Nach einer längeren Pause gibt’s mal wieder ein paar Kleinigkeiten zu berichten. Ich hab vor allem am stehenden Gut weitergearbeitet. Jetzt erstmal nicht erschrecken über das Fachchinesisch, im Laufe des Berichts wird es garantiert erklärt.
Die Fortschritte umfassen das Ausweben der Fockwanten (sprich Webleinen anbringen), Anbringen der Spierwursten mit den Schwichtings und Setzen der Püddingswanten mit deren Ausweben. Aber auch auf der Holzseite sind zwei kleine Änderungen zu verbuchen.
Zum Einen sind die Bootsklampen (Holzböcke auf denen das Beiboot zwischen den Masten ruht) durch nicht so klobig aussehende ersetzt. Hierzu noch mein Dank an Holger für die Scans auf denen das Aussehen besagter Bootsklampen sehr schön zu sehen ist. Zum Zweiten hab ich der Irene einen neuen Schiffsständer spendiert.
Um übermäßig langes Grübeln und Stirnrunzeln zu vermeiden folgt erstmal ein Bild (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene") in dem die Fachbegriffe erläutert sind.
Weiterlesen: Baubericht Brigg Irene (1/50) - Teil 6 Püddingswanten mit Jungfern
Takeln des stehenden Gutes
Die Wanten Teil-1
Vorweg muss ich gleich auf ein kleines Missgeschick hinweisen. Durch meine eigene Dummheit beim Überspielen der Bilder von der Kamera auf den PC habe ich mehrere Bilder verschlampt, die das Anbringen der Großwanten etwas verständlicher machen sollten. Als Ersatz sind dafür aber Skizzen eingefügt. Die fehlenden Bilder werden aber nachgereicht, nämlich beim Setzen der Fockwanten, da sich hier das Szenario im Prinzip wiederholt.
Nun noch ein paar Worte zum eigentlichen Auftakeln selbst. Das Auftakeln beginnt man mit den Wanten, um die Masten zu stabilisieren. Hierbei arbeitet man von hinten nach vorne, also erst den Groß- und dann den Fockmast. Die Wanten werden immer abwechselnd Steuerbord-Backbord- Steuerbord- usw. gesetzt. Dadurch soll verhindert werden, dass der Mast stärker auf eine Seite gezogen wird.
Weiterlesen: Baubericht Brigg Irene (1/50) - Teil 5 Takeln des stehenden Gutes - die Wanten
Fertigstellung der Deckdetails
Es ist mal wieder an der Zeit etwas zu Berichten, endlich ist die Fertigstellung des Rumpfes inklusive aller Deckdetails zu vermelden. Das bedeutet, dass seit den letzten Bildern folgendes noch hinzugekommen ist:
Bemalung der Deckdetails vollenden, die Netze der Finknetzreling, das Bratspill (kleine Winde hinter dem Großmast), das Rudergeschirr, die Pumpen, Kamin der Kombüse und das Wichtigste eines Kriegsschiffes, die Geschütze. Speziell letzteres brachte mich aufgrund der Vielzahl an Teilen manchmal zum Verzweifeln. Doch bevor ich mir die Geschütze inklusive Zubehör antat, war die Devise, erst mal die restlichen Sahnestücke anzugehen (man ist ja Leckermäulchen).
Zu Beginn wurde erst einmal der Pinsel geschwungen. Dabei hielt ich mich weitestgehend an die hilfreichen Tipps, die ich bekam, was bedeutete nicht zu viel Farbe ins Spiel zu bringen und sich an der Bemalung von noch existierenden Schiffen aus dieser Zeit zu orientieren. Dazu noch ein bisschen künstlerische Freiheit und das kam dabei heraus.
Der schwarze Herd-Kamin ist hier gut zu erkennen
Weiter ging es mit dem Anbringen des Rudergeschirrs, schließlich wollten meine Finger endlich mal was mit Blöcken und Tauwerk zu tun haben.
