Als nächstes steht die Takelung des Klüverbaums auf dem Programm.
Bevor ich aber loslegen konnte, musste der noch fehlende Stampfstock angebracht werden. Durch den Stampfstock führten die Stampfstage, die den Klüverbaum nach unten verspannten. Hier kommen verschiedene Ausführungen in Frage. Die Holländer bevorzugten zur Zeit der Irene einen zweigeteilten. Aufgrund der Tatsache, dass die Irene ja ursprünglich von den Engländern gebaut wurde, käme auch ein einfacher Stampfstock in Frage. Dieser wäre natürlich wesentlich einfacher herzustellen und ist auch bei den meisten Modellen zu sehen. Doch denke ich, dass solch ein Teil, welches den Wellen extrem ausgesetzt war, des öfteren mal ersetzt wurde. Aus diesem Grund entschied ich mich für die aufwendigere Variante.
So, nun war das letzte Hindernis ausgeräumt. Begonnen hat das Ganze mit den Laufstagen des Bugspriets, gefolgt von den Fusspferden des Klüverbaums.
Die Laufstage waren zum Schiff hin an den Judasohren (Hölzer am Bug die beiderseits des Spriets herausragten) und am Eselshaupt des Spriets befestigt. Zuerst galt es entsprechende Ringbolzen für die Judasohren herzustellen. Um solch feine Ringbolzen herstellen zu können, hab ich die Spitze meiner Rundzange etwas überarbeiten müssen.
Nun folgte die Herstellung des Ausholringes, welchen ich aus entsprechend starkem Kupferdraht gefertigt habe (Löten war angesagt). Dieser musste über den Klüverbaum geschoben werden, bevor die Fusspferde angebracht wurden.
Nachdem das Seitentaljenhanger nun über dem Masttop liegt, kann es mit den Marswanten weitergehen. Im Prinzip bin ich wie bei den unteren Wanten vorgegangen. Das heißt auf gut deutsch, eben Taue kleiden, Wantpaare bilden und Schablonen zum Einbinden anbringen.
Im Gegensatz zu den unteren Wanten hab ich jedoch versucht ein paar Dinge zu verbessern, worauf im Einzelnen noch eingegangen wird.
Zuerst aber ein kleiner und markanter Unterschied gleich vorweg. Bei den Marswanten ist zwischen den beiden vorderen Wantpaaren (an jedem Mast und auf beiden Seiten) ein sogenannter Stengewantblock eingebunden. Durch diesen wurden bestimmte Taue des laufenden Guts hindurchgeschoren. Im nachfolgenden Bild ist der Aufbau dieses Blocks zu erkennen:
Hergestellt habe ich ihn der Einfachheit halber aus zwei einzelnen Blöcken (hiervon sind schon genug vorhanden), die ich zusammengeleimt und überarbeitet habe.
Diesen hab ich dann, wie folgt zu sehen ist, eingebunden.
Ein schönes Detail, bei dem man recht sorgfältig arbeiten sollte, da es doch ins Auge fällt.
Nun folgte das Setzen der Wanten. Da dieses bei den Wanten der Masten schon ausreichend erklärt ist, bedarf es hierzu nicht vieler Worte und deshalb folgen gleich ein paar Bilder der gesetzten Wanten.
An dieser Stelle möchte ich eine Verbesserung erwähnen, welche auf den Bildern leider nicht richtig zu sehen ist. Beim Einbinden der Wantjungfern habe ich diesmal versucht den Schwung des Wanttaues nachzuahmen, der auf dem folgenden Bild der Victory gut zu zusehen ist.
(Das Bild stammt aus der Bildergalerie von P.F.N. hier auf Modellmarine)
Die Wanten waren gesetzt und die nächste (freudige) Arbeit konnte beginnen, das Ausweben der Wanten. Es ist immer wieder ein zweifelhaftes Vergnügen, naja was soll's (seufz).
Auch hier gilt wieder, nähere Details siehe Wanten der Masten, und deshalb nachfolgend gleich ein Bild mit den angebrachten Webleinen.
Beim Anbringen der Webleinen hab ich die wichtigsten Änderungen bei der Ausführung vorgenommen. Die erste Verbesserung war eigentlich schon beim Kleiden der vorderen Wanten. Dazu muss ich noch erwähnen dass beim Ausweben der unteren Wanten der Webleinensteck sich jedesmal in das Kleidgarn des vorderen Want hineingezogen hat. Deshalb hab ich diesmal mehr Klebstoff beim Kleiden auf das Wanttau aufgetragen, um diesem Effekt vorzubeugen. Beim Ausweben der Marswanten hat sich gezeigt, dass diese Maßnahme geholfen hat.
