Aktive Schiffe
Am letzten Wochenende, am 17. und 18. Juni, konnte man im Rahmen der Kieler Woche wieder zahlreiche Marineschiffe in Kiel besichtigen. Anwesend waren Marineschiffe aus Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Lettland, Litauen, Niederlanden, Norwegen, Polen und USA:
Das Landungsschiff USS Gunston Hall (LSD-44) ist eines von acht zwischen 1981 und 1992 für die US Navy gebauten Schiffen der Whidbey Island-Klasse. Die Whidbey Island-Klasse war als Ersatz für die Thomaston-Klasse vorgesehen und wurde aus der Achorage-Klasse entwickelt. Es sind Docklandungsschiffe, die achtern ein größeres flutbares Dock für die Ausschiffung von mitgeführten Landungsbooten haben. Die Whidbey Island-Klasse hat im Vergleich zur Achorage-Klasse ein größeres Dock, um in diesem vier LCAC-Luftkissenfahrzeuge unterbringen zu können. Das Hubschrauberdeck wurde höher angebracht, um das Dock besser belüften zu können, was wegen der Gasturbinen der Luftkissenfahrzeuge notwendig war. Eine Variante der Klasse ist die Harpers Ferry-Klasse, von der 1991-98 vier Schiffe gebaut wurden. Diese haben ein kürzeres Dock, um die Frachtkapazität zu erhöhen. Von den acht Schiffen der Whidbey Island-Klasse sind noch sechs in Dienst, die anderen sollen dieses Jahrzehnt außer Dienst gestellt werden. Als Ersatz ist die LX(R)-Klasse, die Harrisburg-Klasse (oder San Antonio Flight II), im Bau.
Das belgische Spezialschiff Simon Stevin (IMO 9464807) der Reederei Jan de Nul wurde ursprünglich entworfen, um entweder als Kabelleger oder zum Platzieren von Steinen auf dem Meeresgrund zu dienen. Sie wurde dann für die letztere Funktion (Fall Pipe Rock Installation Vessel) fertig gestellt. Sie ist mittschiffs unter dem Rumpfboden mit einem Fallrohr ausgerüstet, durch das bis zu 40 cm große Steine in bis zu 2000 m Tiefe gelegt werden können. Sie kann bis zu 31.500 t Steine mitführen und diese mit einer Geschwindigkeit von 2000 t/Stunde verlegen. Das Verlegen kann sehr platziert erfolgen, z.B. um Pipelines oder Unterwasserkabel zu schützen, Häfen oder Deiche zu bauen bzw. Fundamente von Ölplattformen oder Windrädern zu stärken. Ein großes ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug (ROV) dient der Positionierung des Fallrohrs bzw. der Inspektion des Fallrohrs.
Auf dem Rhein kann man auch zahlreiche Kreuzfahrtschiffe beobachten, u.a. Amethyst Classic, De Zonnebloem, nickoSPIRIT, Alina, A-Rosa Aqua, Andrea II, Valon Expression, Dutch Opera, Valon Imager II und Antonio Bellucci, viele davon über 100 m lang.
2017 konnte ich in Norfolk verschiedene Klassen von Versorgern der US Navy sehen: die Supply-, Lewis and Clark- und Henry J. Kaiser-Klasse. USNS Arctic (T-AOE-8) der Supply-Klasse wurde als schneller Einsatzgruppenversorger (AOE) entwickelt und ist in der Lage Trägerkampfverbände mit Treibstoff, Vorräten und Munition zu versorgen. Die Klasse folgte auf die Sacramento-Klasse. Insgesamt vier Schiffe wurden zwischen 1989 und 1998 gebaut. 2001-04 wurden sie an das Military Sealift Command übergeben, wobei sich der Prefix von USS in USNS und die Klassifizierung von AOE in T-AOE änderte. Die Klasse ist wegen der hohen Geschwindigkeit und die hierfür notwendigen Gasturbinen teuer im Unterhalt, weshalb zwei der Schiffe inzwischen außer Dienst sind. USNS Robert E. Peary (T-AKE-5), USNS William McLean (T-AKE-12) und USNS Medgar Evers (T-AKE-13) gehören Lewis and Clark-Klasse (AKE). Diese Schiffe können Kampfgruppen mit Stückgut wie Vorräte und Munition versorgen. Sie können aber nicht mit Treibstoffen versorgen und sind mit Dieselmotoren langsamer, aber wirtschaftlicher als die Einsatzgruppenversorger. 2001-12 wurden 14 Schiffe gebaut. USNS Joshua Humphreys (T-AO-188) gehört zur Henry J. Kaiser-Klasse (siehe auch diese Galerie der USNS Patuxent dieser Klasse). Diese Klasse dient als Tanker für Kampfgruppen und folgte auf die Cimarron-Klasse. Sie ist wirtschaftlicher im Betrieb als diese, da sie durch Dieselmotoren angetrieben ist. 1984-96 wurden 16 Schiffe der Klasse gebaut, zwei weitere wurden nicht fertigstellt, da sie als Einhüllentanker nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben entsprachen. Aktuell sind noch 14 Schiffe der Klasse bei der US Navy in Dienst, sollen aber durch die seit 2019 im Bau befindliche Schiffe der John Lewis-Klasse ersetzt werden.