Das Rudergeschirr ist eine Konstruktion aus Blöcken und Tauwerk um das Ruder mit der Hilfe des Steuerrades zu bewegen. Dabei wird ein Tau in mehreren Gängen um eine am Steuerrad befindliche Holztrommel geschlungen und zu beiden Seiten, über jeweils 3 Blöcke umgelenkt, zur Ruderpinne geführt. Durch die Umlenkung über die Blöcke entsteht sozusagen ein Flaschenzug, um das Ruder mit weniger Kraftaufwand bedienen zu können. Auf dem nachfolgenden Bild ist der Aufbau sehr schön zu erkennen.
Als nächstes waren die Netze der Finknetzreling angesagt. Als größtes Problem hiebei stellte sich die Materialbeschaffung heraus. Ist ja meistens so, wenn man ne alte Gardine oder ähnliches braucht hat keiner was, wenn man's nicht braucht massenweise. Nichts desto trotz fand ich im Baumarkt aber etwas viel besseres, ein etwas robusteres Fliegennetz als Meterware. Was noch viel genialer daran war, es war grau gefärbt. Kommt viel besser rüber als reines Weiß und war wegen seiner etwas robusteren Beschaffenheit wahrscheinlich sogar leichter zu verarbeiten als lappriger Gardinenstoff. Eigentlich wollte ich noch die in der Finknetzreling verstauten Hängematte nachbilden , ein schlagkräftiges Argumente überzeugte mich jedoch dies bleiben zu lassen: TOTALE UNLUST !!!
Ist aber ein Punkt den man durchaus verschmerzen kann, da die meisten Modelle ohne dieses Detail dargestellt werden. Hier wieder das Ergebnis:
Der nächste Akt war das Bratspill das bei der Irene direkt hinter dem Großmast angebracht war. Ich denke mal das es seinen Namen aufgrund seiner Form hat. Sieht nämlich aus wie ein Grill, auf dem man Ferkel oder ähnliches Braten kann.
Die Herstellung war relativ einfach, ich musste lediglich einen entsprechend starken Messingdraht richtig biegen. Vor dem Biegen waren zwei kegelstumpf-förmige Abstandshalter anzufertigen und in der richtigen Position über den Messingdraht zu schieben. Das Befestigen an den Bettingsbalken erfolgte mit aus Kupfer bestehenden selbstgebogenen Schellen.
So, ein Sahnestückchen hatte ich noch, die Pumpen. Die Irene verfügte über zwei auf dem Deck fest montierten Pumpen. Im Gegensatz zu den Engländern, die Kettenpumpen einsetzten, benutzten die Holländer zu dieser Zeit Kolbenpumpen (Schwengelpumpen). Diese befanden sich laut Petrejus in der Nähe des Großmastes und waren aus Holz gefertigt. Also hab ich sie auch aus Holz gefertigt (was mir am besten liegt). Eine kleine Schwierigkeit bestand darin, zwei exakt aussehende Stücke anzufertigen da sie direkt beieinander stehen.
Geschütze
Oh Graus, nun nahm der Schrecken seinen Lauf. Ich musste die Geschütze samt Zubehör fertigstellen und montieren. Bedeutet einfach ausgedrückt, Stückzahl bolzen. Doch alles Jammern brachte nichts, Augen (aber nicht wirklich) zu und durch. Als erstes beschloss ich die vor 2,5 Jahren begonnen Lafetten (Unter- und Oberteil waren schon gefertigt) zu vollenden. Hierzu musste für jede Lafette 3 Teile angefertigt und angebracht werden. Aufgrund der Stückzahl und der Gleichheit der Teile für jede Lafette entschied ich, diese mit Resin (das erste Mal für mich) herzustellen. Die Rohlinge für die Form wurden aus Holz gefertigt. Da die Masse für die Formen wesentlich schneller aushärtet als das Gießharz für die Teile, stellte ich 4 Formen her um den Herstellungsprozess zu beschleunigen. Daraus ergab sich theoretisch 4 Gießvorgänge (16 Geschütze), in der Praxis waren es jedoch 5, da auch Ausschuss dabei war. Im nächsten Bild hab ich mal zu Demo-Zwecken Ausschussware mit einem Permanent-Marker angemalt, um es besser sichtbar zu machen.
