eher die frühe Seefahrtgeschichte ausgestellt. Zugang zum Außengelände mit den modernen Exponaten erhält man von dort nicht. Der Eingang hierzu liegt in der nordöstlichen Ecke und ist ein sehr unscheinbarer Flachbau direkt hinter dem Turm des 1968 gesunkenen U-Boot INS Dakar.
Weiterlesen: Clandestine Immigration and Naval Museum in Haifa, Israel
Im Siegespark (Park Pobedy) beim Zentralmuseum des Großen Vaterländischen Krieges auf dem Poklonnaja-Hügel in Moskau findet sich eine große Freilichtausstellung mit Ausrüstung der sowjetischen Marine sowie Flugzeugen, Panzern und militärischen Gerät des sowjetischen Militärs bzw. im Zweiten Weltkrieg erbeuteter Stücke der Militärs der Achsenmächte.
Das britische 15,2 cm L/50 Mk XXIII war das Standardgeschütz der britischen Leichten Kreuzer der 1930er und 1940er Jahre. Es wurde 1930 entworfen und war ab 1933 in Dienst. Es wurde auf der Leander-, Amphion-, Arethusa-, Southampton-, Gloucester-, Edinburgh-, Fiji-, Ceylon- und Swiftsure-Klasse in Zwillingstürmen (die ersten drei Klassen) bzw. Drillingstürmen (die restlichen) eingebaut. Das Geschütz war relativ altmodisch, da die Treibladung noch in Säckchen abgefüllt war und das Einrammen der Granaten und der Verschlussmechanismus mechanisch war. Deshalb feuerte es auch relativ langsam.