Wichtigste Änderung war jedoch die Verwendung eines anderen Garns für die Webleinen und die gleichzeitige Reduzierung des Garndurchmessers.
Hier ein kleines Bildchen vom Ergebnis das stellvertretend für alle Marswanten steht.
Das war's mal wieder.
Jürgen Nicklis
Um die Marswanten anbringen zu können, mussten, wie bei den unteren Masten, erstmal wieder zwei Seitentakelhanger her. Die Funktion und das Aussehen ist hier ja schon beschrieben.
Diesmal hab ich aber die Kauschen, anders als bei denen der Masten, aus Metall gemacht. Aufgrund der Tatsache das die Hanger der Marsstengen um einiges dünner sind, blieb mir keine andere Wahl. Die Holzmethode ist hierfür zu grob.
Obwohl Metall mir nicht wirklich liegt, hat diesmal Messingrohr mit einem Aussendurchmesser von 2 mm Verwendung gefunden. Für die Herstellung von kleineren Teilen, egal ob Holz oder Metall, hab ich mir außerdem so eine Art Koordinatentisch für meinen Bohrständer gebastelt.
Im folgenden Bild ist gezeigt wie es damit möglich ist, kleine Nuten in das Messingrohr hineinzufräsen und dann anschließend das entsprechende Stück abzuschneiden.
Einziges Problem war die Ausschussrate, nach mehreren Fehlversuchen sind die vier benötigten Kauschen irgendwann doch zusammengekommen.
So langsam kann ich mich auch immer mehr mit Metall anfreunden. Die Kauschen werde ich wohl, ob groß oder klein, immer auf diese Art anfertigen.
Hier mal ein Bild vom Ergebnis:
Als nächstes galt es mal wieder die Kleidemaschine anzuwerfen und kurze Stücke Taue zu kleiden. Das verwendete Takelgarn hat eine Stärke von 0,6 mm. An diesen hab ich dann die Metallkauschen eingebunden und in der Mitte ein Auge hergestellt welches über das Top der Marsstenge gelegt wird.
So sieht das Gebilde aus:
Die Kauschen sind hier noch nicht geschwärzt, dies ist aber inzwischen geschehen.
Und so sieht es aus, wenn es über das Stengetop gelegt ist.
So, nun kann es losgehen mit den Wanten.
Bis zum nächsten mal
Jürgen Nicklis
Als nächstes stehen die Bramsalinge (zweiter Ausguck) auf dem Programm, um die Marswanten anbringen zu können. Im nächsten Bild (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene") ist der recht einfache Aufbau erklärt.
Laut Petrejus gibt es bei den beiden Salingen keinen Größenunterschied. Dies macht die Sache natürlich einfacher, da ich beim Anfertigen der benötigten Hölzer nicht auch auf mehrere verschiedene Größen achten musste. Also erst mal die ganzen Hölzer vorbereitet, was bei den geringen Maßen doch ein genaues Arbeiten erforderte. Um es zu verdeutlichen hier mal die Maße (in mm), wobei diese im Buch sogar im hundertstel Bereich angegeben sind. Ich habe mir erlaubt sie ab- bzw. aufzurunden:
Längssalinge: 27,4 x 1,7 x 3,4
Dwarsalinge: 64 x 2,0 x 1,8
Bei der Fertigung der Hölzer kam mir nun aber ein besonderer Umstand zu Gute, der mir vor ca. 14 Tagen noch mächtig Kopfzerbrechen bereitete. Beim Versuch den Paralellanschlag meiner kleinen Proxxon Tischkreissäge zu richten (er hatte immer leicht schräg gespannt und das Werkstück hinten gegen das Sägeblatt gedrückt) war mir dieser abgebrochen. Aus der Not hab ich dann eine Tugend gemacht und einen neuen, und meiner Meinung nach auch besseren, Anschlag gebaut. Dieser wird nun mit einem Exenter arretiert und ist auch viel besser geführt. Auf jeden Fall war das Einstellen im Zehntel-Bereich jetzt wesentlich einfacher.
Hier mal ein Bild der Konstruktion:
Und gleich im Anschluss ein Bild mit dem Sägeresultat:
An der rechten Längssaling kann man schon die angeschrägten Enden erkennen.
Wie im ersten Bild zu sehen ist, sind sowohl Längs- als auch Dwarsalinge an ihren Unterkanten angeschrägt. Um bei solch kleinen Teilen die Schrägen so hinzubekommen, dass sie an allen gleichmäßig sind, bietet sich wieder mal eine Schablone an. Für beide Schablonen habe ich kleine Alu-Winkelprofile verwendet und wie folgt zurechtgefeilt.
Hier ist die Schablone für die Längssalinge zu sehen. Die für die Dwarsalinge ist im Prinzip gleich, nur dass die Schräge wesentlich flacher ist.