Natürlich wurde dieser Zustand dann noch leicht überarbeitet
Die fertigen Teile wurden dann an den Lafetten befestigt und Ober- und Unterteil zusammengeleimt. Erst jetzt erfolgte das Bemalen der Lafetten mit roter Farbe. Nach dem Trocknen der Farbe mussten noch an jeder Lafette vier Augbolzen zum Einhängen der Seitentaljen (hierzu später mehr) angebracht werden und die Lafetten waren soweit fertig.
So, nun weiter mit den von Burkhardt perfekt aufgebohrten Geschützrohren. An der Rückseite fehlte, zur Aufnahme einer Gewindestange (diente zur Verstellung des Rohrwinkels und hielt es in Position), noch ein entsprechendes Auge. Hierzu fertigte ich aus Kupferdraht entsprechende Augbolzen und drückte den Ringteil flach. Das Ankleben (Ringteil waagrecht) war, wieder mal dank Burkhardt, der mir ensprechende Bohrungen angebracht hatte, ein Kinderspiel. Über diesen Augbolzen wurden dann eine halbrunde Ösen zur Aufnahme des Brooktaues (fing den Rücklauf des Geschützes ab) senkrecht angeklebt. Jetzt die Rohre nur noch schwarz angemalt und fertig waren sie. Das Aufkleben der Lafetten auf das Deck und anschließendes Draufsetzen der Geschützrohre war dann mal direkt wieder eine erholsame Genugtuung
Auf dem Bild sind das dicke Brooktau und die fertigen Seitentaljen zu sehen, die nachfolgend erklärt werden.
Das Geschütze montieren war aber leider nur eine kurze Erholungspause. Als Nächstes folgte das mühselige Anfertigen der Seitentaljen. Diese dienten zum Ausfahren der Geschütze. Sie bestanden aus einem einscheibigen und einem zweischeibigen Block. An jedem Block war ein Haken zum Einhängen in entsprechende Augbolzen angebracht. Der einscheibige Block wurde an der Lafette eingehängt und der Zweischeibige an der Bordwand. Mit einem Seil, das durch die Blöcke geschoren war, konnte die Kanone nun nach vorne gezogen werden. Im voraus muss ich noch erwähnen, dass die Blöcke nicht selbst hergestellt, sondern gekauft sind. Jedoch musste jeder einzelne nachgearbeitet werden, da sie viel zu kantig und damit unschön waren. Das Nacharbeiten beinhaltete auch das Aufbohren sämtliche Löcher, da diese zu klein waren. Die benötigten Haken dagegen sind kompletter Eigenbau. Wenn man nun bedenkt das jedes Geschütz zwei Seitentaljen zum Ausfahren hatte ergeben sich folgende Stückzahlen:
32 Doppelblöcke
32 Einzelblöcke
64 Kleine Haken herstellen
32 Seitentaljen zusammenfädeln und anbringen
Die folgende Bilder erklären nun die Herstellung der Taljen und sagen mehr als trockene Worte, denk ich jedenfalls.
Haken in 3 Schritten: Achter wickeln, Abschneiden, an einem Stift zurechtbiegen
1) Die Haken waren zu lang und mussten überarbeitet werden. 2) Die überarbeiteten Blöcke. 3) + 4) Doppelblock mit Haken und Einzelblock mit Haken und Seil. 5) Fertige Taljen. 6) Auf das zum Anbringen maximale Maß zusammengezogen
Nochmal ein schöner Gesamtüberblick auf die fertig montierten Seitentaljen.
Ich möchte noch anmerken, dass die Herstellung der Geschütze eigentlich eine schöne Arbeit ist, nur eben zu viel vom einem und so ist es schon zermürbend.
Aber jetzt geht’s endlich ans Auftakeln, kann's kaum erwarten. Zum Abschluss deshalb nochmal 2 Bilder die das Gesamtbild noch wiedergeben.
Das Barkasse zwischen den Masten ist übrigens nur provisorisch an diesem Platz, da ich nicht sicher bin, wie sie beim Auftakeln stört. Ebenso wird die Jolle erst zu einem späteren Zeitpunkt am Heck angebracht.