Der deutsche Einsatzgruppenversorger Berlin (A 1411) ist Typschiff der Klasse 702, von der 1999-2013 drei Einheiten gebaut wurden. Diese Schiffe dienen zur Versorgung von Verbänden mit Treibstoff, Verpflegung, Material und Munition. Sie können dazu auch als Flagg- und Lazarettschiffe verwendet werden. Zur Versorgung dient eine See-zu-See-Einrichtung mittschiffs. Es können auch Hubschrauber für diesen Zweck mitgeführt werden, für die ein Hangar vorhanden ist. Auf dem Vorschiff können Container untergebracht werden, die mit bordeigenen Kränen geladen und entladen werden können. Das Lazarett war ursprünglich auch in der Form von Containern nachrüstbar, soll aber durch ein festes Deckshaus ersetzt wurden (wurde bereits auf dem Schwesterschiff Frankfurt am Main ersetzt). Berlin und ihre Schwesterschiffe sind aktuell die größten Schiffe der Deutschen Marine.
Das lettische Patrouillenboot Jelgava (P-08) ist eines von fünf von 2010-14 gebauten Einheiten der Skrunda-Klasse. Die Klasse wurde als Ersatz für die Patrouillenboote der Storm-Klasse (ehemalige norwegische Schnellboote) angeschafft. Sie haben einen SWATH-Rumpf, d.h. eine Art von Katamaran, bei denen der Überwasserrumpf nur mit relativ schmalen Stützen mit den Schwimmkörpern unter Wasser verbunden sind. Diese Konstruktion ermöglicht eine gute Seetüchtigkeit bei relativ kleinen Schiffen. Die Klasse wurde von Abeking & Rasmussen entworfen und teilweise in Lemwerder, teilweise in Riga gebaut. Sie können mit einem Missionsmodulen ausgerüstet werden, z.B. für Vermessung, Umweltüberwachung und Minenjagd.
Auf dem Rhein kann man zahlreiche Tanker beobachten, meist leicht durch die im Vergleich zu Frachtschiffen im Bereich des Laderaums höheren Rümpfe und die diversen Rohre oben auf diesen erkennbar. Viele sind 110 m lang, nur wenige sind kürzer.
Die Lenkwaffenzerstörer USS Winston S. Churchill (DDG-81) und USS Bulkeley (DDG-84) gehören zu den frühen Schiffen der Flight IIA-Version der Arleigh Burke-Klasse. Diese Version wurde entwickelt, da absehbar war, dass viele ältere Schiffe mit Hubschrauberhangar außer Dienst gehen würden und deshalb eine Variante mit Hubschrauberhangar notwendig würde. Die Flight IIA-Version ist länger, um die beiden Hangars unterbringen zu können. Die hinteren SPY-1-Radarantennen sind höher angebracht, um über den Hangar "sehen" zu können. Bei den Senkrechtstartern wurden die Nachladekräne zugunsten zusätzlicher Zellen weggelassen, so dass diese Variante sechs Zellen mehr als die früheren hat. Diese Variante verfügt über keine Harpon-Antischiffs-Raketen, kann also nur die Flugabwehrraketen und von den Hubschraubern eingesetzte Raketen gegen Schiffe einsetzen (bis wieder eine Tomahawk-Variante verfügbar ist, die gegen Schiffe eingesetzt werden kann bzw. eine Anti-Schiffsrakete, die aus den Senkrechtstartern verfeuert werden kann). Von der Flight IIA-Version wurden ab 1997 54 Schiffe gebaut bzw. sind noch im Bau. Die letzten sollen 2024 in Dienst gestellt werden. Diese Variante der Arleigh Burke-Klasse stellt also aktuell den Großteil der Überwasserkampfschiffe der US Navy.
Weiterlesen: Lenkwaffenzerstörer USS Winston S. Churchill und USS Bulkeley in Norfolk
Die norwegischen Minensuchboote KNM Alta (M350) und KNM Otra (M351) gehören zu den fünf 1990-97 gebauten Schiffen der Alta-Klasse. Die Klasse ähnelt den Minenjagdbooten der Oksøy-Klasse (vergleiche diese Fotogalerie) und hat wie diese einen Katamaranrumpf, zwischen dessen Rümpfen ein Luftkissen aufgebaut werden kann. Der Unterschied ist u.a. der kürzere Aufbau und dass statt Minenjagdrohnen und Minentauchern hier verschiedene Arten von Minenräumgeschirr mitgeführt werden kann, darunter Varianten gegen akustische und magnetische Minen sowie Ankertauminen.
Weiterlesen: Norwegische Minensuchboote KNM Alta und KNM Otra in Kiel