28.08.1914 - 110 Jahre Schlacht von Helgoland

 


Heute vor 110 Jahren, am 28. August 1914 griff ein britischer Verband die deutsche Vorpostenkette in der Bucht von Helgoland an (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die britische Marine hatte sich im Ersten Weltkrieg entschieden, die deutsche Küste nicht direkt zu blockieren und damit ihre eigenen Schiffe den deutschen Gegenangriffen auszusetzen, sondern versuchte den deutschen Handel durch eine Blockade an den Ausgängen der Nordsee zu unterbinden. Trotzdem wurden Angriffe auf die deutsche Vorpostenketten geplant. Am 28. August griff ein gemischter Verband aus Kreuzern und Zerstörern der Harwich Force mit Unterstützung von U-Booten die deutschen Zerstörer der Vorpostenkette an. Als Rückhalt dienten weitere Kreuzer und ein Geschwader Schlachtkreuzer. Um die deutschen Zerstörer und die dahinter operierenden Minensucher zu schützen, griffen die Kreuzer Frauenlob und Stettin ein, denen es gelang die meisten Torpedoboote und Minensucher (außer V 187, die versenkt wurde) zu retten. Darauf liefen acht weitere deutsche Kreuzer aus, die aber einzeln und unkoordiniert agierten. Zur Verstärkung Tyrwhitts griffen Goodenoughs vier Leichte Kreuzer ein. Zu den einzeln angreifenden deutschen Schiffen gehörte der Geschützte Kreuzer Mainz, der von sechs britischen Leichten Kreuzern sowie 20 Zerstörern Goodenoughs und Tyrwhitts gestellt und versenkt wurde.

Das Original

Der Geschützte Kreuzer (klassifiziert als Kleiner Kreuzer) SMS Mainz war eines von vier 1907-10 gebauten Schiffen der Kolberg-Klasse. Die Kolberg-Klasse stellte auf der einen Seite den Abschluss der Entwicklungsreihe deutscher Geschützter Kreuzer (Gazelle-, Bremen-, Königsberg- und Dresden-Klasse) dar, aber wies auch schon Elemente der folgenden Leichten Kreuzer (Madgeburg- bis Cöln-Klasse) auf. Die Kolberg-Klasse wurde um etwa zwölf Meter verlängert und jedes Schiff der Klasse mit Turbinen ausgerüstet, um die Geschwindigkeit erhöhen zu können. Die größere Länge wurde auch genutzt, um die Geschützbewaffnung mit zwei weiteren 10,5-cm-Geschützen verstärken zu können.

Auf den vier gebauten Schiffen - Kolberg, Mainz, Cöln und Augsburg - wurde vor Beginn des Ersten Weltkriegs die Brücke, die ursprünglich der der Dresden-Klasse ähnelte, modifiziert. Wahrscheinlich wurden auch gleichzeitig die 5,2-cm-Geschütze entfernt. Drei der Kreuzer dienten bei Kriegsausbruch bei den Aufklärungsgeschwadern der Hochseeflotte in der Nordsee, Augsburg wurde in der Ostsee eingesetzt. Zwei der vier Schiffen wurden zu Beginn des Ersten Weltkriegs in der Schlacht von Helgoland versenkt. Die anderen beiden erhielten 1916-17 sechs 15 cm-Geschütze statt der 10,5 cm-Geschütze. Augsburg wurde nach dem Krieg (als japanische Kriegsbeute) abgewrackt, Kolberg war als Colmar bis 1927 bei der französischen Marine in Dienst.


Die Mainz war 130,5 m lang, 14,0 m breit und verdrängte 4915 t. Ihr Antrieb erfolgte über 15 Kessel und zwei Dampfturbinensätze, die insgesamt 28 886 PS leisteten, womit 27,2 kn erreicht wurden. Die Besatzung setze sich zum Zeitpunkt des Untergangs aus 437 Mann (367 Mann im ursprünglichen Zustand) zusammen.

Bewaffnung 1914
12 x 10,5 cm SK L/45 (Einzellafetten)
2 x 45 cm Torpedorohre (unter Wasser)


Die Mainz wurde 1907-09 von der A.G. Vulcan in Stettin gebaut und war in den folgenden Jahren bei den Aufklärungsgeschwadern der Hochseeflotte in Dienst. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sie am 3. August 1914 zur Emsmündung verlegt, wo sie Teil der Sicherung der Deutschen Bucht wurde. Bei mehreren Unternehmungen, u.a. zwei Minenlegaktionen vor den Mündungen von Tyne und Humber, war sie als Sicherung beteiligt.

Am 28. August griff die Mainz in die Schlacht von Helgoland ein. Sie lief alleine von der Emsmündung aus und traf erst auf einen Teil der britischen Zerstörer, die an dem Angriff auf die deutsche Vorpostenkette beteiligt waren. Das Gefecht mit diesen musste Mainz abbrechen, als die vier britischen Leichten Kreuzer Southampton, Birmingham, Falmouth und Liverpool eingriffen. Bei dem Versuch vor diesen Kreuzern zu entkommen, traf sie auf die Leichten Kreuzer Arethusa und Fearless mit den restlichen 20 britischen Zerstörern. Die Mainz konnte die Zerstörer Laurel, Liberty und Laertes beschädigen, erhielt aber selbst mehrere Treffer, u.a. einen, der das Ruder verklemmte. Dadurch konnten die vier anderen britischen Leichten Kreuzer aufschließen. Die Mainz wurde zusammengeschossen und erhielt noch einen Torpedotreffer von dem Zerstörer Lydiard. Die überlebende Besatzung wurde von dem Zerstörer Lurcher, dem Flaggschiff von Keyes, und dem Leichten Kreuzer Liverpool aufgenommen. 89 Mann der Besatzung der Mainz starben, 348 gerieten in Gefangenschaft.