Im nächsten Bild ist die Lage des kleinen Holzteils in der Schablone und der zu entfernende Überstand sehr gut zu erkennen:
Und hier noch wie gleichmäßig die Schrägen mit dieser Methode werden:
Die drei Dwarsalinge sind in die Längssalinge eingelassen. Aus diesem Grund mussten an den Längs- und Dwarsalingen entsprechende Nuten angebracht werden. Um die Gleichmäßigkeit der Nuten zu gewährleisten, habe ich sie an den baugleichen Hölzern immer gleichzeitig angebracht. Hierfür habe ich zuerst die Längssalinge auf einem Stück Klebeband fixiert, die entsprechenden Nuten angerissen und mit einer Puksäge vorsichtig ausgesägt. Mit der Puksäge deshalb, weil die entstehenden Kanten schärfer sind als mit einer Schlüsselfeile. Um nicht zu tief zu sägen, habe ich sie in einem kleinen Schraubstock eingespannt und nur die entsprechende Höhe rausschauen lassen. Das Ergebnis war gar nicht mal so schlecht.
Bei den Dwarsalingen war das Vorgehen ähnlich, nur dass hier ein Einspannen in den Schraubstock beim besten Willen nicht möglich war. Also musste zum Fixieren eine Vorrichtung her, mit der das Anbringen der Nuten sehr gut zu bewerkstelligen war.
Danach erfolgte dann das Anschrägen der Unterseite.
Vor dem Zusammenbau war nun noch etwas Feinarbeit nötig. An den Außenkanten fehlten noch die Löscher für die Wanten der Bramstenge. Außerdem mussten die Außenkanten noch abgerundet werden, und zu guter letzt war die leichte Biegung der Dwarsalinge noch herzustellen. Bei letzterem musste mal wieder der gute Phil Reed herhalten, diesmal mit seiner Lötkolbenmethode. Zum Biegen von dünnen Leisten erhitzt er ein Stück Alu-Rohr (bei mir war es Kupfer) mit einem Lötkolben und biegt damit die Leisten. Ich muss sagen, dass die Methode super funktioniert. Hier das Ergebnis:
Nun war es endlich so weit, ich konnte die Teile zusammenfügen. Hat sehr gut zusammengepasst und sieht ganz gut aus:
Das Ganze nur noch an der Marsstenge befestigt, die abgerundeten Holzstücke, auf denen später die die Wanten aufliegen, befestigt und die Bemalung angebracht. So sieht das Endergebnis aus:
So, das war es denn mal wieder
Jürgen Nicklis
Bevor ich mit dem Auftakeln der Marsstenge weitermache, habe ich mich noch mit etwas Holzarbeit aufgehalten. Nachfolgend zeige ich, wie ich die Rahen herstellen werde. Um es nicht ausufern zu lassen, zeige ich, stellvertretend für alle Rahen, nur die Herstellung der Großrah.
Im nachfolgenden Bild (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene") ist der Aufbau einer Rahe zu sehen
Der Mittelteil hatte auf einem Viertel seiner Gesamtlänge einen achtkantigen Querschnitt. In der Mitte war die Rah am dicksten und verjüngte sich zu ihren Spitzen (den Rahnocken) hin. In der Mitte (zum Bug hin) waren die sogenannten Rackklampen genagelt, um die Rahe an Ort und Stelle zu halten. Außerdem waren auf die Flächen des Achtkantes zum Schutz noch Holzlatten aufgenagelt.
An beiden Enden befanden sich, etwas nach innen versetzt, außerdem noch jeweils zwei Nockklampen. Zum Befestigen der Leesegelspieren waren auf beiden Seiten noch Leespierenbügel befestigt, einer direkt an der Nockspitze und einer etwas nach innen versetzt. In dessen Eisenringen konnten die Leesegelspieren je nach Bedarf nach innen oder außen geschoben werden.
Für die Herstellung hab ich mich diesmal für Rundprofile aus Raminholz entschieden. Der erste Schritt bestand im Anzeichnen wie im nachfolgenden Bild sehr gut zu erkennen ist.
Die Überstände rechts und links braucht man zum Einspannen in die Drechselvorrichtung.
Für das in Form bringen der Rahe füge ich hier keine Bilder ein, da ich hier ähnlich wie bei den Marsstengen vorgegangen bin. Im Mittelteil habe ich mit meinem Frästisch ganz vorsichtig einen Achtkant angefräst. Vorsichtig deshalb, weil der Rundstab schon ziemlich genau den Durchmesser der Rah hatte und ich aus diesem Grund auch nur einen Versuch hatte. Anschließen galt es das Ganze in der Drechselvorrichtung nur in Form bringen (siehe Marsstenge).