Fortsetzung folgt
von Jürgen Nicklis
Beiboote
Petrejus schreibt in seinem Buch, daß drei Beiboote sehr wahrscheinlich waren. Diese sind zwei Barkassen (24 und 30 Fuß) zwischen den Masten und eine Jolle am Heck. Diesen Vorschlag wollte ich auch übernehmen.
Nach einem missglückten Versuch die Beiboote selbst herzustellen dachte ich daß Beiboot-Bausätze mein Problem lösen. Gleichzeitig reduzierte ich meine Vorstellung auf zwei Beiboote, welches in der Realität auch sehr wahrscheinlich war.
Nach etwas Suchen im Internet fanden sich die passenden Größen von ca. 11 und 15 cm. Die gefundenen Bauformen waren zwar Schaluppen, doch sahen die abgebildeten Boote den benötigten sehr ähnlich (jedenfalls für den Laien) und waren aus meiner Sicht also gut genug.
Nach Erhalt der Lieferung traf mich fast der Schlag. Das die Bausätze von der Ausstattung her recht bescheiden waren (ein Brettchen mit gelaserten Teilen und die Beplankung) hätte ich gerade noch verkraftet. Die Holzteile des größeren Bootes waren ein ganz anderer Bootstyp (ähnlich einem Walfangboot) und entsprachen nicht der beigelegten Anleitung, wenn man hier überhaupt von einer Anleitung sprechen kann. Nach einer gewissen Bedenkzeit entschloss ich mich den Bausatz (Bausatz..........lachhaft!!!) umzugestalten. Ein Teil der Spanten habe ich genommen und anders angeordnet um am Bug schneller an Breite zu gewinnen. Nach hinten hin habe ich dann 3 neue Spanten hinzugefügt, die ich aus dem Restholz des Pseudobausatzes konstruiert und ausgesägt habe. Das Heckbrett ist aus einem Lindenholzbrettchen (Eigenbestand) angefertigt. Dann musste der Verlauf des Bugs noch korrigiert werden.
In der nachfolgenden Abbildung ist (denk ich jedenfalls) gut zu erkennen was ich bis hierher beschrieben habe.
Nach dem Zusammenleimen des Kiels und der Spanten erfolgte das Anbringen der Planken. Hier probierte ich für mich etwas Neues aus und arbeitete mit Kontaktkleber. Dies hat den Vorteil das man die Planken vorher schön anpassen und dann ohne Fixierhilfen wie Nadeln anbringen kann.
Nach dem Beplanken mussten die viel zu wuchtigen Spanten mit einem Schleifer bearbeitet werden. Nach getaner Schleifarbeit folgten jetzt noch die Sitzbänke. Diese waren natürlich im Pseudobausatz auch nicht enthalten und sind aus Lindenholzleisten selbst hergestellt.
Bei der Bemalung hab ich mir das Boot ein bisschen versaut. Die oberste Planke sowie Abdeckdeckung entlang der Bordwand bestehen aus einer speziellen hochbiegsamen Leiste (ebenfalls Eigenbestand). Die zum Bemalen verwendete Acrylfarbe war viel zu dünnflüssig und die biegsamen Leisten sah nach dem Aufbringen der sehr wässrigen Farbe aus wie mit Wasser bestrichenes Papier. Auch ist der Kontaktkleber nicht Wasserfest und die Beplankung hat sich teilweise leicht gelöst. Hab zwar im Großen und Ganzen alles wieder einigermaßen hinbekommen, doch ist der Verlauf der Beplankung sehr wellig. Als Standmodell zwischen den Masten ist hiervon aber nicht viel zu sehen und werde ich es trotz allem verwenden.
Hier ist das Endergebnis zu sehen
Das Gute an dieser Erfahrung ist die Erkenntnis, das mein erster Versuch ein Beiboot zu bauen nur an der Verwendung des falschen Holzes und der falschen Reihenfolge des Arbeitsablaufes gescheitert ist. Aus diesem Grund erspar ich mir beim zweiten Boot die Pseudobausatz-Geschichte und baue es komplett selbst.
Im Übrigen habe ich den zweiten Bausatz zur Begutachtung an Lars geschickt. Er war derselben Meinung wie ich, daß man den Pseudobausatz eigentlich nur zu einem gebrauchen kann:
Ihn anderen Leuten zeigen um sie vor solchen Dingern zu warnen!