Das Modell

Nach dem ich vor zehn Jahren einen Bausatz der Emden von Blue Ridge Models in die Mainz umgebaut hatte, erschien später ein neuer Bausatz der Kolberg-Klasse von Kombrig. Ich entschied mich dazu erneut für die Mainz und den Zustand von 1914. Der Bausatz von Kombrig ist wesentlich besser detaillierter. Die Anleitung ist hier auch relativ gut, auch gibt es eine Nummerierung der Teile, so dass dieser leichter identifiziert werden können. Der Bausatz enthält Teile für die Brücke bei Indienststellung und die veränderte Form von 1914.

Es war kompliziert war es, die Aufbauten von den sehr dicken Angussteilen zu entfernen. Ansonsten war der Bau relativ problemlos. Die beiliegende Reling verwendete ich für die Darstellung der mit Persening behängten Reling, z.B. im Bereich der Brücke und der Scheinwerferplattformen. Die fotogeätzte Reling des Bausatzes ist eigentlich viel zu dick, aber wenn sie mit verdünnten Weißleim zur Darstellung des Persenning bestrichen wurde, fällt dies nicht mehr so stark auf. Die Reling passte auch nicht gut zu der Brücke von 1914 - es lagen hier keine alternativen Teile bei. Die 10,5-cm-Geschütze sind mir nicht gut gelungen und ich werde sie eventuell noch austauschen. Die Zahl der Beiboote reduzierte ich auf vier. Bei anderen Kreuzern wurde bei Ausbruch des Kriegs die Zahl der Beiboote reduziert und auf vielen Fotos sieht man auch nur vier. Die Masten bestehen aus Metallstäben von Albion Alloys. Die Ankerketten, die merkwürdigerweise im Bausatz fehlen, sind Fotoätzteile von BJ-Modellbau. Die Takelung erfolgte mit schwarzen 20-Denier-Faden von UNI Caenis, der mit einem Heißwachsspachtelgerät (also mit Hitze) gespannt wurde.

Für die Bemalung verwendete ich Acrylfarben von Vallejo Model Color (die für Bemalen mit Pinsel gedacht sind): das zweifarbige Schema stellte ich mit 153 (907) Hellblaugrau und 154 (989) Signalgrau dar. Das holzbeplankte Deck mittschiffs bemalte ich mit 110 (986) Achatgrau, die mit Linoleum belegte Back, Poop und Brücke mit 35 (859) Schwarzrot. Das Stahldeck um die Ankerketten strich ich mit 167 (995) Anthrazitgrau, die restlichen Decks der Aufbauten und die Plattformen der Masten bemalte ich mit mit 153 (907) Hellblaugrau. Die Persenning stellte ich mit 158 (870) Mittelgrau dar, das nur auf der Außenseite der mit Weißleim bestrichenen und davor mit 153 (907) Hellblaugrau bemalten Reling aufgebracht wurde.

Links SMS Mainz (1909) mit einigen der Kreuzer der gleichen Entwicklungslinie: SMS Emden (1909), SMS Nürnberg (1908), SMS Frauenlob (1903) und SMS Gazelle (1898). In der Mitte mit zwei britischen Leichten Kreuzern der Town-Klassen, wie sie an der Versenkung der Mainz beteiligt waren: HMS Glasgow (1910, Schwester der beteiligten Liverpool) und HMS Southampton (1912). Rechts ein Vergleich mit einer modernen Fregatte, der norwegischen KNM Fridtjof Nansen (2006).

Quellen

  • The Kaiser's Cruisers 1871-1918 von Aidan Dodson und Dirk Nottelmann, Barnsley, 2021 (Buchbesprechung)
  • The Development of the Small Cruiser in the Imperial German Navy (Part 1) von Dirk Nottelmann in Warship 2020 von John Jordan (Herausgeber), Oxford, 2020 (Buchbesprechung)
  • Kleine Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1898 bis 1918 von Axel Bader, Berlin, 2008
  • Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien von Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1980?
  • SMS Mainz (Wikipedia)
  • The Battle of Heligoland Bight von Eric W. Osborne, Bloomington, 2006
  • Battle on the Seven Seas. German Cruiser Battles 1914-1918 von Gary Staff, Barnsley, 2011 (Buchbesprechung)
  • Ansichtskarten von Schiffen der Kaiserlichen Flotte von Wolfgang Müller, Broschürenreihe zur deutschen Geschichte Nr. 14, Martenshagen, 2008
  • History of German Cruisers, Ships of the World 2002 No. 601
  • Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verbleib von Dieter Jung, Bonn, 2004
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945 von Erich Gröner, München, 1966
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1906-1921 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1985


Lars