Für die Nachbildung der auf die Flächen des Achtkants aufgenagelten Leisten habe ich dann aus Birnbaum dünne Leisten zurechtgesägt und aufgeleimt. Mit meiner Tischkreissäge die entsprechende Breite (ca. 2mm) zu erzielen, war noch relativ einfach. Jedoch dünner wie ca 0,4 - 0,5 mm war allerdings nicht drin. So musste ich die Endbearbeitung auf schätzungsweise 0,1 mm nach dem Aufleimen erledigen.
Hier das Zwischenergebnis
Das Anbringen der Rack- und Nockklampen werde ich jetzt nicht näher erläutern, da das Vorgehen wieder dem wie beim Leesegelbaum entspricht. Also einfach entsprechende Holzteilchen an der Rah festgeleimt (natürlich an den richtigen Stellen) und mit einem kleinem Fräser zurecht geschliffen.
Viel komplizierter gestaltete sich das Problem mit den Leesegelbügel. Erstens weil ich noch nie welche hergestellt habe und dann noch das Hauptübel, ich muss mit Metall arbeiten. Igitt.............liegt mir überhaupt nicht. Naja, aber was muss, das muss.
Der äußere Bügel war mit einem Metallband, das von der Rückseite über die Spitze noch vorne verlief, befestigt. An der Spitze war dieser Metallbeschlag wie eine Art Kappe ausgeführt.
Hierfür habe ich von einem Kupferblech einen dünnen Streifen abgeschnitten und in der Mitte, an einem entsprechend dicken Stahlnagel, eine kleine Kappe angeformt. Das Ende des Stahlnagels war am Ende entsprechend rund abgefeilt. Diese Gebilde wurde dann an der Rahnock festgeklebt. Das sah dann so aus.
An der Spitze der Kappe dann noch ein kleines Loch gebohrt und das erste Problem war gemeistert. Die kleine Bohrung dient zur Aufnahme des eigentlichen Leespierenbügels.
Wenn man das so liest, klingt es ziemlich easy, ihr könnt mir aber glauben, dass ich wegen dieses Teils fast meine Werkbank gefressen hätte.
Als nächstes galt es, die Metallringe für die Bügel zu fertigen. Man hatte ich einen Bammel, doch stellte sich heraus, dass dieses Teil eigentlich einfacher war als die vorangegangenen Metallbeschläge.
Für die Ringe habe ich mir Messingrohr mit einem Innendurchmesser von 3 mm besorgt, kommt bei den Unterrahen so ziemlich hin. Bei den Marsrahen muss ich noch etwas dünneres besorgen.
Für das Anbringen eines dünnen Messingdrahtes musste nun eine kleine Bohrung her. Hierfür hab folgende Schablone gefertigt.
Hiermit war es sehr einfach, eine exakte Bohrung anzubringen, wie man im nächsten Bild sehr schön sehen kann.
Mit Hilfe des Bohrständers und einer Trennscheibe den Ring in der entsprechend Breite abtrennen und die erste Hürde war genommen.
Am Ring hab ich dann nur noch ein kleines Stück dünnen Messingdrahts befestigt, gebogen und in der Bohrung an der Rahnock festgeleimt.
Hier noch ein Bild mit dem fertigen Bügel an der Nock.
Bei dem äußeren Bügel habe ich zum Befestigen des Messingdrahtes am Ring fälschlicherweise mal wieder mit Kleber gearbeitet. Bei dem inneren Bügel hab ich dann aber, wie man nachfolgend erkennen kann, gelötet. Ist klar die bessere Alternative.
Das Befestigen des inneren Bügels war dann einfach. An der entsprechenden Position einfach mit schwarzem Papier das an der Rah befindliche Metallband nachgeahmt, ein Loch in der Mitte des Bandes gebohrt und den Bügel mit Hilfe des Messingdrahtes in der Rah verleimt.
Hier das vorläufige Endergebnis. Die Leesegelspiere ist nur ein Provisorium zu Demonstrationszwecken.
Über die Farbgebung bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Einzig dass die Metallteile noch geschwärzt werden steht schon fest.
Das war es dann mal wieder, bis zum nächsten Mal
Jürgen Nicklis
Nachdem der Bug mit den nötigen Spieren versehen ist, wandern wir ans Heck. Hier ist eine Spiere, deren Ausmaße ich gewaltig unterschätzt habe. Es handelt sich um den Baum des Briggsegels. Dieser ist nach dem dem Grossmast (L = 425 mm) mit 362 mm Länge die zweitlängste Spiere. Seine Herstellung war nicht ganz einfach. Aufgrund seines relativ geringen Durchmessers von nur 6,2 mm biegt er sich in der Drechselvorrichtung sehr leicht durch. Dieser Umstand zwang mich, mir eine neue Technik zur Bearbeitung in der Drechselvorrichtung auszudenken. Die Lösung fand sich in sehr festen Schleifbändern meines Bandschleifers. Musste zwar aufpassen das ich mir nicht die Finger verbrannte, ging ansonsten aber ganz gut. Hier ein Bild das im Prinzip alles erklärt.