Weiterlesen: Baubericht Brigg Irene (1/50) - Teil 3 Beiboote
Farbgebung
Es ist mal wieder an der Zeit die Fortschritte an meiner IRENE zu zeigen, denk ich jedenfalls. Nach langem Überlegen hab ich mich dazu entschlossen das Schiffchen zu bemalen. Dieser Schritt war sehr hart, da die Beplankung historisch weitestgehend korrekt und somit auch aufwendig ausgeführt war.
Also erst mal versucht so sauber wie möglich abzukleben, was aufgrund der eigentlich zu weit fortgeschrittenen Arbeiten nicht leicht war. Extrem störend waren hierbei die Püddingeisen.
Nach dem die Äußere Bordwand bemalt war entschloss ich mich eine Kupferung zu imitieren. Hierzu schnitt ich aus Papier kleine "Kupferplatten" zurecht die mit einem Farbverlauf (Grau/Weiß) versehen waren und klebte diese auf dem Rumpf auf. Dies bewirkte nach dem Streichen mit Kupferbronze einen leicht plackigen Effekt. Beim Anbringen der "Kupferplatten" trat eine unerwartete Schwierigkeit auf, die störten Ruderscharniere gewaltig. Werd ich beim nächsten Schiff auf jeden Fall erst hinterher anbringen.
Hier das Resultat der Steuerbordseite.
Der Kiel wird selbstverständlich auch noch gemacht
Nach der Steuerbord- folgte die Backbordseite. Hier traten logischerweise dieselben Probleme mit dem Abkleben auf, was auch hier einen nicht ganz sauberen Verlauf des weißen Streifens zur Folge hat. Natürlich wurde auch das Ruder mit Kupferplattenimitaten versehen und gestrichen.
Und hier die Backbordseite
Im Mittelteil des Schiffes sind die Kupferplatten gut zu erkennen
Auf dem oberen Bild das niederländische Wappen zu erkennen das nach einer damaligen Verordnung vorgeschrieben und deswegen sehr wahrscheinlich war. In dem Fall ist es nur gemalt und aufgeklebt, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt durch ein Modelliertes ersetzt werden.
Inzwischen sind auch die Stückpfortendeckel am Heck sowie die Treppklampen an der Seite angebracht. Nachdem der Außenbereich (fast) abgehakt war musste der Innenbereich dran glauben, wer A sagt muss auch B sagen. Die Bordwand hab ich mit einem etwas dunkleren Grün versehen, das im Farbton nur geringfügig abweichend auf mehreren Bildern von historischen Segelschiffen zu sehen ist. Die Bereiche unter dem Back- (am Bug) und Hüttendeck (am Heck) waren dabei die reinste Tortur (aber jeder ist seines Glückes Schmied).
Als weiteres Eigentor erwies sich die Tatsache das ich der Einfachheit halber dem Modell zwei aus einem Stück bestehende Masten verpasst hab. Der Fockmast war aber im Original so gut wie sicher ein gebauter Mast (aus mehreren Teilen zusammengesetzt). Aus diesem Grund hab ich mich entschlossen wenigstens einen solchen Mast nachzuahmen. Da der Fockmast aber schon eingeleimt war, war nur ein Kompromiss möglich. Wird beim nächsten Schiff garantiert besser. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich dann, wenn schon üben dann auch richtig. Also verging ich mich auch noch am Deck. In Natura sehen die Decks mehr gräulich aus, also graue/schwarze Wasserbrühe angerührt und eingeschmiert. Ich denke das sich das Ergebnis für das erste Mal sehen lassen kann.
Weiterlesen: Baubericht Brigg Irene (1/50) - Teil 2 Farbgebung
Vorwort
Wie manch anderer hab auch ich mich zu meinem ersten Baubericht hinreißen lassen. Der Bericht handelt von meinem ersten und auch bis jetzt einzigen Holzmodell, der Brigg Irene. Was den Lebenslauf der Irene betrifft mach ich mir es einfach und nehm einfach den von Lars (maxim) und seiner Brigg-Sloop GRASSHOPPER die er gerade im Maßstab 1:700 baut. Bietet sich an, da es sich bei der GRASSHOPPER und der IRENE um das ein und selbe Schiff handelt, wie aus der nachfolgenden Erzählung hervorgeht.
Lebenslauf
Die IRENE wurde als HMS GRASSHOPPER wurde 1806 von Richards & Davidson in Hythe, Hampeshire gebaut. HMS GRASSHOPPER war ein Brigg-Sloop der Cruizer-Klasse. Diese Klasse war eine Weiterentwicklung früherer 18-Kanonen-Sloops. Das Typschiff Cruizer wurde 1797 nach einen Entwurf von Sir William Rule gebaut. Auf dem gleichen Rumpf basierten auch die gleichzeitig gebauten Schiffs-Sloops Snake und Victor. Die Brigg bewährte sich und insgesamt wurden 100 Schiffe der Klasse bis 1815 gebaut, was diese Klasse zur größten je gebauten Klasse von Segelkriegsschiffen machte. Der Entwurf wurde auch in den Niederlanden und Russland kopiert. Noch 1844/45 war ein Schiff dieser Klasse – eine spätere, 1818 gebaute Cruizer – Teil eines Versuchsgeschwaders von Sir William Symonds und war den jüngeren Brigg-Sloops vor dem Wind überlegen. Der Einsatzzweck dieser Sloops bestand in Kreuzeraufgaben wie Aufklärung, Handelsstörer und Geleitschutz, sowie Versorgung, Nachrichtenübermittlung und Küstenschutz.
HMS GRASSHOPPER war auf dem Oberdeck 30,48 m lang und 9,31 m breit. Sie verdrängte bei einem Tiefgang von 3,05 m 383 ts und hatte eine Besatzung von 121 Mann (28 davon Marinesoldaten).
Bewaffnung
16 x 32-Pfünder Carronaden
2 x 6-Pfünder Kanonen
Nach ihrer Fertigstellung wurde die GRASSHOPPER zur Durchsetzung der Kontinentalsperre in den Napoleonischen Kriegen eingesetzt. Hierbei kaperte die GRASSHOPPER gemeinsam mit der 36-Kanonenfregatte Renomée am 6.11.1807 bei Cartagena ein spanisches und ein französisches Handelsschiff und am 11.12.1807 die spanische 12-Kanonenbrigg San José. Im Jahr darauf griff sie am 4.4.1808 gemeinsam mit der 38-Kanonenfregatte Alceste und dem 28-Kanonensloop Mercury nördlich von Cadiz einen spanischen Geleitzug an, der von 20 Kanonenbooten und Küstenbatterien gesichert wurde. Eine Küstenbatterie wurde zerstört, zwei Kanonenboote versenkt, mehrere zur Strandung gezwungen und sieben Schiffe des Konvois gekapert. Am 23.4.1808 griff GRASSHOPPER gemeinsam mit der Rapid (14 Kanonen) einen Konvoi aus Südamerika an und kaperte zwei spanische Handelschiffe und zwei Kanonenboote. Zwei weitere Kanonenboote wurden zum Stranden gebracht. Am 24.12.1811 fuhr sie mit dem 74-Kanonen-Linienschiff Hero und dem Transporter Archimedes aus Göteborg kommend in einen schweren Sturm, wobei die Hero und der Transporter vor Texel strandeten und vernichtet wurden. Im gleichen Sturm sinken vor Jütland auch das 98-Kanonen-Linienschiff St. George und das 74-Kanonen-Linienschiff Defence. Die GRASSHOPPER hatte mehr Glück und wurde unbeschädigt über die Sandbänke getrieben, musste sich aber der niederländischen Flotte ergeben.