Wie lange man das Schleifpapier ans Holz drücken kann, hängt von der Schmerzgrenze eines jeden Einzelnen ab.
Das Ergebnis ist bis dato das Beste und jedenfalls aus meiner Sicht sehr gut. Mit dieser Technik werde ich auch die Rahen herstellen.
Das zweite Bauteil für den Baum ist die Klaue, welche im folgenden Bild zu sehen ist (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene").
Über die Herstellung gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, nur das ich hierbei viel mit meiner Minibohrmaschine und entsprechenden Schleif- und Fräsaufsätzen gearbeitet habe. Im nächsten Bild sieht man sehr schon die beiden zusammengefügten Einzelteile (Baum und Klaue):
Am äußeren Ende des Baums mussten noch zwei Klampen (ähnlich der Nockklampen an den Rahen) angebracht werden. Hierzu erinnerte ich mich wieder an Philip Reed (wie so oft). Er befestigt an entsprechender Stelle immer die Rohteile und bearbeitet sie dann an Ort und Stelle. Also hab ich's auch so probiert und muss sagen das diese Methode sehr gut funktioniert. Hier ein Bild vom Ergebnis.
Der letzte Akt bei der Herstellung des Briggsegelbaumes war das Anbringen der schwarzen Metallbänder an der Klaue und der Nock,
sowie das Anbringen von zwei Bohrungen an den Enden der Klaue. Diese dienen zur Aufnahme des "Klotenracks" (ein dünnes Tau mit kleinen Kügelchen) mit dem die Klaue am Mast gesichert wurde.
Der Briggsegelbaum ruhte auf der sogenannten Schulterklampe, die an der Rückseite des Großmastes angebracht war. Dieses Teil galt es nun als Nächstes herzustellen. Einziger Hinweis im Buch von Petrejus auf das Aussehen und ihre Größe ist diese Abbildung (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene").
Zur Herstellung der Klampe hab ich erstmal ein kleines Brettchen in der angenommenen Stärke genommen und an einer Stirnseite eine Rundung hineingefräst, die dem Durchmesser des Großmastes an der anzubringenden Position entspricht.
An der Unterseite dann 5 kleine Holzstücken festgeleimt
Nach dem Aushärten des Leims diese dann mit kleinen Fräsern zurechtgeschliffen. Und so sieht das Ganze fertig aus.
Im nächsten Bild sieht man die Schulterklampe an ihrer entsprechenden Position am Großmast (ca. 45 mm über dem Deck):
Zur Demonstration noch ein Bild mit dem provisorisch angebrachten Briggsegelbaum.
Mit diesem Schritt hat die Irene ihre volle Länge (Klüverbaumspitze bis Baumnock) von ca. 110cm erreicht.
Die letzten Spieren im unteren Bereich, die noch fehlen, sind der Stampfstock am Bugspriet und die Briggsegelgaffel, diese folgen demnächst. Die Schiebblinde am Bugspriet werde ich (anders als bei vielen anderen Modellen) nicht anbringen, da nach einer Spierenaufmessung von 1816 diese Spiere nicht mehr vorhanden war.
Jürgen Nicklis
Im Voraus muss ich mich wieder für die schlechte Bildqualität entschuldigen, scheinbar gibt meine Kamera so langsam den Geist auf.
Nachdem die beiden Marsstengen von Groß- und Fockmast fertig waren, stellte ich noch den Klüverbaum her. Der Klüverbaum ist die Verlängerung das Bugspriets. Bilder von der Herstellung zu zeigen, rentiert sich nicht, da der Aufbau viel zu simpel ist. Es handelt sich um eine ca. 24 cm lange Spiere, die lediglich am Anfang, auf eine Länge von 15 mm, einen Achkant besitzt und ansonsten nur noch rund ist.
Aber nachdem ich mir nochmals den weiteren Aufbau des Bugspriets angesehen habe, kam das große Erwachen. Ich hatte mal wieder einen Bock geschossen. Um diesen zu erklären hier erstmal wieder das obligatorische Übersichtsbild (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene").