In niederländischen Besitz – genauer im Besitz der Batavischen Republik, eines französischen Vasallenstaats – blieb sie wegen der britischen Blockade inaktiv. Im Januar 1813 wurde sie in IRENE umbenannt, wobei ein Namenstausch mit einer 6-Kanonenschulbrigg erfolgte. Nachdem die Niederlande 1814 wieder unabhängig wurden, wurde die Irene für Geleitfahrten nach Spanien, ins Mittelmeer und die Wiederinbesitznahme der Kolonien in Westindien verwendet. Im Oktober 1819 wurde sie erneut in den diesen Kolonien gegen Aufständische auf Sumatra eingesetzt, wobei sie gemeinsam mit der Wilhelmina (44 Kanonen), Eendragt (20 Kanonen), Ajax (20 Kanonen) und mehreren kleineren Schiffen den Fluss Palembang hoch segelte, aber sich gemeinsam mit den anderen Schiffen nach schweren Verlusten zurückziehen und auf eine Blockade der Küste beschränken musste. 1821 wurde IRENE zurück in die Niederlande beordert und 1822 in Vlissingen abgewrackt.
Vorgeschichte
Nach einigen Schiffsmodellen aus Kunststoff (u. a. La Couronne, Cutty Sark, USS Constitution) entschloss ich mich vor ca. 5 Jahren mir einen ewigen Traum zu erfüllen und ein historisches Segelschiff aus Holz zu bauen. Also gings erstmal los mit Bücher wälzen um auch nur annähernden mal einen Schimmer von der Materie zu bekommen. Hierbei entpuppte sich das Buch "Historische Schiffe als Modell" von Wolfram zu Mondfeld als wahrer Glücksgriff, hatte ich doch keinen blassen Schimmer wer der Typ überhaupt war. Aufgrund dieses Buches viel meine Wahl auf den Schiffstyp Brigg und fing an in diese Richtung zu recherchieren. Hierbei fand ich das Buch "Das Modell der Brigg Irene" von E.W.-Petrejus welches sich auch gleich in meinem Besitz befand (der 2. Glücksgriff). Während ich das Buch verschlang, besorgte ich mir die Baupläne und begann mich mit Material und Werkzeug einzudecken. Das war dann vor ca. 4 Jahren und der Bau konnte beginnen. Da ich bis zur Fast-Fertigstellung des Rumpfes keine Bilder gemacht habe ich die aktuellen eingefügtdamit's nicht zu trocken wird.
Der Rumpf
Entgegen der im Buch beschrieben Schichtbauweise aus einzelnen Brettchen habe ich mich zu der allgemein verbreiteten Spantbauweise aus Sperrholz mit einer Doppelbeplankung entschieden. Lediglich Bug- und Heckbereich sind in Schichtbauweise (Abachiholz) ausgeführt. Nach dem Aufbringen der Erstbeplankung erfolgte eine Korrektur von Unsauberkeiten durch Spachteln und Verschleifen. Danach wurden in der angegebenen Reihenfolge Bergholz, breiter Gang und die Planken aufgeklebt. Im nächsten Schritt habe ich innen am Schanzkleid zur Verstärkung senkrechte Leisten von der Stärke der eigentlichen Relingstützen angebracht um die Stückpforten auszusägen sowie die Rojepforten anzubringen (was ich immer noch machen muss). Das Back- und Hüttendeck wurden durch länger lassen der senkrechten Verstärkungen gleich berücksichtigt. Nun war es an der Zeit den Kiel, Achtersteven (für diesen war dann auch das Hennegat fällig)
In diesem Bild das Hennegat gut zu erkennen. Die Kalfaterung wird noch korrigiert und den Vorsteven mitsamt Gallionscheg anzubringen. Hierbei ist mir wohl der größte Fehler passiert indem ich Fichte/Tannenholz (aus Leimholzbrettern) verwendet habe. Kann nur jedem empfehlen dies nicht zu tun, ist einfach nur grässlich.
Tja nun musste ich doch an das Teil vor dem mir am meisten Graute, jedenfalls was den Rumpf betrifft. Das Heck, zwar relativ Schlicht aber trotzdem genug Tücken für ein Greenhorn wie mich. Am Ende sah es zwar dann doch ziemlich gut aus aber lagen doch genug gebrochene Zierleisten zwischendrin.
Die Decks
Die IRENE verfügt über vier Decks. Das Unterdeck (welches beim Modell vernachlässigt ist), das Oberdeck, Back- und Hüttendeck.