Man erkennt sehr schön, dass der Bugspriet nicht durchgehend rund ist, sondern an seiner Spitze in einen Vierkant übergeht und dort die sogenannten Sprietbacken befestigt sind. Und genau hier liegt der Hund begraben. Bei meiner Irene ist das Teil durchgehend rund. Nach reiflicher Überlegung stand für mich fest die Sprietspitze zu überarbeiten, um die Sprietbacken und die darunter befindlichen Klampen vernünftig befestigen zu können. Dies geschah in drei Schritten, welche im nächsten Bild sehr schön zu sehen sind.
Als erstes galt es die Oberseite flach zu feilen. Im zweiten Schritt erfolgte das Aufleimen eines kleinen Brettchen. Zu guter Letzt dann noch das Verschleifen der Konstruktion.
Zwar ist die Unterseite jetzt noch gerundet, doch ist hiervon später nicht mehr viel zu sehen und deshalb ein Kompromiss, mit dem ich leben kann.
Jetzt brauchte ich noch die Sprietbacken. Diese sind im Prinzip nichts Anderes als zwei Brettchen, in welche ich jeweils zwei längliche Öffnungen hineingearbeitet habe, durch welche später Taue führen.
Für das Bearbeiten von Vorder- und Hinterkante nutzte ich meinen Frästisch, das Teil entpuppt sich immer mehr als nützlich.
Als erstes habe ich mit einem kleinen Fräser an den Stirnseiten der Backen kleine runde Vertiefungen hineingefräst.
Die dunklen Stellen im Holz sind vom Sägeblatt meiner kleinen Tischkreissäge, welches inzwischen ausgetauscht ist. Da die Sprietbacken noch weiß angemalt werden, ist dies aber nicht so tragisch.
Danach die äußeren Ecken mit einem Schleifer abgerundet:
was dann so aussah:
Nun nur noch festkleben und fertig waren die Sprietbacken. Unterhalb der Sprietbacken befindet sich jeweils eine lägliche Klampe, welche den Backen noch zusätzlichen Halt geben. Diese sind auf einem später folgenden Bild sehr schön zu sehen.
Um nun die drei Spieren (Klüverbaum, Großmars- und Fockmarsstenge) zu befestigen, mussten die Eselshäupter her. Die Bilder von dessen Herstellung hab ich leider durch meine eigene Blödheit aus Versehen gelöscht. Aus diesem Grund folgen jetzt gleich die Bilder der fertig montierten Spieren.
Die Klampe unter dem Sprietbaken ist hier sehr schön zu sehen
Die Fockmarsstenge
Die Großmarsstenge
Und zum Abschluss noch ein Gesamteindruck.
Bis zu den Eselshäuptern wird noch alles weiß gestrichen, der Rest wird wahrscheinlich geölt oder so. Muss ich mir noch Überlegen.
So das war's dann mal wieder
Jürgen Nicklis
Hallo Allesamt !
Zuallererst möchte ich die zum Teil nicht besonders gute Bildqualität entschuldigen. Meine Kamera hatte aber auf einmal Schwierigkeiten die zu fotografierenden Objekte richtig zu fokussieren. Bei den nächsten Beschreibungsabschnitten wird’s aber wieder garantiert besser.
Nach dem Takeln der unteren Masten und des Bugspriets darf ich endlich wieder etwas mit Holz machen. Heute habe ich die Grossmarsstenge fertiggestellt. Mancher wird jetzt denken, jetzt fängt er schon an einzelne Stengen zu beschreiben. Bevor ich im Buch von Petrejus nachgelesen habe, was man darüber so alles wissen muss, hätte ich wahrscheinlich auch so gedacht. So muss ich aber sagen das eine Marsstenge das reinste Kunstwerk ist.
Jetzt bestimmt gleich die nächsten Gedanken: Wie kann ein einfaches Holzstäbchen das reinste Kunstwerk sein???
Ich denke das es in der nachfolgenden Beschreibung klar wird, was ich meine und jedenfalls einige mir dann zustimmen. Ich beschreibe die Grossmarsstenge welche genau identisch mit der Fockmarsstenge ist. Einziger Unterschied ist, dass die Grossmarsstenge 10 mm länger ist. Im nachfolgenden Bild (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene") ist der Aufbau zu sehen. Es ist sehr gut zu erkennen das sie im Prinzip aus verschiedenen Abschnitten besteht.
Position 1 zeigt eine Standartstenge, Position 2 und 3 zeigen die Grossmarsstenge der Irene aus zwei verschiedenen Ansichten.
Weiterlesen: Baubericht Brigg Irene (1/50) - Teil 9 Marsstengen und Klüverbaum
Hallo,
hab mal wieder etwas Zeit genommen und die Irene gequält. Diesmal hab ich ihr die Takelage des Bugspriets verpasst. Diese hat ein paar schöne Details und ist ein sehr wichtiger Bestandteil des stehenden Gutes. Immerhin sind am Bugspriet das Fockstag und Fockborgstag befestigt. Aus diesem Grund ist das Setzen von Fock- und Fockborgstag auch in diesem Teil enthalten. Auf die Details zur Herstellung der Fockstage, gehe ich hierbei nicht mehr so genau ein. Diese entsprechen ziemlich genau denen der Großstage und sind im Bericht über die Großstage ja ausführlich beschrieben. Im Vorfeld muss ich auf jeden Fall noch einen Ratschlag loswerden. Es empfiehlt sich den gesamten Aufbau von Masten und Takelage besser zu kennen. So hätte ich z.B gewusst das es besser gewesen wäre solche Kleinteile vor dem Einsetzen des Bugspriets anzubringen. Dieses Manko besteht auch am Großmast, an diesem die Klampen für die Gaffel des Briggsegels fehlen.
Hier das Übersichtsbild um die einzelnen Begriffe zu erläutern (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene").
1 = Bugsprietwulling
2 = Wasserstag
3 = Bugstag
Als erstes galt es am Bugspriet kleine Klampen anzubringen um den verschiedenen Kragen (welche im Bild rot eingekreist sind) den nötigen Halt zu geben.
Danach folgte die Herstellung der benötigten Kragen.
Hiervon werden bei der Irene fünf Stück benötigt. Zwei für die Wasserstage, einen für die Bugstage und jeweils einer für Fockstag und Fockborgstag.
Die Herstellung der Kragen ist eine knifflige Angelegenheit und sehr Zeitraubend da diese alle gekleidet sind. Außerdem ist in die Kragen von Fock- und Fockborgstag jeweils einen Kragendoodshoofd eingebunden. Gerade die Herstellung der Kragendoodshoofde ist eine besondere Herausforderung, da diese immer ein besonderer Blickfang sind.
Die Doodshoofde sind aus Buchsbaum hergestellt.
Zum späteren Festzurren der Wasserstage sind Jungfern eingebunden. An beiden Enden befindet sich eine Schlaufe mit denen die Kragen am Bugspriet festgezurrt werden
Auch hier sind wieder Jungfern und Schlaufen angebracht
Nachdem alle Kragen fertig waren habe ich sie in der folgenden Reihenfolge am Bugspriet befestigt, wobei ich mich an die Vorgabe von Pilaar gehalten habe die Petrejus in seinem Buch erwähnt.
- Fockstag
- inneres Wasserstag
- Bugstage
- Fockborgstag
- äußeres Wasserstag
Durch die Öffnungen der Kragendoodshoofde führt später der Klüverbaum
Nun ging es an die Herstellung der zwei Wasserstage. Diese sind in der Herstellung gleich und unterscheiden sich nur in der Länge. Sie konnten komplett oder nur Teilweise gekleidet sein. Aus Geschmacksgründen hab ich mich für Ersteres entschieden. Jedes der beiden Stage wurde durch eine Bohrung (Gat) am Galionsscheg geführt und die Enden zusammengespleist. Eine kleine Schwierigkeit bestand darin, am Ende die richtige Länge zu haben.
Das Ganze sah dann so aus.
Hier war es sehr einfach die Verbindungsstelle zu kaschieren, hab sie einfach im Galionsscheg verschwinden lassen
Nachdem beide angebracht waren galt es noch am anderen Ende eine Jungfer einzubinden.
So, jetzt noch zu guter letzt die Bugstage. Diese sind an Augbolzen (unterhalb der Jagdpforte) mit Haken befestigt. Die Herstellung ist ähnlich wie die der Wasserstage, nur das eben an einem Ende ein Haken eingebunden ist. Auch musste ich hier an der Verbindungsstelle mehr Sorgfalt walten lassen da diese sichtbar ist. Hier das Ergebnis.
Nachdem nun alle benötigten Teile für die Bugspriettakelage hergestellt waren konnte ich mit dem Festzurren beginnen. Hierbei bin ich genau wie bei den Seitentaljen der Wanten vorgegangen. Hier noch zwei Bilder mit den fertiggesetzten Stagen am Bugspriet.
Nun konnten am verspannten Bugspriet die letzten Stage der Untermasten, das Fockstag und Fockborgstag befestigt werden. Hierzu musste ich für jedes Stag je eine Stagmaus und ein Doodshoofd herstellen, welche wir schon von den Großstage her kennen. Bei den Doodshoofden hab ich dann gemerkt das ich bei einer Größe von 4 mm aber so langsam an die Grenze des Machbaren stoße, jedenfalls mit den mir zu Verfügung stehenden Mittel. Das Anbringen der Stagmaus und das Einbinden des Doodshoofd ist identisch mit der Vorgehensweise am Großstage. Aus diesem Grund gehe ich deshalb nicht mehr näher auf diesen Vorgang ein. Zum Abschluss aber noch zwei Bilder der fertigen Fockstage.