In dieser Draufsicht sind die Decks gut zu erkennen
Das Oberdeck ist auf einer Balkenkonstruktion aufgebracht. Dies hat den Vorteil das die Deckbucht (Wölbung nach außen) sowie der Decksprung sehr genau bestimmt werden kann. Vor dem Einleimen der Deckbalken sind die Mastspuren von Fock- und Großmast am Schiffsboden eingeklebt worden. Beim Anbringen der Deckbalken habe ich die Öffnungen für Luken, Niedergänge, Masten und Befestigungsmöglichkeiten für Bettinge gleich berücksichtigt. Die Zeit war gekommen Fock- und Großmast sowie die Bettinge die sich nicht im innern der Lukenecken befanden zu befestigen.
Beispiel:
Ankerbetting am Fockmast
Die nachfolgend aufgebrachte Beplankung konnte so optimal an die Bettingstützen angepasst und die Masten falls nötig noch ausgerichtet werden. Alle Lukenöffnungen wurden gleich offen gelassen.
Betting innerhalb der Lukenöffnung
Als nächstes folgte das Anbringen er Trempelrahmen (in die Stückpforten), der Schanzkleidbeplankung, des Leibholzes und zu guter letztz des Schandeckels inclusive der Rüsten für die Wanten. Nun kamen Deckdetails wie Lukensülle, Gangspill, Bettinge, Oberlichter, Lukendeckel, Grätings, Nagelbänke, Runder mit Pinne, sämtlicher Augbolzen, Püttinge, der 2 Jagdgeschützen am Bug und des Bugspriets n die Reihe..
Details zwischen Großmast und Hüttendeck
Jagdgeschütze unter dem Backdeck
Nach alledem war der letzte Decksakt geradezu eine Kleinigkeit. Back- und Hüttendeck und die dazwischen liegende Finknetzreling waren relativ flott fertiggestellt.
Weiter gings mit den Marsen von Fock- und Großmast:
Die Reling wird erst angebracht wenn's an die Tagelage geht
War zwar eine fummlige Arbeit, hat mir aber unheimlich Spass gemacht.
Galion
Den Galionscheg mit Ausleger für die Galionsfigur waren ja schon in Verbindung mit dem Vorstehen angebracht. Um den Galion weiterbauen zu können war auf jeden Fall der nächste Schritt die Galionsfigur, was jetzt Schnitzen bedeutete. Na ja, immerhin hab ich davon ja schon mal gehört. Also aus meinen Nussbaum-Vierkantleisten ein Holzklötzchen zusammengeleimt und mit Säge, Feilen, Schnitzmessern und Fräser ein Figürchen zurechtgestutzt. Konnte es kaum glauben und war richtig Stolz am Ende dann so etwas wie eine Galionsfigur zwischen den Fingern zu halten. Nach dem anbringen der Schliesknie hab ich dann die Galionarbeiten erst einmal zur Seite gelegt.
Bewaffnung
Die Bewaffnung ist eigentlich der Grund für die schöpferische Pause von ca. 2,5 Jahren. Ich hätte nicht gedacht das Carronaden so schwer zu bekommen sind. Während der Suche nach ihnen begann ich schon mal mit den Lafetten. Trotz intensiver Suche waren keine Carronaden aufzutreiben. Zinngießen und das damit verbundene fertigen einer Gießform traute ich mir nicht zu. Hoffnung keimte auf, als ich jemanden kennen lernte der mir die Dinger drehen konnte und dies auch tat (natürlich gegen Bares). Hab die Rohre endlich bekommen (oh Freude) und musste (ich Hammel) zu Hause feststellen das die Bohrung vorne nicht angebracht war. Auf Nachbesserung hat sich der Typ nicht eingelassen und mein Frust war perfekt, wie schon erwähnt für ca. 2,5 Jahre.
Doch jetzt hab ich, Modellboard.de sei Dank, die Arbeiten wieder aufgenommen. Die Bilder sind allerdings aktueller Stand und zeigen ein paar neue Details wie Heckdavits, Kalfaterung der Decks und Ankerklüse mit Klüsbacken. Auch hab ich die Finknetzreling auf der Backbordseite erneuern müssen da sie dem Angriff einer biegsamen Bohrerwelle nicht gewachsen war.
Fortsetzung folgt!
von Jürgen Nicklis