Ein kleines Missgeschick muss ich noch gestehen. Als nächstes wird die Irene in die Höhe wachsen. Als ich mir darüber mal ein paar Gedanken gemacht habe wie dies vonstatten geht, ist mir aufgefallen, dass ich die Stage am Großmast durch die Öffnung für die Marsstenge geführt hab. Tja, hieß auf gut Deutsch, die Stage nochmal lösen und frisch verspannen.
So, das war's dann mal wieder
Gruß
Jürgen Nicklis
In diesem Abschnitt möchte ich die Herstellung und das Anbringen der Stage des Großmastes vorstellen. Der Großmast ist nach vorne hin mit zwei Stagen gespannt. Diese sind das Großstag und das Großborgstag.
Beginnen möchte ich mit dem Großsstag.
Zunächst folgen wie gewohnt die Anti-Grübel-Bilder (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene").
Das Großstag besteht im Prinzip aus zwei Teilen, dem oberen Teil mit dem um das Masttop gelegte Stagauge und dem Stagkragen.
Mit diesem Vorwissen geht es nun zur ersten Tat, dem Anfertigen der Stagmaus. Angefertigt hab ich sie aus einem Stück Buchen-Vierkantholz auf meiner "Präzisionsdrechselvorrichtung".
Die Stagmaus hab ich vorsichtig abgetrennt und mit einem 1,8 mm-Bohrer durchgebohrt
Die Stagmaus hab ich dann als nächstes mit dünnem Garn umwickelt (das Garn wurde mit Kleber fixiert) und an der entsprechenden Stelle auf dem Stag (D=1,75 mm) mit Kleber fixiert. Anschließend hab ich den oberen Teil des Stages mit Hilfe meiner Kleidmaschine gekleidet und an dessen Ende ein kleines Auge angebracht.
Das gekleidete Stag inklusive der Stagmaus.
Hier das kleine Stagauge.
Die Stagmaus.
Das offene Stagende hab ich dann durch das kleine Auge geführt und so weit durchgezogen bis sich das Auge an die Stagmaus anlegte. Auf diese Art ist eine große Schlaufe entstanden.
Diese Schlaufe wird dann über das Masttop gelegt.
Der zweite Akt bestand in der Fertigung der zwei benötigten Doodshoofden, welche ich aus Buchsbaum hergestellt habe und das Herstellen des Stagkragen. Hierzu musste ein Stück Tau gekleidet (mit was ich es gemacht habe, brauch ich wohl nicht mehr zu erwähnen) und an einem Ende ein kleines Auge angebracht werden.
Danach erfolgte das Einbinden eines der beiden Doodshoofde wie im folgenden Bild zu sehen ist.
So, nun erfolgte das Anbringen des Stagkragens am Bug. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Christian, der mir dringend benötigtes Infomaterial über die Anbringung zukommen ließ. Die folgenden Bilder zeigen sehr schön wie das Stag befestigt ist.
Nachdem der Stagkragen angebracht war konnte nun auch der zweite Doddshoofd am unteren Ende des Stages eingebunden und das obere Stagteil mit dem Stagkragen verbunden werden.
Und weiter geht es mit dem Großborgstag.
Als erstes war ein Kragen anzufertigen, der am Fockmast befestigt wurde. Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Herstellung eines solchen Kragens besteht in der Tatsache, dass diese komplett gekleidet sind. Der Kragen besteht aus einer eingebundenen Kausch, durch die das Borgstag geführt und direkt hinter dem Fockmast an einem im Deck verankerten Ringbolzen befestigt wurde. An beiden Enden des Kragens befinden sich eine Schlaufe.
Als nächstes folgte die Herstellung des Borgstages. Hierbei ging ich genauso vor wie bei der Herstellung des Großstages. Einzig im unteren Bereich ist ein kleines Stück zusätzlich gekleidet.
So, nun ging es ans Befestigen der vorbereiteten Teile. Den Kragen hab ich um den Mast gelegt und dann die Schlaufen mit einem Bändsel zusammengebunden.
Als nächstes hab ich dann die Schlaufe des Borgstages um den Masttop gelegt, das untere Ende durch die Kausch des Kragens geführt und am Ringbolzen auf dem Deck befestigt.
Hier ist auch sehr schön zu erkennen warum das Borgstag in diesem Bereich zusätzlich gekleidet wurde, nämlich um einem Durchscheuern vorzubeugen.
Das war es mal wieder. Jetzt folgt eine Aufgabe die etwas mehr Zeit braucht, die Takelage des Bugspriets.
Bis bald
Jürgen Nicklis